16.05.2013

Hamburg: Katastrophe nur
knapp abgewendet

Beinahe-Katastrophe in Hamburg am 1. Mai 2013
Hamburg (LiZ). Wie erst jetzt bekannt wurde, entging Hamburg am 1. Mai nur knapp einer Katastrophe. An Bord eines brennenden Frachters befanden sich 9 Tonnen des äußerst gefährlichen Stoffes Uranhexafluorid. Bei einer Freisetzung wären große Teile der Millionenstadt in Todeszonen verwandelt worden.

Die Ladung des Frachters 'Atlantic Cartier' war zudem besonders brisant, da sie außer Uranhexafluorid insgesamt 20 Tonnen Nuklearmaterial, etliche Container mit Munition und rund 180 Tonnen Ethanol umfaßte. Der brennende Frachter befand sich am 1. Mai am O'Swaldkai. Nur wenige hundert Meter vom Brand entfernt feierten in der Hafencity zugleich rund 35.000 TeilnehmerInnen den Eröffnungsgottesdienst des Evangelischen Kirchentages.

Uranhexafluorid wird unter anderem zur Herstellung von Brennstäben für Atomkraftwerke verwendet. Vermutlich war die äußerst gefährliche Lieferung für die Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau oder die Brennelementefabrik in Lingen bestimmt. Nach eigenen Angaben versorgt die UAA Gronau weltweit rund hundert Atomreaktoren mit Brennstoff. Zuletzt wurde eine Erweiterung der Produktions-Kapazität im Jahr 2003 unter der "rot-grünen" Bundesregierung genehmigt.

Selbst Bruchteile eines Gramms Uranhexafluorid in der Atomluft führen zu einem Tod innerhalb von wenigen Stunden. Mit Uranhexafluorid kontaminiertes Gebiet ist für mehrere Millionen Jahre unbewohnbar. Der bei Zimmertemperatur feste weiße Stoff wird bereits bei 56 Grad Celsius gasförmig. Gelangt Uranhexafluorid mit Wasser in Kontakt, entsteht die äußerst aggressive Flußsäure, die auch von Glas nicht zurückgehalten werden kann.

Mehr als 200 Feuerwehrleute und rund hundert weitere Einsatzkräfte waren zeitweise im Einsatz, um den Brand auf der 276 Meter langen und 32 Meter breiten 'Atlantic Cartier' zu bekämpfen. Gleichzeitig mußte mit Hilfe von drei Schleppern und zwei Löschbooten die Außenwand des Frachters gekühlt werden, wo sich bereits Hitzeblasen bildeten. Das sich auf dem Frachter befindliche leicht entzündliche Ethanol barg die Gefahr einer Verpuffung. Glücklicher Weise konnte die Feuerwehr - obwohl wegen des Feiertags zunächst kein Kranführer zu erreichen war - die Gefahrgut-Container während des Brandes aus dem Frachter herausholen und an Land bringen. Es dauerte über 15 Stunden, den Brand zu löschen.

Nachdem der Hamburger Senat die näheren Umstände der Beinahe-Katastrophe zunächst verschwieg und in einer Medienveröffentlichung Anfang Mai lediglich von "Gefahrgut" die Rede war, mußte Innensenator Michael Neumann mittlerweile bestätigen, daß zur Ladung der 'Atlantic Cartier' auch das gefährliche Uranhexafluorid gehörte. Zur Gefahr von Nuklear-Transporten durch das Nadelöhr des Hamburger Hafens gab es immer wieder parlamentarische Anfragen - zuletzt im Januar von der Linkspartei. Offenbar ist Hamburg eine Drehscheibe für gefährliche radioaktive Materialien, die in erheblichen Mengen ein bis zwei Mal pro Woche den Hafen passieren. In Bremen wurde ein Gesetz erlassen, das den Transport von Uranhexafluorid über die Häfen verbietet. Allerdings haben die Gerichte hierüber noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Der Brand am 1. Mai im Hamburger Hafen bewies erneut, daß es keines Terror-Anschlages bedarf, um eine Millionenstadt zu vernichten. Das "Restrisiko" hängt solange als Damoklesschwert über der Menschheit, wie Atomkraftwerke nicht stillgelegt und Atomwaffen nicht abgerüstet werden.

 

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Anmerkungen

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