19.11.2011

Skrupellose Thunfischjagd
Informant offenbarte sich Greenpeace

Thunfisch von Homo Stupidus Hamburg (LiZ). Ein Informant aus der Fischereibranche hat Greenpeace Video-Aufnahmen zugespielt, die ein Bild von der skrupellosen Thunfischjagd liefern. Zusammen mit Thunfischen wird wahllos alles an Bord des Thunfisch-Trawlers gehievt: Rifffische, Mantarochen, Delphine, Schwertfische, Wale.

In einem beliebigen Supermarkt oder Discounter am Regal mit Fischkonserven: Stapelweise Thunfischdosen, verschiedene Marken und Sorten, Thunfisch in Öl, mit Gemüse, im eigenen Saft. Nahezu auf jedem Etikett: aus "delphinfreundlichem Fang". Der Preis: ungefähr 60 Cent.

"Rifffische, Mantarochen, Delphine, Schwertfische, Wale. Alles wurde an Bord gehievt..." Der Mann, der dies erzählt, bleibt anonym, da seine Existenz ansonsten gefährdet wäre. Sein Gesicht wird im Video nicht gezeigt, seine Stimme verzerrt wiedergegeben. Im vergangenen Jahr war er Hubschrauberpilot auf einem koreanischen Ringwaden-Trawler im Pazifik. Seine Aufgabe war, Thunfisch-Schwärme aufzuspüren.

Die Fänger arbeiteten mit Ringwadennetzen und sogenannten Fischsammlern (Fish Aggregation Devices, FAD). Fischsammler täuschen Schutz vor und ziehen so Fische aller Art, aber auch andere Meereslebewesen wie etwa Delphine und Wale magisch an. Um die schwimmenden Plattformen herum wimmelt es deshalb von Fischen und anderen Tieren. Das Ringwadennetz wird drumherum gelegt und muss nur zugezogen werden.

"FADs auszubringen, gehörte zur täglichen Routine. Manchmal verbrachten sie halbe Tage damit, Sammler herzustellen. Bis zu vierzig Stück lagen im Stapel bereit. Jeden Morgen dachte man daran, was man wohl an diesem Tag fangen würde. Ohne FADs war der Beifang fast null. Mit FADs war es viel," ist in dem Video zu erfahren.

Auch junge Thunfische gehen ins Netz - zu jung, um sich schon vermehrt zu haben. So werden die Bestände weiter dezimiert. "Zu kleine Fische gingen fast nur beim Fischen mit FADs ins Netz. Winzige Dinger. 'Zigarren' nannten sie sie. Und natürlich starben alle und wurden einfach zurück ins Meer gekippt," so der Greenpeace-Informant, dem sein Job an die Nieren ging.

Fast 60 Prozent aller gefangenen Thunfische kommen aus dem Pazifik. Die Bestände an Großaugenthun und Gelbflossenthun sind dort bereits überfischt. Umweltverbände wie Greenpeace fordert deshalb dringend ein Verbot der Ringwadenfischerei mit Fischsammlern.

Die gesamten Weltmeere sind bereits derart überfischt, daß die Jagd nach Thunfisch generell verboten werden müßte. Doch es sind nicht einmal Einschränkungen der Fangquoten in Sicht.

"Diese Aufnahmen zeigen die brutale Realität des Thunfischfangs," sagt die Meeresbiologin Iris Menn von Greenpeace. "Wer nach diesen Bildern noch immer nicht handelt, dem sind die Meere offensichtlich völlig egal. Es ist jetzt an der Zeit für alle zu handeln, egal ob Produzent, Importeur oder Lebensmitteleinzelhandel."

Nach Ansicht von Greenpeace ist eine gemeinsame Initiative notwendig. "Die Thunfischdose aus Ringwadenfischerei - auch noch zum Billigpreis - gehört nicht mehr in unsere Regale. Auch der Verbraucher kann seinen Beitrag leisten: Lassen Sie die Dose beim nächsten Einkauf liegen," empfiehlt Menn.

Viele Bioläden verzichten schon seit langem ganz bewußt darauf, Dosen mit in Bioöl eingelegtem Thunfisch ins Sortiment zu nehmen. Schon seit vielen Jahren ist bekannt, daß ein "delphinfreundlichem Fang" von keinem der Anbieter gewährleistet werden kann.

 

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