16 Jahre nach "9/11"
Schutz der Bevölkerung unwichtig
Berlin (Liz). Die dilettantisch ausgeführten Terror-Anschläge mit einem LkW als Tatwaffe wurden in den vergangenen Jahren von der Parteien-Politik als Vorwand benutzt, um die bürgerlichen Freiheitsrechte weiter auszuhöhlen. Daß der Schutz der Bevölkerung dagegen unwichtig ist, zeigt das unverändert hingenommene Risiko des Super-GAU durch einen Terror-Angriff auf ein Atomkraftwerk.
Nach dem Terror-Angriff auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001, bei dem entführte Passagier-Flugzeugen in zwei der Türme des World Trade Centers (WTC) gesteuert und diese so zum Einsturz gebracht wurden, beauftragte Jürgen Trittin, damaliger Atom-Minister der "rot-grünen" Bundesregierung, die staatliche Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) mit einem Gutachten. Dieses Gutachten kam zum Ergebnis, daß keines der deutschen Atomkraftwerke dem gezielten Absturz eines Passagier-Flugzeugs widerstehen kann. Die schweren Triebwerke großer Passagier-Flugzeuge können die Betonhülle über dem Reaktordruckbehälter durchschlagen. Bei einem Verlust der Kühlung der Brennstäbe ist danach ein Super-GAU mit massiver Freisetzung von Radioaktivität nicht mehr zu verhindern (Siehe unseren Artikel v. 7.04.03).
Selbstverständlich ließ Trittin dieses Gutachten in der Schublade verschwinden. Lediglich BehördenvertreterInnen der Bundesländer hatten Kopien erhalten und Stillschweigen vereinbart. Erst am 7. April 2003 wurde über eine Kopie des Geheim-Gutachtens, die nach Österreich gelangt war, der brisante Inhalt publik. Unter anderem berichtete damals das Magazin 'focus'. Da aber die Mainstream-Medien in den darauffolgenden Jahren das Thema ausblendeten, geriet das Wissen über das katastrophale Risiko-Potential deutscher Atomkraftwerke bei großen Teilen der Öffentlichkeit in Vergessenheit.
Erst im April 2011 - nach dem Beginn des Super-GAU im AKW Fukushima Daiichi am 11. März 2011 und der Kernschmelze in drei der Reaktoren dieses Atomkraftwerks - stellte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Regierungsauftrag die Forderung auf, daß Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit der deutschen Atomkraftwerke und der sogenannten Zwischenlager ergriffen werden sollten. Die Formulierung "Verbesserung der Sicherheit" ist ein Euphemismus, denn sicher waren die deutschen AKW von Anfang an nicht. Tatsächlich blieb diese Forderung ohne effektive Folgen. An keinem der Reaktorgebäude wurde etwa die Betonhülle verstärkt.
Stattdessen gab es Pseudo-Maßnahmen, die allenfalls dazu geeignet waren, die Öffentlichkeit irrezuführen. So ließ etwa der baden-württembergische Strom-Konzern und AKW-Betreiber EnBW merkwürdiger Weise im Jahr 2010 - damals war noch der "schwarze" Ministerpräsident Stefan Mappus im Amt - Nebelwerfer auf dem Gelände des Atomkraftwerks Philippsburg (Kreis Karlsruhe) installiert. EnBW ließ allen Ernstes die Behauptung verbreiten, mit Nebelwerfern sei ein effektiver Schutz gegen Terror-Angriffe mit einem Passagier-Flugzeug nach Vorbild des 11. September 2001 gewährleitet (Siehe hierzu unseren Artikel v. 21.07.10).
In Deutschland gibt es 16 "Zwischen"-Lager für hochradioaktiven Atom-Müll, da bislang weltweit kein geeigneter Ort für ein sogenanntes Endlager gefunden wurde. Und da auch die Betonwände der "Zwischen"-Lager allenfalls 120 Zentimeter dick sind - in etlichen Fällen sogar nur 85 Zentimeter dick - ist klar, daß diese noch weniger gegen Terror-Angriffe geschützt sind als die Reaktorgebäude mit ihren runden Betonkuppeln. Als Pseudo-Maßnahmen wurde nun mancherorts damit begonnen, rund um solche Hallen in einem gewissen Abstand 10 Meter hohe Mauern zu errichten. Es wird behauptet, solche Mauern würden vor einem Terror-Angriff schützen.
Gegen einen Terror-Angriff mit einem entführten Passagier-Flugzeug hilft eine solche Mauer nichts. Die Mauer soll als "zusätzliche Barriere ein gewaltsames Eindringen ins Lager erschweren" und damit der Polizei "mehr Zeit zum Eingreifen" geben, verlautbarte Burghard Rosen, Pressesprecher der damaligen Betreibergesellschaft des "Zwischen"-Lagers im nordrhein-westfälischen Ahaus im Mai 2017.
