Mehr als 988 Atom-Transporte in 2 Jahren
Permanente Gefahr einer Katastrophe
Berlin (LiZ). Wie die Bundesregierung nun zugeben mußte, haben in Deutschland zwischen Anfang 2012 und Ende Mai 2014 insgesamt 988 Atomtransporte stattgefunden, von denen die Bevölkerung in der Regel nichts erfuhr. Weiterhin verweigert sie jede Auskunft über die Routen. Die Bevölkerung ist dort erheblichen Risiken ausgesetzt.
Ein großer Teil der gefährlichen Atom-Transporte auf Straßen, Schienen oder zu Wasser hat seinen Ziel- oder Ursprungsort in der UAA (Urananreicherungsanlage) in Gronau im "rot-grün"-regierten Nordrhein-Westfalen. Die UAA Gronau wird vom deutsch-britisch-niederländisches Konsortium Urenco betrieben und versorgt die Atomindustrie mit angereichertem Uran. Dieses wird zu Brennstäben verarbeitet, die im Reaktorkern von Atomkraftwerken mit Hilfe von Kernspaltung zur Erzeugung von Wärme eingesetzt werden. Die deutschen AKW-Betreiber E.on und RWE halten an Urenco jeweils 16,5 Prozent der Anteile. Nach eigenen Angaben liefert Urenco den Brennstoff für rund 25 Prozent aller Atomkraftwerke weltweit. Wenig bekannt ist bis heute, daß im Jahr 2003 unter der "rot-grünen" Bundesregierung ein Ausbau der UAA Gronau mit einer Verdreifachung der Produktionskapazität genehmigt wurde.
Viele hoch gefährliche Atom-Transporte haben den Hamburger Hafen als Durchgangs-Station. Quer durch Deutschland sind sie auf geheim gehaltenen Routen per Bahn oder mit dem LkW über Autobahnen unterwegs. Mal sind es Container mit Uranerz-Konzentrat, das aus den Uran-Minen etwa im Niger stammt, mal Tanks mit Uranhexafluorid, aus dem in den Gaszentrifugen einer UAA angereichertes Uran entsteht. Diese hochgiftigen Stoffe werden für die Herstellung von Brennstäben benötigt.
Am 1. Mai 2013 war Hamburg nur knapp einer gewaltigen Katastrophe entgangen. An Bord eines brennenden Frachters befanden sich 9 Tonnen des äußerst gefährlichen Stoffes Uranhexafluorid. Bei einer Freisetzung wären große Teile der Millionenstadt in Todeszonen verwandelt worden (Siehe unseren Artikel v. 16.05.13). Nur wenige hundert Meter vom Brand entfernt feierten in der Hafencity zugleich rund 35.000 TeilnehmerInnen den Eröffnungsgottesdienst des Evangelischen Kirchentages.
Das radioaktive Inventar - meist Atom-Müll aus einer der Plutonium-Fabriken La Hague und Sellafield - eines CASTOR-Behälters vom Typ HAW entspricht rund 20 Prozent der bei der Tschernobyl-Katastrophe freigesetzten Radioaktivität. Meist werden sechs bis zwölf diese CASTOR-Behälter per Bahn zusammen transportiert. Sie sind gegen einen terroristischen Angriff wie beispielsweise gegen den Beschuß mit einer Panzerfaust in keinster Weise geschützt.
Auch wenn so manche wegen des Versprechens von "Schwarz-Rot-Gelb-Grün" im Sommer 2011, einen Atom-Ausstieg in Deutschland zu verwirklichen, vermuten würden, daß die Zahl der Atom-Transporte in Deutschland abnimmt, ist das Gegenteil der Fall. Wie wenig glaubhaft das Versprechen eines Atom-Ausstiegs in Deutschland ist, zeigt nicht allein die jüngste Geschichte nach der erstmaligen Verkündung eines Atom-Ausstieg im Jahr 2000 und dem Beschluß eines "Ausstiegs aus dem Ausstieg" im Herbst 2010, sondern auch die Tatsache, daß sowohl die UAA Gronau als auch die Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen Betriebsgenehmigungen bis weit über das Jahr 2022 hinaus besitzen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
CASTOR-Transport nicht nach Gorleben?
Zielbestimmung für Atommüll bis Ostern (15.02.14)
Radioakives Material aus Fukushima
in Ukraine (3.01.14)
Blockade gegen Uran-Transport
Landgericht: "Eichhörnchen" darf weiter klettern (4.11.13)
China stoppt Bau einer
Urananreicherungsanlage in Guangdong (14.07.13)
Hamburg: Katastrophe nur
knapp abgewendet (16.05.13)
Juristischer Kampf
um CASTOR-Prostest 2010
Erfolg für Atomkraft-GegnerInnen vor Gericht (19.02.13)
Atommüll-Zug in Südfrankreich entgleist
Bestimmungsort ist möglicherweise Deutschland (22.01.13)
"Schwarz-Gelb" schafft Grundlage für Atommüll-Export
AtomkraftgegnerInnen kritisieren Dammbruch (4.01.13)
Greenpeace protestiert auf der Weser
gegen Plutonium-Transport (24.09.12)
Gorleben: Atomarer Irrweg wird fortgesetzt
Weitere CASTOR-Transporte angekündigt (7.06.12)
13. CASTOR nach Gorleben
angekündigt (3.06.11)
Atommüll-Frachter in Seenot
nach Rußland-Fahrt (20.12.10)
Greifswald-CASTOR rollt
(14.12.10)
Termin-Änderung: CASTOR nach Lubmin
auf Mitte Dezember vorgezogen (17.11.10)
Strahlende Weihnachten:
CASTOR soll nach Lubmin rollen (12.11.10)
50.000 in Dannenberg
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Gorleben-Widerstand
Protest gegen Polizei-Willkür (4.10.10)
Gorleben-CASTOR vermutlich ab 5. November
Auftakt-Demo terminiert (16.09.10)
Weiterer Erfolg des Gorleben-Widerstands:
Verwaltungsgericht Lüneburg stoppt Datensammlung
(4.09.10)
CASTOR-GegnerInnen siegen
vor Bundesverfassungsgericht (26.08.10)
CASTOR im November
Erste Vorbereitungen (20.07.10)
Unsinniger CASTOR-Transport
von Hamburg nach Südfrankreich (15.06.10)
CASTOR nach Gorleben genehmigt
Widerstand angekündigt (3.05.10)
Protest gegen Atommüll-Transport nach Rußland
Greenpeace-Aktion in der Nordsee (10.04.10)
Atomenergie ist sicher?
Autobahnpolizei stoppt Horror-Transport (11.03.10)
Atommüll-Transporte
Glaskokillen nicht stabil (5.02.10)
Unfall in der UAA Gronau
Arbeiter radioaktiv verstrahlt (23.01.10)
CASTOR-Transporte ins Zwischenlager Ahaus
Der Weg zum illegalen Endlager (14.11.09)
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ins Blickfeld gerückt (29.04.09)
Nach dem Wahljahr 2009:
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Nachtrag zum Gorleben-CASTOR:
Amt mußte Strahlenmeßgeräte leihen (17.02.09)
Nachtrag zum Gorleben-CASTOR
Strahlenrisiko beim Atommülltransport fahrlässig erhöht
(27.11.08)
2009 kein CASTOR nach Gorleben?
Neue CASTOR-Behälter für radioaktiven Müll
ohne Genehmigung (29.04.08)
Das ungelöste Problem der Endlagerung
Folge 12 der Info-Serie Atomenergie