AKW Gundremmingen und Müllverbrennung
SPD Weißenhorn will Vertragsänderung
Ulm (LiZ). Der Neu-Ulmer Landrat Thorsten Freudenberger hat die Anlieferung von radioaktivem Müll zur Müllverbrennungsanlage in Weißenhorn Ende Januar vorläufig gestoppt. Es wird sich aber erst noch herausstellen müssen, ob dies lediglich eine Maßnahme ist, um die BürgerInnen zu beruhigen oder ob tatsächlich Konsequenzen aus dem Skandal gezogen werden. VertreterInnen der örtlichen SPD bekunden, sich für einen endgültigen Stop der Anlieferung aus dem AKW Gundremmingen einsetzen zu wollen.
In der Verharmlosung des Skandals überbieten sich derzeit Südwestpresse und Bayerischer Rundfunk - wobei zu bemerken ist, daß überregionale Mainstream-Medien gar nicht berichten und auch der Bayerischer Rundfunk das Thema auf der Ebene der Regionalberichterstattung behandelt. In den entsprechenden Artikeln heißt es, das Thema werde "hochgekocht" und LokalpolitikerInnen werden zitiert, die davon reden, die "Sache" sei "hochgebauscht". Weiter ist zu lesen, in einer Sitzung des Umweltausschusses sei "dargelegt" worden, daß nur unbedenkliches Material angeliefert wird. Die radioaktiven Abfälle würden unter strengen Kontrollen der Aufsichtsbehörden freigemessen – das Strahlungsniveau sei "mit dem von normalem Hausmüll" vergleichbar.
Von Seiten der lokalen SPD heißt es dennoch, es bestehe "dringender Handlungsbedarf". Sie fordert in einem Antrag, überhaupt keine Abfälle mehr aus dem AKW Gundremmingen – egal ob freigemessen oder nicht – in Weißenhorn zu verbrennen. Der Vertrag zwischen dem Landkreis Günzburg, in dem das Atomkraftwerk liegt, und dem Landkreis Neu-Ulm müsse entsprechend geändert werden, so die SPD.
Doch bei einer Sitzung des Umweltausschusses des Kreistages Neu-Ulm, in dem Weißenhorn liegt, wurde heute (13. Februar) der entsprechende Antrag der SPD, künftig keinen radioaktiven Müll aus dem AKW Gundremmingen mehr anzunehmen, abgelehnt. Der Landrat des Landkreises Neu-Ulm, Thorsten Freudenberger, hat vor rund zwei Wochen einen Anlieferungs-Stop verhängt. Er wollte bis zur heutigen Sitzung klären lassen, was genau aus Gundremmingen nach Weißenhorn geliefert wird. Außerdem hat er den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises angewiesen zu überprüfen, ob die anfallende Schlacke nennenswert radioaktiv belastet ist. Bei einer Info-Veranstaltung mit einem Referenten des AKW Gundremmingen hatte Freudenberger aber bereits am 4. Februar (siehe unseren Artikel v. 4.02.19) zu erkennen gegeben, daß er nicht daran denke, "aus heiterem Himmel" vertragsbrüchig zu werden. Nun wird die Verbrennung von radioaktivem Müll also vermutlich im März weitergehen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Radioaktiver Müll aus dem AKW Gundremmingen,
eine Müllverbrennungsanlage in Weißenhorn
und der Irrsinn des Freimessens (4.02.19)
"Nukleare Transparenz":
Atom-Müll wird seit 3 Jahren
in Weißenhorn verbrannt (24.01.19)
Widerstand gegen AKW-Müll für Deponien
auch in Norddeutschland und Sachsen (23.05.18)
Konflikt um radioaktiven Müll
Ärzte-Präsident Clever widerspricht Untersteller (23.03.18)
Atom-Müll aus Obrigheim auf Deponie?
Landrat Brötel verweigert die Einlagerung (13.07.17)
Konflikt um radioaktiven Müll
Hin und Her bei ÄrztInnenkammer (26.01.17)
Gegen "Freimessen" von Atommüll
LandesärztInnenkammer Ba-Wü warnt (3.12.16)