Auch am Standort des oberirdischen "Zwischen"-Lagers Gorleben soll eine Mauer errichtet werden. Im März 2016 berichtete eine Lokal-Zeitung: "Die Erkenntnisse über neue Täterprofile und potenzielle Terrorgefahren, mit denen man den Bauantrag gestellt hatte, sind längst veraltet." Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg erinnerte im Juni 2017 daran, daß bisher "nichts gebaut wurde". Dennoch heißt es frech in einem von der "schwarz-roten" Bundesregierung im August vorgelegten Bericht, die deutschen "Zwischen"-Lager entsprächen den internationalen Sicherheitsstandards.
"Niemand glaubt, daß die CASTOR-Behälter so robust sind, daß sie einem Flugzeug-Absturz stand halten," sagt Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Im "Zwischen"-Lager Gorleben stehen 113 CASTOR-Behälter. Jeder einzelne hiervon birgt ein Risiko-Potential, das dem Super-GAU in einem AKW gleichkommt.
Am 10. März 2017 mußte der größte Teil des Betriebspersonals des schleswig-holsteinischen AKW Brokdorf mit Ausnahme einer "Notbesetzung" das Gelände verlassen, weil Terror-Alarm wegen eines Passagier-Flugzeugs ohne Funkkontakt über Deutschland ausgerufen wurde. Vom schleswig-holsteinischen Atom-Ministerium unter Leitung des pseudo-grünen Robert Habeck wurde verlautbart:
"Die Reaktorsicherheitsbehörde hat keine Anhaltspunkte, daß es an einer hinreichenden Sicherung gegen den Absturz von Verkehrsflugzeugen - auch des A380 - fehlen würde." Hinsichtlich großer Verkehrsflugzeuge und den Auswirkungen bei Abstürzen auf Kernkraftwerke seien allerdings auf Bundesebene Untersuchungen in einer Arbeitsgruppe der Reaktorsicherheitskommission noch nicht abgeschlossen. Und nachdem das Flugzeug über Deutschland hinweg geflogen war, verbreitete Habeck um 11:34 Uhr über den Bespitzelungs-Dienst Twitter als Kommentar: "Lage ist im Griff, Situation unter Kontrolle."
Es ist kein Geheimnis, daß es im Durchschnitt zehn Mal pro Jahr vorkommt, daß ein Passagier-Flugzeug über Deutschland den Funk-Kontakt verliert.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Vierter Terror-Alarm 2017
Das Flugzeug als Waffe und der Super-GAU (16.07.17)
Dritter Terror-Alarm 2017
Atomkraftwerke völlig ungeschützt (15.07.17)
5 AKW wegen Terror-Alarm geräumt
Erneut Passagierflugzeug ohne Funkkontakt (10.03.17)
AKW und Terror-Gefahr durch Flugzeug
Kampfjets verfolgen Passagiermaschine (20.02.17)
"Terror": Weiterdenken!
12 Thesen zur ARD-Propaganda vom 17.10. (20.10.16)
Drohne über AKW Leibstadt
macht Gefahr bewußt (9.08.16)
Atomkraftwerke: Einladung an Terror-Gruppen
Unzureichende Konsequenzen in Frankreich (22.11.15)
Drohnen über französischen AKW
Greenpeace warnt vor Super-GAU (25.11.14)
Drohnen über Atomkraftwerken
Gefahr durch Terrorismus (30.10.14)
"Stress-Test" abgeschlossen
Statt Atom-Ausstieg neue Mogelpackung? (18.05.11)
Restrisiko: Auch Terrorangriffe gegen AKW
sollen nicht länger ausgeblendet werden (31.03.11)
AKW Philippsburg
Mit Nebelwerfer gegen Terror-Gefahr? (21.07.10)
Terrorziel Atomkraftwerk
TV-Magazin 'Frontal21' veröffentlicht Geheimbericht
(17.06.09)
Atomkraftwerke sind potentielle Terror-Ziele
BUND warnt vor 9/11 in Deutschland (5.09.08)
Neues EPR-Atomkraftwerk
kann durch Flugzeug-Attacke zerstört werden (26.03.08)
Lizenz zum Abschuß von Passagierflugzeugen
Bundesverfassungsgericht entscheidet
über "Luftsicherheitsgesetz" (9.11.05)
Auch neue EPR-Atomkraftwerke terrorgefährdet
Greenpeace kritisiert Zensur der französischen Regierung
(25.09.05)
Präventiver Abschuß von Flugzeugen
Es geht um ungesicherte AKWs (12.01.05)
Amt für Fragenschutz
Wendländer bekommen keine Auskunft von "Rot-Grün"
(21.06.04)
Deutsche AKWs ungesichert gegen Flugzeug-Terror
Geheime GRS-Studie in österreichischen Medien (17.12.03)
AKWs ungeschützt
gegen Terror-Angriffe (7.04.03)