8.08.2014

Irrsinn contra Irrsinn
Öl-Kooperation trotz Sanktions-Politik

Ölpest
Washington (LiZ). Offenbar sind der US-Regierung unter Barack Obama Profite des Öl-Konzerns ExxonMobil wichtiger als die Sanktions-Politik in der Ukraine-Krise. ExxonMobil startet zusammen mit dem russischen Öl-Konzern Rosneft gemeinsame Probebohrungen in der Arktis. Der ökologische Irrsinn trotzt dem Irrsinn des Ukraine-Konflikts.

Nach wie vor beabsichtigen etliche international agierende Konzerne, die Vorboten der Klimakatastrophe - wie das Abschmelzen des Arktis-Eises - zu nutzen, um so ihre Profite zu steigern und die Fahrt in die Katastrophe zugleich weiter zu beschleunigen. Seit der Übernahme der russischen Öl-Firma TNK-BP für rund 55 Milliarden US-Dollar im Oktober 2012 ist Rosneft der weltgrößte Energie-Konzern.

Rußlands Präsident Wladimir Putin nutzte den Start der Öl-Kooperation zwischen ExxonMobil und Rosneft zu einer Demonstration der Stärke oder - je nach Standpunkt - des Irrsinns: Er bezeichnet die gemeinsame Probebohrungen in der Arktis als Ausdruck von "Pragmatismus und gesundem Menschenverstand". Die Kooperation sei angesichts "momentaner politischer Probleme" erfreulich.

Unbestreitbar handelt es sich bei der seit Wochen gezielt betriebenen Eskalation der Ukraine-Krise um Irrsinn. Denn es droht dabei nicht nur ein neuer Kalter Krieg, sondern darüber hinaus ein atomarer Schlagabtausch. Die US-Regierung plant, die in Europa und auch in deutschland stationierten Atomwaffen zu modernisieren. Die NATO plant, Flugabwehrraketen in Osteuropa zu stationieren. Aktuell wird in der Ukraine erneut die nukleare Option diskutiert und die russische Regierung sieht angesichts der Lage keinen Grund zur Abrüstung. Vielmehr entwickelt sie gegen das westliche Raketenschild neue Interkontinental-Raketen. Die Ukraine-Krise zeigt erneut die Dringlichkeit auf, Atomwaffen weltweit abzuschaffen.

Glen Waller, Rußland-Repräsentant des US-Konzerns ExxonMobil, kündigte an, sein Unternehmen wolle die Projekte in Rußland ungeachtet der US-Sanktionen fortsetzen. "Unsere Zusammenarbeit ist langfristig. Wir sehen hier große Perspektiven," sagte Waller. Rosneft und ExxonMobil kooperieren bereits auf Öl-Feldern in Sibirien und vor der ostrussischen Insel Sachalin.

Derweil steht Rosneft-Chef Igor Setschin auf der vor wenigen Tagen veröffentlichten Sanktions-Liste mit russischen Unternehmen und Personen aus dem Umkreis Putins. Aber offenbar besteht das Interesse Washingtons neben dem Eingliedern der Ukraine in die eigene Macht-Sphäre nicht zuletzt darin, mit Hilfe der Sanktions-Politik gegen Rußland die europäische Wirtschaft zu schädigen.

Doch auch Norwegen schert bereits aus der Sanktions-Front aus: ExxonMobil setzt für die erste Ölbohrung in der zum Nordpolarmeer (Arctic Ocean) gehörenden Karasee eine Plattform aus Norwegen ein. Die Bohrinsel, deren Betrieb nun gestartet wurde, steht im nördlichsten russischen Bohrfeld Universitetskaja-1. Gebohrt werden kann dort nur in der eisfreien Zeit von August bis Ende Oktober. Die GeologInnen von Rosneft vermuten in diesem Teil des Nordpolarmeeres Reserven von mindestens 3,5 Milliarden Tonnen Erdöl und elf Billionen Kubikmeter Gas.

UmweltschützerInnen warnen seit Jahren vor Öl- und Gas-Bohrungen in der Arktis. Eine Öl-Katastrophe wie etwa jene im Golf von Mexiko vom 20. April 2010, die unter dem Namen 'Deepwater Horizon' bekannt wurde, hätte in den kalten arktischen Gewässern noch weitaus schlimmere Folgen. Zudem weisen Umweltschutz-Organisationen wie Greenpeace immer wieder darauf hin, daß das Verbrennen von Öl und Gas das Leben der nachfolgenden Generationen aufs Spiel setzt. Um der Zukunft des Planeten willen müsse dieser Irrsinn gestoppt und der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien forciert werden.

 

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