14.02.2011

Amazonas-Gebiet:
Schleichender Genozid an den Awá

Fortschreitende Vernichtung des Amazonas-Regenwalds Rio de Janeiro (LiZ). Durch illegalen Holzeinschlag auf ihrem Territorium sind die Awá-Indian- erInnen in Brasiliens Amazonas- Gebiet von einem schleichenden Genozid bedroht. Ihr Territorium wurde laut einem Bericht der Menschenrechts-Organisation 'Survival International' stärker entwaldet als jedes andere indigene Gebiet Brasiliens. Unter Mißachtung der Gesetze schaut auch die neue brasilianische Regierung unter der seit Januar amtierenden Präsidentin Dilma Rousseff weg.

Obwohl den brasilianischen Behörden die Verbrechen sowie die Identität der illegal eindringenden Holzfäller und Siedler bekannt ist, schreiten sie nicht ein. Die Awá-IndianerInnen werden durch die Zerstörung des Regenwalds auf eine immer kleinere Fläche zurückgedrängt. Ihre letzte Zuflucht wird immer weiter zerstört. Eine Erhebung der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten, FUNAI, beweist, daß bereits 31 Prozent des Waldes auf dem Gebiet der Awá-IndianerInnen illegal abgeholzt worden ist.

Die Awá bewohnen drei der fünf indigenen Gebiete, die nach den zuletzt verfügbaren Zahlen aus dem Jahr 2009 am stärksten von der Abholzung betroffen sind. Neben den isoliert lebenden Gruppen gibt es circa 360 kontaktierte Awá, die in unterschiedlichen Gemeinden leben. Satellitenbilder zeigen, daß die Abholzung im Gebiet der Awá in den vergangenen zwei Jahrzehnten sehr stark zugenommen hat und nun auch in der Nähe von jenen Orten stattfindet, in denen die unkontaktierten IndianerInnen gesichtet wurden.

Pire'i Ma'a von den Awá sagte gegenüber 'Survival International': "Die Holzfäller zerstören alles Land. Dies ist indianisches Land. Ich bin wütend, sehr wütend auf die Holzfäller, extrem wütend. Es gibt kein Wild mehr, das ich jagen kann und meine Kinder haben Hunger."

Regenwald-Vernichtung
in der brasilianischen Region Rondonia
Satelliten-Fotos der Jahre 2000 bis 2008:

Fortschreitende Vernichtung des Amazonas-Regenwalds Fortschreitende Vernichtung des Amazonas-Regenwalds Fortschreitende Vernichtung des Amazonas-Regenwalds Fortschreitende Vernichtung des Amazonas-Regenwalds Fortschreitende Vernichtung des Amazonas-Regenwalds
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Einige Awá haben komplett aufgehört zu jagen, da sie sich von illegalen Holzfällern in der Nähe bedroht fühlen. Ein brasilianischer Anthropologe hat vor dem schleichenden Genozid an den Awá-IndianerInnen gewarnt und ein Mitarbeiter der FUNAI erklärte gegenüber dem brasilianischen Sender Globo TV, daß die Awá ausgelöscht werden würden, sollten die Behörden nicht unverzüglich handeln.

Als eines der beiden letzten nomadische Jäger-und-Sammler-Völker in Brasilien, sind die Awá für ihr Überleben komplett auf den Wald angewiesen. Viele Awá sind bei brutalen Massakern von Farmern und Holzfällern ums Leben gekommen. Kontakt mit Außenstehenden kann für die unkontaktiert lebenden Awá zerstörerische Folgen haben, da sie nur geringe Abwehrkräfte gegen eingeschleppte Krankheiten besitzen.

Laut brasilianischem Gesetz soll das Land als Lebensraum der Awá geschützt werden. Bisher jedoch haben die Behörden dem Rechtsbruch tatenlos zugesehen. In der Regierungszeit des pseudo-sozialistischen Vorgängers von Dilma Rousseff, dem von 2003 bis Ende 2010 amtierenden Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva wurden nicht nur die Rechte der UreinwohnerInnen systematisch mißachtet, auch die Vernichtung des Regenwaldes wurde im Interesse der Soja-Konzerne, der Rinderbarone und des internationalen Futtermittel-Handels ungebremst fortgesetzt. Bei der Diskrepanz zwischen den bestehenden humanitären Gesetzen und der realen Politik handelt es sich nicht um ein Versagen, sondern lediglich um die bewußte Irreführung der Weltöffentlichkeit. Nicht ohne Grund trat die engagierte brasilianische Umweltministerin Marina Silva im Jahr 2008 unter Protest zurück.

Durch extremen Fleisch-Konsum und eine Massentierhaltung, die überwiegend auf dem Import von Soja basiert, tragen die Menschen Nordamerikas und Europas in hohem Maße Mitverantwortung für die Zerstörung des Amazonas und die damit verbundenen Verbrechen.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Amazonas-Gebiet: Mega-Staudämme
      gefährden Indianer (19.05.10)

      Greenpeace: Diesel in Deutschland
      zerstört Urwald (5.05.10)

      Peru: Öl-Konzern Repsol plant Ausbeutung im Regenwald
      Indigene und Ökosystem bedroht (20.04.10)

      US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
      Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen
      (8.04.10)

      Globale Waldvernichtung:
      13 Millionen Hektar pro Jahr (26.03.10)

      Mega-Staudammprojekt in Brasilien
      Widerstand von AnwohnerInnen, UmweltschützerInnen
      und WissenschaftlerInnen (1.03.10)

      Coltan-Boom bedroht Gorillas im Kongo
      Blutige Geschäfte - die dunkle Seite
      der glitzernden High-Tech-Welt (22.12.09)

      Palmöl
      Deutsche Industrie beschleunigt Urwaldzerstörung
      (12.05.09)

      Regenwaldvernichtung ungebremst
      Stärkste Abholzung in Brasilien (30.06.08)

      Brasiliens Regenwald-Zerstörung eskaliert
      "Linker" Präsident Lula unterstützt Raubbau (25.01.08)