2.02.2011

Vergeblicher Alarm
Weltmeere bald tote Meere

Totes Meer Rom (LiZ). Jahr für Jahr versuchen Organisationen wie die World Conservation Union IUCN oder wie aktuell auch die UN-Organisation für Landwirt- schaft und Ernährung (FAO) die Welt wachzurütteln: Die Weltmeere werden weiterhin rücksichtslos geplündert und große Teile der Fischbestände sind bereits komplett zusammengebrochen. Der Kapitalismus vernichtet blind die Grundlagen der menschlichen Existenz.

Gestern veröffentlichte die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) den alljährlichen Weltfischerei-Report mit wenig neuen "alarmierenden Zahlen". Doch der Fischverzehr stieg auch im Jahr 2009 - dem Jahr aus dem die jüngsten Statistiken vorhanden sind - auf einen neuen Pro-Kopf-Höchststand von 17 Kilogramm. Mittlerweile stammt rund die Hälfte davon aus Fischfarmen. Doch auch diese belasten die Natur, da dort Fischmehl als Futter und prophylaktisch Antibiotika eingesetzt werden. Laut dem in Rom herausgegebenen Weltfischerei-Report ist der zunehmende Absatz von Fisch auf dem Weltmarkt nur möglich, weil im Bereich Zuchtfisch noch jährliche Steigerungen von rund 7 Prozent erreicht werden konnten. "Daß es keine Verbesserungen bei den Fischbeständen gegeben hat, gibt Anlaß zu großer Sorge," meinte der FAO-Fischerei-Experte Richard Grainger lakonisch.

Auch die Umweltschutz-Organisation WWF setzte erneut eine Alarm-Meldung ab: "Der Raubbau in den Ozeanen setzt sich ungebremst fort, und gleichzeitig verlieren wir das Reservepotenzial. Nun ist es amtlich: Die Meere können den wachsenden Bedarf nach Fisch nicht mehr decken. Fast jeder zweite Fisch kommt bereits aus der Massentierhaltung," so WWF-Fischerei-Expertin Karoline Schacht in Hamburg. Die versprochene Trendwende in der Fischereipolitik sei ausgeblieben, stellt der WWF einmal mehr fest.

Den Angaben der FAO zufolge sind Fischprodukte mit einem Rekordwert von etwa 102 Milliarden US-Dollar (75 Milliarden Euro) das meistgehandelte Nahrungsmittel der Welt. Bereits vor über 35 Jahren stellte Herbert Gruhl, Mitbegründer der Grünen, früherer CDU-Bundestagsabgeordneter und Autor des Bestsellers "Ein Planet wird geplündert" (1975) fest: "Jede Periode enthält nach Hegels Wort schon den Keim zu ihrem Gegensatz in sich. Dieser Gegensatz ist längst nicht mehr der zwischen östlichem Kommunismus und westlichem Kapitalismus; denn beide sind am Ende. Sie werden beide durch ein neues Prinzip abgelöst werden - die Frage ist nur, ob dies unter dem Zwang der Naturgesetze (durch Katastrophen) geschieht oder aufgrund menschlicher Einsicht."

 

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Anmerkungen

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