15.08.2010

Gen-Weinreben im Elsaß entschärft

"Freiwillige SchnitterInnen" gegen illegalen Anbau

Gen-Weinreben Colmar (LiZ). Eine Gruppe von über 60 "freiwilligen Schnitter- Innen" (Faucheurs Volontaires) hat heute bei Colmar ein Versuchsgelände der INRA (Nationales Institut für Agrar- forschung) mit genmanipulierten Weinreben entschärft. Die offene, gewaltfreie Aktion richtete sich gegen eine Genehmigung des französischen Landwirtschaftsministeriums für die INRA Colmar, die einem Gerichtsurteil von Oktober 2009 widerspricht. Das Straßbourger Verwaltungsgericht hatte vor zehn Monaten entschieden, daß der Anbau von Gen-Weinreben im Freiland illegal ist.

Die mit Gen-Weinreben bepflanzte Parzelle war bereits am 7. September 2009 vom Biologen Pierre Azelvandre entschärft worden.1 Bei einem Gerichtsverfahren hatte das Straßbourger Verwaltungsgericht im Oktober 2009 entschieden, daß der Anbau im Freiland illegal ist. Dennoch wurde Azelvandre zu einer Strafe von 2.000 Euro verurteilt - dem Angeklagten hatten bis zu drei Jahre Haft und eine Geldstrafe von 45.000 Euro gedroht - und der illegale Anbau wurde fortgesetzt.

"Wir handeln gewaltfrei und ohne uns zu verstecken. Diese Freilandversuche werden aus Steuergeldern finanziert und das wollen wir nicht," erklärte einer der "freiwilligen SchnitterInnen". Die Gentechnik-GegnerInnen kritisieren insbesondere, daß die genmanipulierten Reben ausschließlich gegen eine Krankheit immun sind, die in der Region äußerst selten ist. Das Risiko, das mit solchen Versuchen verbunden ist, steht daher auch nach Ansicht vieler WinzerInnen im Elsaß in keinem Verhältnis zu einem etwaigen Nutzen. Die Durchführung solcher Freilandversuche mit Gen-Weinreben, Gen-Kartoffeln oder auch Gen-Weizen bestätigen den Verdacht, daß mit Freilandversuchen dieser Art lediglich versucht wird, das Erbgut genmanipulierte Pflanzen in Umlauf zu bringen und auf diese Weise den Widerstand gegen die Verbreitung der Gentechnik zu brechen.

Die an der gewaltfreien Aktion beteiligten WinzerInnen wiesen zudem darauf hin, daß mit der seit Jahrhunderten bekannten Tradition des Fruchtwechsels solche Krankheiten effektiv bekämpft werden können. In einer Stellungnahme erklärten die AktionistInnen, die von der EU-Kommission unterstützten Freilandversuche seien ein erster Schritt zu einem kommerziellen Anbau von Gen-Weinreben, der gegenwärtig nicht zulässig ist und weder von der Bevölkerung noch von den WinzerInnen begrüßt wird. Der Freilandversuch sei nicht nur unnötig, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht wenig aussagekräftig, da die Blüten der genmanipulierten Reben entfernt wurden. So sei es nicht überprüfbar, in wie weit Transgene in die Trauben und letztlich in den Wein übergehen. Kritisiert wird der Versuch der Gentech-Industrie, mit der Patentierung von Lebensformen ZüchterInnen, LandwirtInnen und WinzerInnen von ihren Gen-Pflanzen und ihrem Gen-Saatgut abhängig zu machen.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu unseren Artikel:

      Gentech-Gegner im Elsaß vor Gericht
      Versuch mit Gen-Reben war illegal (8.10.09)

Siehe auch unsere Artikel:

      Gen-Raps verbreitet sich unkontrolliert
      Rückholung verursacht gigantische Kosten (6.08.10)

      Gen-Mais-Skandal:
      Nur Mecklenburg-Vorpommern informiert
      Pioneer-Konzern verweigert Entschädigung (17.07.10)

      Illegale Verbreitung von Gen-Baumwolle
      Gentech-Konzern Monsanto
      zu Millionen-Geldstrafe verurteilt (12.07.10)

      Mecklenburg-Vorpommern
      Gen-Kartoffel Amflora entschärft (9.07.10)

      Erfolg der Bio-Landwirtschaft
      mit Artenvielfalt statt Pestiziden
      US-Studie erklärt Erfolg der Bio-Landwirtschaft (5.07.10)

      Gen-Cocktail bei Feinkost Käfer
      Umweltinstitut München findet
      bei dem Traditionsunternehmen
      sieben illegal verwendete Gen-Mais-Sorten (18.06.10)

      Niedersachsen Gen-Skandal weitet sich aus
      Gen-kontaminierter Mais in 7 Bundesländern ausgesät
      (6.06.10)

      Greenpeace deckt auf:
      Illegale Gen-Schokolade in Supermärkten (26.05.10)

      Gen-Kekse im Supermarkt
      Umwelt-Institut München outet
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      Gen-kontaminierter Mais ausgesät (7.05.10)

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      Resistenz-Gen: nicht berücksichtigt
      Alternativen aus konventioneller Züchtung:
      nicht berücksichtigt (2.03.10)