25.01.2011

Kampf um Wasser in Botswana
!Kung-Aktivist Jumanda Gakelebone
festgenommen

!Kung-Mädchen Gaborone (LiZ). Der bekannte indigene Menschenrechts-Aktivist Jumanda Gakelebone wurde am Wochenende in Botswana festgenommen und über Nacht in Gewahrsam gehalten, als er die Heimat der !Kung ("Buschmänner") im Central Kalahari Game Reserve durchquerte. Er war dort mit Gordon Bennett, dem Anwalt der !Kung unterwegs, um sich mit ihm über ein laufendes Berufungsverfahren zu beraten. Die botswanische Polizei ließ den Anwalt ohne Hilfe in der Kalahari zurück.

Gordon Benett bereitet zur Zeit eine wichtige gerichtliche Anhörung in Botswana vor, bei der es um eine Klage der !Kung gegen die von der Regierung verweigerte Nutzung von Wasserrechten im Gebiet der Kalahari geht. Eine Entscheidung wird in den kommenden Tagen erwartet.

Gakelebone, Mitglied der !Kung-Selbsthilfe-Organisation 'First People of the Kalahari', wurde unter dem Vorwand festgenommen, er reise ohne Genehmigung in dem Reservat. Die !Kung kämpfen seit Jahren um ihr Recht, auf ihrem angestammten Land in der Kalahari zu leben und dort das Wasser aus Brunnen zu nutzen. Mehrfach wurden sie vertrieben und in Lagern eingepfercht. Die !Kung, die in ihrer Lebensweise mit den australischen Aborigines vergleichbar sind, wurden von den früheren Kolonialherren abfällig als "Buschmänner" bezeichnet. Der festgenommene Aktivist sagte gegenüber der Menschenrechts-Organisation 'Survival International', seine Behandlung durch die botswanischen Staatsorgane zeige die Absichten der Regierung. "Ich betrachte die Kalahari als mein Zuhause. Ich wurde hier geboren. Ich benötige keine Genehmigung."

Zuletzt wurden die !Kung im Jahr 2002 aus der Kalahari vertrieben. Im Jahr 2006 verurteilte der Oberste Gerichtshof Botswanas jedoch die Zwangsvertreibung der !Kung als unrechtmäßig und sprach ihnen in einem Grundsatzurteil das Recht zu, in ihre Heimat zurückzukehren. Dies versucht die botswanische Regierung jedoch dadurch zu hintertreiben, daß sie den !Kung den Zugang zu Wasser in der Kalahari abschneidet und so ein Leben in ihrer Heimat unmöglich zu machen versucht.

Das Agieren der botswanischen Regierung gegen die Minderheit der !Kung wurde unter anderem von der Afrikanischen Menschenrechtskommission ACHPR sowie von UN verurteilt. Kürzlich von Wikileaks veröffentlichte Depeschen haben aufgedeckt, daß auch der US-Botschafter in Botswana die Regierung für ihre Behandlung der Buschleute kritisiert. Von den westlichen Mainstream-Medien wird der Menschenrechts-Skandal in Botswana jedoch nicht zur Kenntnis genommen.

Hintergrund der Diskriminierung der !Kung sind gewaltige Profite aus dem Abbau von Diamanten in der Kalahari. Botswana bestreitet seinen Staatshaushalt weit überwiegend aus den Konzessionszahlungen der Diamanten-Konzerne. 74 Prozent des Exports in Höhe von umgerechnet 2,6 Milliarden Euro pro Jahr entfällt allein auf Diamanten. Erst in der vergangenen Woche erteilte die Regierung Botswanas dem Konzern Gem Diamonds eine Genehmigung für den Bau einer weiteren Diamantenmine auf dem Land der !Kung.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Survival International ruft auf zum Boykott
      des Tourismus in Botswana (27.09.10)

      Touristik-Unternehmen erhält Preis
      trotz Mißachtung von Menschenrechten (16.09.10)

      !Kung legen Berufung ein
      Menschenrecht Wasser (2.09.10)

      Botswanas oberstes Gericht mißachtet Menschenrechte
      Den !Kung wird der Zugang zu Wasser verwehrt
      (22.07.10)

      Menschenrechtsverletzung in Botswana
      !Kung dürfen Angehörigen kein Wasser bringen
      (19.07.10)

      US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
      Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen
      (8.04.10)

      UN-Bericht verurteilt
      Botswanas Umgang mit dem Volk der !Kung
      Forderung nach Zugang zu Wasser (6.03.10)

      Ein schwedischer Preis
      und die Diamanten Südafrikas
      Hoffnung für die UreinwohnerInnen der Kalahari?
      (3.10.05)

      Badische Zeitung schaut weg bei Völkermord
      Botswana wird als "Musterländle" dargestellt
      Schleichender Genozid an den !Kung (3.06.05)

      Die Ethnie der !Kung kämpft ums Überleben
      Botswanas Regierung setzt kulturelle Ausrottung fort
      (15.07.04)