29.04.2013

Marionetten-Regime in Afghanistan
vom CIA bezahlt

Korruption
New York (LiZ). Das afghanische Marionetten-Regime mit "Präsident" Hamid Karzai an der Spitze erhielt über Jahre hin Millionen US-Dollar in bar über den Geheimdienst CIA. Dies berichtet die New York Times unter Berufung auf derzeitige und frühere Berater Karzais. Zugleich stammt über 90 Prozent des gesamten Heroins, das in Westeuropa auf dem Markt ist, nach Schätzung der Vereinten Nationen aus Afghanistan.

Geliefert wurde der geheime Sold für die afghanischen Statthalter in Koffern, Rucksäcken und Einkaufstüten in den Präsidentenpalast in Kabul. "Wir nannten es Geistergeld," so Khalid Roman gegenüber der New York Times. "Es kam im Geheimen, und es ging im Geheimen," so der frühere Karzai-Berater, der von 2002 bis 2005 das Amt des Vize-Stabschefs innehatte. Karzai selbst scheint äußerst vorsichtig agiert zu haben, denn laut New York Times kann ihm keine Mitwisserschaft über die Geldströme nachgewiesen werden.

Allerdings erklärt der von 2005 bis 2006 amtierende Vize-Außenminister Mahmoud Saikal in Kabul: "Es gibt keinen Zweifel daran, daß verschiedene ausländische Quellen im Präsidentenbüro gelegentlich Bargeld abliefern. Ich denke, so große Summen sollen den Präsidenten und sein Team an der Macht halten." Die New York Times berichtet, viel Geld werde auch dafür bezahlt, die Warlords in Abhängigkeit von den USA zu halten. Die Zahlungen würden von einer kleinen Gruppe im Nationalen Sicherheitsrat abgewickelt, der auch der Verwaltungschef des Rates, Mohammed Sia Salehi, angehöre. Salehi wurde im Jahr 2010 im Zusammenhang mit Ermittlungen über Bargeldschmuggel, Taliban-Finanzen und Opiumhandel festgenommen - und auf Betreiben Karzais noch am selben Tag wieder freigelassen.

Spätestens seit 2011 ist bekannt, daß CIA-Gelder an die Entourage Karzais flossen. Damals kam ans Licht, daß Ahmed Wali Karzai, ein jüngerer Halbbruder Hamid Karzais, auf der Payroll der CIA stand. In seiner Heimatprovinz galt er als ungekrönter "König von Kandahar". In seinem Machtbereich geschah nichts gegen seinen Willen. Dennoch gelang es den Taliban im Sommer 2011 ihn zu ermorden.

Selbst in US-Regierungskreisen wurde nun Kritik laut, mit den Zahlungen sei der Korruption in Afghanistan Vorschub geleistet worden. "Die wichtigste Ursache für Korruption waren die Vereinigten Staaten," zitierte die New York Times Eingeweihte. Nach einer gemeinsamen Studie der UNO und der afghanischen Antikorruptions-Behörde flossen insgesamt rund 3,9 Milliarden US-Dollar in die Taschen von afghanischen BeamtInnen und PolitikerInnen - doppelt so viel wie die Steuereinnahmen Afghanistans. Zugleich erhalten sowohl das afghanische Militär als auch die Polizei jedes Jahr offiziell Milliarden US-Dollar. Dennoch haben diese "Sicherheits"-Institutionen Probleme, einheimisches Personal zu rekrutieren. Viele der Angeworbenen desertieren schon wenige Tage nach Erhalt eines Handgeldes.

Der einzige Wirtschaftssektor, der in Afghanistan boomt, ist die Opium-Produktion, sind die Labors, die aus Opium Heroin produzieren. Über 90 Prozent des gesamten Heroins, das in Westeuropa auf dem Markt ist, stammt nach Schätzung der Vereinten Nationen aus Afghanistan. Für dieses Jahr erwartet die UNO eine Rekordernte. Alle anderen Wirtschaftsbereiche stagnieren oder sind durch den jahrzehntelangen Krieg fast restlos vernichtet worden.

Afghanistan war einst landwirtschaftlicher Selbstversorger. Noch in den 1970er-Jahren war Afghanistan der weltweit größte Exporteur von Rosinen. Heute sind 99 Prozent aller Waren auf afghanischen Märkten Importwaren. Der in Afghanistan gebürtige Politologe Matin Baraki, Dozent an den Universitäten Marburg, Münster, Kassel und Gießen, war Zeitzeuge der Sowjetbesatzung Afghanistans ebenso wie dessen Talibanisierung. Und auch die Zustände im Lande seit dem Einmarsch des US-Militärs kennt er aus eigener Anschauung. Baraki sagt: "Die afghanische Wirtschaft ist vor allem seit der Invasion der USA zerstört. In Afghanistan wird nichts, überhaupt nichts, produziert. Außer Mohn. (...) Seit der Besetzung durch USA und NATO wird in allen 32 Provinzen Afghanistans Mohn angebaut und zu Drogen verarbeitet." Unter den Augen der USA verdienen Warlords und auch Verwandte des Marionetten-Präsidenten Hamid Karzai am Drogenhandel. Baraki erklärt: "Die Drogenbarone sind zum Teil Minister, Gouverneure, Generäle."

Die Besetzung Afghanistans durch die USA - und die Beihilfe zweitrangiger Mächte wie Deutschland hierbei - hat denselben Grund wie die einstige Besetzung durch die Sowjetunion. Afghanistan ist ein Land von großer geostrategischer Bedeutung. Matin Baraki meint: "Das war immer so in der afghanischen Geschichte, und diese geostrategische Bedeutung ist zum Verhängnis geworden für Afghanistan." Nicht Deutschlands Sicherheit wird am Hindukusch verteidigt, wie der SPD-Fraktions-Chef Peter Struck einmal erklärte, sondern die Rohstoffversorgung der USA.

Unter den 4000 Meter hohen Bergen des Hindukusch liegt Afghanistan im Schnittpunkt zwischen der erdöl- und erdgasreichen Region um das Kaspische Meer. Es ist Transitland für Pipelines zum Indischen Ozean und zum Schwarzen Meer. Baraki führt hierzu aus: "Afghanistan hat Pakistan als Nachbarn, im Osten. Pakistan ist einer der wichtigsten Verbündeten der Vereinigten Staaten. Im Westen haben wir Iran, einen der wichtigsten Rohstoff-Exporteure der Welt. Im Norden haben wir Mittelasien, nicht so weit Kaukasus. Und von Afghanistan aus ist es bis zum Irak, bis zur Region, aus der das schwarze Gold kommt, ein Katzensprung. Afghanistan ist ein unsinkbarer Flugzeugträger für die Vereinigten Staaten und jetzt auch für die NATO. Darin liegt die Bedeutung dieses Landes." Es ist daher nicht zu erwarten, daß der von US-Präsident Barack Obama angekündigte Abzug aus Afghanistan je realisiert wird.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Gas vom Kaspischen Meer
      Nabucco-Pipeline in Frage gestellt (29.06.12)

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      Rüstungsexporte: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland
      Steigerung auf 5,78 Milliarden Euro (15.12.09)

      Sozialabbau und Afghanistan
      (4.08.08)

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      Afghanistan bricht unter US-Protektorat alle Rekorde
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      B-T-C: Baku-Tbilissi-Ceyhan
      Gezerre um das eurasische Pipeline-Netz (7.08.03)

      Afghanistan
      eine Bilanz der "Befreiung" (23.05.03)