12.03.2012

50.000 bei Anti-AKW-Demos
in Deutschland

Demo am Fukushima-Jahrestag 2012 Berlin (LiZ). Unter dem Motto "Fukushima mahnt: Atomanlagen jetzt abschalten!" haben sich am ersten Jahrestag der Reaktor-Katastrophe von Fukushima rund 50.000 Menschen an sechs Demonstrationen in Deutschland beteiligt. Zu den Forderungen gehörten die Einstellung der Urananreicherung im nordrhein-westfälischen Gronau, die Aufgabe der Endlager-Pläne in Gorleben und die Rückholung des Atommülls aus dem vom Einsturz bedrohten Bergwerken Asse II.

Zu den Demonstrationen in Brokdorf, Hannover (Grohnde), Braunschweig (Asse II), Gronau, Neckarwestheim, und Gundremmingen hatten die deutsche Anti-Atom-Bewegung, lokale Initiativen und eine Vielzahl von Umweltschutz-Organisationen aufgerufen. Das Gedenken an die atomare Katastrophe von Fukushima und die 16.000 Todesopfer der Tsunami-Katastrophe, sowie die Forderung nach dem sofortigen Atom-Ausstiegs in Deutschland standen im Zentrum der Veranstaltungen. An der Demo am AKW Brokdorf, das trotz des von "Schwarz-Rot-Grün-Gelb" im vergangenen Jahr verkündeten "Atom-Ausstiegs" de facto unbefristet weiter betrieben werden darf, versammelten sich 3000 Menschen, an den Atomkraftwerken Neckarwestheim und Gundremmingen, für die ebenfalls lediglich ein fiktiver Abschalt-Termine jenseits der kommenden Bundestagswahl im Jahr 2013 genannt werden, jeweils über 5000 Menschen. Bei einer 75 Kilometer langen Lichterkette in der Region um die Atommüll-Deponien Asse II und Schacht Konrad beteiligten sich etwa 24.000 Menschen. In Hannover demonstrierten rund 7000 gegen den Weiterbetrieb des AKW Grohnde und gegen die Urananreicherungsanlage Gronau, die der Brennelemente-Versorgung von weltweit 36 Atom-Reaktoren dient, protestierten über 4000 Menschen.

Vielerorts wurde die Forderung laut, daß angesichts des nicht mehr zu leugnenden "Restrisikos" keine weiteren leeren Versprechen und Verzögerungen geduldet werden können. Gerade mit Blick auf Japan, wo gegenwärtig 52 von insgesamt 54 Atom-Reaktoren abgeschaltet sind, fragen immer mehr Menschen: Was zählt mehr, Profite oder Sicherheit? Immer weiter verbreitet sich zudem die Erkenntnis, daß keine Versorgungsengpässe oder wirtschaftlichen Probleme einem realen Atom-Ausstieg entgegenstehen. Während in den vergangenen zehn Jahren die Propaganda verbreitet wurde, Deutschland isoliere sich mit seinem "Atom-Ausstieg", konnte doch auf die Dauer nicht die Information völlig unterdrückt werden, daß in Österreich im Jahr 1979 und Italien im Jahr 1987 ein realer Atom-Ausstieg durchgesetzt worden war.

Daß die "schwarz-gelbe" Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel und die sie unterstützenden "Oppositions-Parteien" einen Atom-Ausstieg nicht ernsthaft in Angriff nehmen wollen, zeigt sich nicht allein an dem de facto unbefristeten Weiterbetrieb von neun der zuletzt 15 in Deutschland in Betrieb befindlichen Atom-Reaktoren. Häufig wird hier die Zahl 17 genannt, doch unter diesen 17 offiziell in Betrieb befindlichen Atom-Reaktoren befanden sich auch jene der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel, die seit Juni 2007 nicht mehr nennenswert zur Stromversorgung beigetragen hatten. Der im Februar von den Ministern Röttgen und Rösler verkündete Solar-Ausstieg sorgt ebenfalls dafür, daß immer weniger Menschen in Deutschland an das von Merkel im vergangenen Jahr erneuerte Versprechen eines Atom-Ausstieg glauben. Allzu deutlich widerspricht dem eine Reihe weiterer Fakten: Der Weiterbetrieb der UAA Gronau, Hermes-Bürgschaften für den Bau von Atom-Reaktoren in anderen Ländern, staatlich subventionierte Atomforschung in Karlsruhe und weitere Milliarden Euro für das Projekt ITER.

Zugleich forderten in Tokio rund 10.000 DemonstrantInnen die Stilllegung aller Atomkraftwerke. "Die Regierung hat das Volk auch nach der schwersten Atomkatastrophe seit Tschernobyl weiter betrogen," sagte Chieko Shiina. In der Schweiz demonstrierten rund 8000 Menschen am AKW Mühleberg. Nicht nur aus dem Kanton Bern, sondern auch aus vielen anderen Kantonen waren die Menschen gekommen. Eine der DemonstrantInnen aus Zürich, die 17-jährige Tanja Walder, zeigte sich skeptisch: "Auch nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts glaube ich nicht an eine baldige Abschaltung des AKW." Gerade deshalb sei sie aber zusammen mit FreundInnen zur Demo am AKW Mühleberg gekommen.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      65.000 für Atom-Ausstieg
      bei Internationaler Menschenkette im Rhônetal (11.03.12)

      Fukushima-Jahrestag
      Umweltschutz-Organisationen
      rufen zu Demonstationen auf (10.03.12)

      Reaktor II des AKW Fessenheim
      wieder am Netz (7.03.12)

      Warnung vor AKW Angra
      Der Wahnsinn der Hermes-Bürgschaften (4.03.12)

      Atomkraftwerke
      Kernschmelz-Risiko unterschätzt (1.03.12)

      Schweizer AKW Bezau
      jetzt ältestes Atomkraftwerk der Welt (29.02.12)

      Referendum in Polen
      Nein zu AKW-Neubauplänen (15.02.12)

      Der permanente Super-GAU von Fukushima
      "Kaltabschaltung" obsolet - Temperatur steigt (13.02.12)

      Obama subventioniert die Atom-Mafia
      Bau zweier Atom-Reaktoren angekündigt (9.02.12)

      Kinderkrebs im Umkreis von Atomkraftwerken
      deutlich erhöht (4.08.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren (30.05.11)