Protest-Aktion gegen Uran-Transporte
durch Hamburger Hafen
Hamburg (LiZ). AktivistInnen der Umweltschutz-Organisation 'Robin Wood' demonstrieren zur Stunde im Hamburger Hafen gegen einen Transport von Uranerz-Konzentrat. Sie fordern den Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz auf, die Transporte von radioaktivem Material durch den Hamburger Hafen zu verbieten. Von der beteiligten Hamburger Firma, dem Umschlagbetrieb C. Steinweg, fordern die UmweltschützerInnen, ihr schmutziges Geschäft mit Uran zu beenden.
Am vergangenen Donnerstag legte das Schiff 'Sheksna' mit der radioaktiven Fracht in Hamburg Hafen an. Sie kam aus St. Petersburg und legte im Steinwerder Hafen am Max-Brauer-Kai im Südwest-Terminal der Umschlagfirma C. Steinweg an. Dort wurden fünfzehn Container mit Uranerz-Konzentrat entladen, die aus den GUS-Staaten Kasachstan oder Usbekistan stammen.
Zur Stunde spannen 'Robin-Wood'-AktivistInnen ein Transparent über den Transportweg mit der Forderung: "Stop Atomtransporte!"
Die Firma C. Steinweg hat von August 2013 bis August 2014 fast 5.000 Tonnen Uranerz-Konzentrat in Steinwerder umgeschlagen. Das entspricht fast zehn Prozent der weltweiten Uranförderung. Von Januar bis August 2014 kamen 52 Prozent des hier umgeschlagenen Uranerzes über St. Petersburg aus GUS-Staaten. Weitere 38 Prozent des Uranerzes werden aus Namibia eingeschifft. Die restlichen zehn Prozent stammen je zur Hälfte aus Brasilien und den USA.
In Kasachstan liegen die meisten Uranminen in Sandstein-Formationen. Das Uran wird mit einer Art Fracking-Methode gefördert: Beim In-Situ-Leaching-Verfahren werden große Mengen an Schwefelsäure in den Untergrund injiziert, um das Uran zu lösen. Nach einigen Monaten wird die Lösung aus dem Untergrund wieder abgesaugt und das darin enthaltene Uran verarbeitet. Das Verfahren beeinträchtigt das Grundwasser, die Langzeitfolgen sind ungewiß.
Kasachstan hat seine Uran-Fördermenge von 5.279 Tonnen im Jahr 2006 auf 22.574 Tonnen im Jahr 2013 vervierfacht. Es hat damit seinen Weltmarktanteil von 28 auf 38 Prozent erhöht und ist das weltweit wichtigste uranproduzierende Land. Der Uran-Abbau sowie der gesamte Nuklearkomplex unterstehen dem kasachischem Atomministerium und dem staatseigenen Bergbaukonzern Kazatomprom.
Die Hamburger Firma C. Steinweg lagerte bereits zu einem früheren Zeitpunkt über einen Monat lang radioaktives Material in mangelhaften Behältern auf ihrem Gelände in Steinwerder. AtomkraftgegnerInnen "inspizierten" das Gelände der Firma. Am 18. August 2014 stoppten Personen einem Zug mit mehr als fünfzig Containern Uranerz-Konzentrat aus Namibia, Kasachstan und Usbekistan.
Das jetzt bei C. Steinweg umgeschlagene Uran für die Konversions-Anlage im südfranzösischen Narbonne-Malvési bestimmt (Siehe unsere Artikel v. 31.10.14 und v. 9.11.14). Per Bahn ist die radioaktive Fracht vier Tage lang von Hamburg über Bremen, Osnabrück, Münster, Köln, Koblenz und Woippy nach Narbonne-Malvési unterwegs. "In Zusammenarbeit mit französischen Atomkraft-Gegnerinnen und -Gegnern beobachten und kritisieren wir diese Transporte regelmäßig," erklärt Tobias Darge, Energie-Referent von 'Robin Wood'.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Malvési, Plutonium
und das Häuschen der Großmutter (9.11.14)
Das undefinierbare strahlende Objekt
in Narbonne-Malvési (31.10.14)
Mehr als 988 Atom-Transporte in 2 Jahren
Permanente Gefahr einer Katastrophe (13.07.14)
Hamburg: Katastrophe nur
knapp abgewendet (16.05.13)