Alpirsbach (LiZ). Die Genossen- schaft 'Bürger-Energie Alpirsbach eG' hat im ersten Jahr ihres Bestehens bereits das zweite große Photovoltaik-Projekt fertiggestellt. Die BürgerInnen beweisen damit angesichts des desaströsen Ergebnisses von Cancún, daß ohne Abhängigkeit vom großen Kapital eine Energie-Wende von unten realisiert werden und die Klimakatastrophe verhindert werden kann. Nach dem Bau einer Photovoltaik-Anlage auf dem Marktzentrum Alpirsbachs gelang es, das zweite Projekt in Zusammenarbeit mit dem Alpirsbacher Klosterbräu auf dessen Tankhaus-Dach noch vor dem Beginn heftiger Schneefälle einzuweihen.
Das Photovoltaik-Projekt auf dem Brauerei-Gebäude wurde in erstaunlich kurzer Zeit bewältigt. Nur zwei Tage vor dem großen Schnee waren HandwerkerInnen noch auf dem Dach mit der Endmontage beschäftigt. Die Anlage mit einer Leistung von gut 47 Kilowatt (photovoltaisch) liefert nun jedes Jahr voraussichtlich rund 35.000 Kilowattstunden Strom. Die Mitglieder der Genossenschaft dürfen neben einem guten Gewissen nun auf eine Rendite ihrer Einlagen von 4 Prozent hoffen. "Mitglied kann man bei uns schon mit 100 Euro werden, und wir freuen uns über jeden Bürger, der mitmachen will", sagte Vorstand Jörg Lehmann. 57 Mitglieder haben bisher Einlagen in Höhe von 50.000 Euro aufgebracht.
Carl Glauner, Projekt-Partner und Chef des Alpirsbacher Klosterbräus ist glücklich: "Moderne Energie-Formen und Energie-Effizienz passen zu unseren Vorstellungen von Umwelt- und Klimaschutz." Immer mehr kleine bis mittelständische Brauereien entdecken die Solarenergie. Viele dieser Brauereien haben bereits seit Jahren durch ihr konsequentes Festhalten an der Mehrweg-Flasche bewiesen, daß sie auch in Zeiten politischer Fehlentscheidungen zu ihrer ökologischen Verantwortung stehen.
Neben der Photovoltaik zur Stromgewinnung kann die Wärme aus Sonnenkollektoren direkt für den Wärmebedarf von Brauereien eingesetzt werden. Bislang sind erst die Sonnenkollektor-Anlagen im Niedrigtemperatur-Bereich bis 100 Grad Celsius technisch ausgereift. Um so lobenswerter ist die Pionierleistung von Unternehmen wie etwa der Privatbrauerei Hofmühl in Eichstätt und die Hütt-Brauerei in Kassel-Baunatal: Sie stellten sich der Herausforderung und entwickelten in Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen Anlagen mit einem komplexen Zusammenspiel zwischen Solaranlage und Brau-Prozeß.
Die Forschungsprojekte in Eichstätt und Kassel-Baunatal sind noch nicht endgültig abgeschlossen. Im Jahr 2011 werden die ersten Ergebnisse verfügbar sein. Generell bieten Brauereien gute Voraussetzungen für die Einbindung solarer Wärme. Wie fast in der gesamten Getränke-Industrie besteht der maximale Wärmebedarf im Sommer, wenn am meisten Sonnenenergie zur Verfügung steht. So produziert etwa die Hofmühlbrauerei in der warmen Jahreszeit doppelt so viel Bier wie im Winter. Eine große Hoffnung richtet sich nicht nur auf den Bierdurst der KundInnen, sondern auch darauf, daß diese ihr Bier danach auswählen, daß es gut schmeckt, statt in der Dose in der Mehrweg-Flasche abgefüllt ist, aus einer Brauerei der näheren Umgebung stammt und diese ihren Energiebedarf weitestgehend aus erneuerbaren Energien deckt. Auch die Verwendung biologisch angebauter Zutaten rückt immer stärker in den Fokus der BiertrinkerInnen und stärkt zudem die kleinen bis mittelständischen Brauereien.
Anmerkungen
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