Greenpeace und G20
...die falsche Adresse
Hamburg (LiZ). Im Gegensatz zum offiziellen Narrativ von der Demokratie, in der ein Primat der Politik über die Ökonomie gegeben sei und im Gegensatz zu dem von Mainstream-Medien transportierten Wunderglauben an die Macht "westlicher" PolitikerInnen, besagt eine Grunderkenntnis der Linken, daß die Richtlinien staatlicher Politik maßgeblich von den großen Konzernen bestimmt werden. Unberührt von solcher Erkenntnis richten sich Appelle zum Klimaschutz im Vorfeld des fürs kommende Wochenende angekündigten "Gipfel-Treffens" G20 an "die Politik". Greenpeace erweist sich hierbei als besonders naiv.
In einer Pressemitteilung vom heutigen Sonntag fordert Greenpeace von Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie müsse sich beim Treffen der G20 in Hamburg "als Gegenpol zu Klimaleugner Trump aufstellen". In demselben Text konstatiert Greenpeace allerdings, daß "der Ausstoß an Treibhausgasen in Deutschland so hoch wie 2009 ist. Von 2015 auf 2016 stieg er sogar um rund vier Millionen Tonnen (Siehe unseren Artikel v. 20.03.17). Seit 12 Jahren stagnieren die Klimagas-Emissionen der BRD in einem Korridor von 900 bis 1.000 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent pro Jahr.
Viele sind auch auf die Propaganda der Mainstream-Medien hereingefallen, wonach US-Präsident Barack Obama eine bessere oder gar fortschrittlichere Politik als sein Vorgänger George W. Bush (2001 - 2009) an den Tag gelegt habe. Doch auch während der 8-jährigen Amtszeit von Obama verharrte der Ausstoß an Klimagasen der USA - Dank geringem Wirtschaftswachstum - in einem Korridor von 5.000 bis 6.000 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent pro Jahr.
Und obwohl Greenpeace leise Kritik an der von den Mainstream-Medien erfundenen Belobigung Merkels zur "Klimakanzlerin" übt, sie betreibe "die Energie-Wende mit halber Kraft" - tatsächlich wird die Energie-Wende von den Bundesregierungen der vergangenen zwei Jahrzehnte nach Kräften sabotiert und behindert - , will auch Greenpeace in einer Woche mit Appellen an die "in Hamburg versammelten Mächtigen der Welt" am Gipfel-Zirkus teilnehmen. Dabei ist zum einen klar, daß in Hamburg für den Klimaschutz nicht mehr herauskommen wird als in Paris beim COP 21 Ende 2015.
Schon vor Beginn dieses 21. "Klima-Gipfels" konnte ohne jegliche Hellsehergabe vorhergesagt werden, daß auch bei diesem "Klima-Gipfel" - ebenso wie bei den vorangegangenen zwanzig in den Jahren seit 1990 - nichts Verbindliches vereinbart werden würde (Siehe unseren Artikel v. 28.11.15). Schon im Vorfeld war bekannt geworden, daß unter den teilnehmende Regierungen abgesprochen war, in Paris keinen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag über nationale Verpflichtungen zur Drosselung von Klimagas-Emissionen abzuschließen. Wie in all den Jahren zuvor sollte auch 2015 alles unverbindlich bleiben und ausschließlich der Desinformation der Weltöffentlichkeit dienen.
Und ebenso sicher ist vorherzusagen, daß alle freundlich-naiven Appelle von friedlichen DemonstrantInnen am kommenden Wochenende in Hamburg erneut hinter einem Vorhang von Feuer und Rauch von den Mainstream-Medien versteckt werden. Dank dem wie bestellt agierenden "Schwarzen Block" wird dann wieder einmal die "Gewalt der Linken" ins mediale Zentrum gerückt werden - und die Gewalt des Kapitalismus, dem weltweit alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren zum Opfer fällt, bleibt hinter dem Vorhang aus schwarzem Rauch versteckt. Passend wird zu den Protesten in Hamburg mit dem Motto "Welcome to hell" geworben. Zu solch einem Spektakel können sich nur politisch Naive und Polit-Hooligans hingezogen fühlen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Klima-Gipfel COP21 +++ Erfolg gesichert +++
Business as usual kann fortgesetzt werden (28.11.15)
G7-Protest in München
Anton Hofreiter und Klaus Ernst reden (4.06.15)
Blockupy? Blackout!
(19.03.15)
Blockupy erneut gescheitert
Polizei als schwarzer Block (1.06.13)
Blockupy-Proteste in Frankfurt
Flughafen von Polizei abgeriegelt (31.05.13)
Blockupy - erfolgreich oder gescheitert?
Eine Analyse und Kritik (27.05.12)
Der Protest
gegen den NATO-Gipfel
ist nicht sinnvoll (2.04.09)
Zehntausende protestieren gegen den G-20-Gipfel
Motto von unfreiwilliger Komik (29.03.09)
NATO-Gipfel im April 2009
(19.02.09)
Weltwirtschaftsforum in Davos
im Schatten der herannahenden Weltwirtschaftskrise
(26.01.08)
Zwei Sorten Gewalttäter,
zwei Sorten Unpolitische
und eine strahlende zweifache Blenderin
Der G8-Gipfel von Heiligendamm (8.06.07)