Berlin (LiZ). Troy Roush, US-ameri- kanische Landwirt aus dem Bundesstaat Indiana, berichtet auf einer Vortragsreihe in deutschen Städten über die Praktiken des US-amerikanischen Gentech-Konzerns Monsanto. So sei seine Familie, die Mais, Soja und Weizen anbaut, bereits vor zehn Jahren von dem weltweit agierenden Giganten beschuldigt worden, Saatgut unerlaubt aufzubewahren. Auch in den USA, das zu den Ländern mit der größten Anbau-Fläche mit genmanipulierten Pflanzen zählt, sorge das Problem zunehmender Verbreitung von resistenten Unkräutern für immer mehr Unruhe unter den LandwirtInnen.
Die gerichtliche Auseinandersetzung mit Monsanto habe seine Familie - so Troy Roush - vor das Problem möglicher Anwaltskosten in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar gestellt. Deshalb habe er sich damals für eine außergerichtliche Einigung entschieden. Vor acht Jahren wurde bereits das Problem erkannt, daß beim Einsatz des von Monsanto angebotenen patentierten Roundup-Saatgutes und des damit im Paket gelieferten Monsanto-Totalherbizides die Gefahr der Ausbreitung von resistenten Unkräutern droht. Doch die Mehrzahlö der US-.amerikanischen LandwirtInnen vertrauten auf die Versprechen Monsantos, die Erträge würden steigen und der Einsatz von Pestiziden könne zugleich reduziert werden.
"In den Jahren haben die Farmer vergessen, wie man Unkraut konventionell bekämpft, und gentechnikfreies Saatgut ist nur noch schwer erhältlich," berichtet Roush in seinem Vortrag über die negativen Entwicklungen in der US-Landwirtschaft. Bill Freese, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentrum für Nahrungsmittelsicherheit in Washington D.C., erläutert die Forschung seines Instituts an genmanipulierten Pflanzen. Er weist zudem darauf hin, daß die beeindruckenden Zahlen, die immer wieder über den weltweiten "Vormarsch der Gentechnik" verbreitet werden, irreführend sind, da sich der Anbau genmanipulierter Pflanzen nach wie vor auf wenige Länder wie die USA, Argentinien, Brasilien und China beschränkt. Auch in den USA lehnten mittlerweile viele WeitervermarkterInnen und BäuerInnen-Verbände die genmanipulierten Pflanzen ab.
Für die Genmanipulation bei Pflanzen wurde hauptsächlich damit geworben, daß die zwei Vorteile böten: sie seien resistent gegen Unkraut und gegen Insekten sein. Bill Freese zeigt auf, daß die genmanipulierten Pflanzen geringere Erträge und Probleme durch Verunreinigungen brächten. Zudem sei das genmanipulierte Saatgut teurer als konventionelles, das es aber kaum noch zu kaufen gebe.
Der Monsanto-Konzern beschäftige eine ganze Abteilung, die US-FarmerInnen mit übelsten Methoden bespitzele und verklage, wenn sie eigenes Saatgut verwendeten. Zugleich würden die LandwirtInnen dazu verführt, kein eigenes Saaltgut nachzubauen. Weil die gentechnisch veränderten Pflanzen steril würden, seien die LandwirtInnen dann abhängig vom alljährlichen Neukauf von Saatgut. Der Saaten-Nachbau sei aber ein traditionelles Recht des Bauern, so Freese. Nur im geringen Maß gebe es Saatenzuchten von öffentlichen Stellen und Universitäten. Immerhin sei es im Jahr 2008 gelungen, einen Prozeß zu gewinnen und so die Zulassung von genmanipulierten Zuckerrüben und Luzerne zu stoppen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Bundesverfassunggericht stärkt Gentechnik-GegnerInnen
Gentechnik-Äcker bleiben öffentlich (24.11.10)
Gen-Mais in Mexiko
Monsanto und die Zerstörung eines Weltkulturerbes
(8.09.10)
"Panne" mit Gen-Kartoffel Amflora
Backhaus stoppt BASF (8.09.10)
Schwere Niederlage für Monsanto
US-Gericht stoppt Gen-Zuckerrübe (17.08.10)
Gen-Weinreben im Elsaß entschärft
"Freiwillige SchnitterInnen" gegen illegalen Anbau
(15.08.10)
Gen-Raps verbreitet sich unkontrolliert
Rückholung verursacht gigantische Kosten (6.08.10)
Gen-Mais-Skandal:
Nur Mecklenburg-Vorpommern informiert
Pioneer-Konzern verweigert Entschädigung (17.07.10)
Illegale Verbreitung von Gen-Baumwolle
Gentech-Konzern Monsanto
zu Millionen-Geldstrafe verurteilt (12.07.10)
Mecklenburg-Vorpommern
Gen-Kartoffel Amflora entschärft (9.07.10)
Erfolg der Bio-Landwirtschaft
mit Artenvielfalt statt Pestiziden
US-Studie erklärt Erfolg der Bio-Landwirtschaft (5.07.10)
Gen-Cocktail bei Feinkost Käfer
Umweltinstitut München findet
bei dem Traditionsunternehmen
sieben illegal verwendete Gen-Mais-Sorten (18.06.10)
Niedersachsen Gen-Skandal weitet sich aus
Gen-kontaminierter Mais in 7 Bundesländern ausgesät
(6.06.10)
Greenpeace deckt auf:
Illegale Gen-Schokolade in Supermärkten (26.05.10)
Gen-Kekse im Supermarkt
Umwelt-Institut München outet
Reese's Peanut Butter Cup (10.05.10)
Skandal in Niedersachsen - Behörden sehen weg
Gen-kontaminierter Mais ausgesät (7.05.10)
In Europa wächst Widerstand gegen Gen-Kartoffel
Deutsche Regierung protegiert BASF (30.04.10)
Saatgut mit Gen-Mais kontaminiert
Zufall oder Absicht? (27.04.10)
US-Gericht verurteilt Bayer-Konzern
50 Millionen Schadenersatz wegen Gen-Reis (16.04.10)
Protest gegen Gen-Kartoffel Amflora
Greenpeace blockiert Lagerhaus (12.04.10)
Bulgarien bleibt gentech-frei
EU-Richtlinien genial ausgetrickst (25.03.10)
EU-Zulassung für Gen-Kartoffel Amflora
Resistenz-Gen: nicht berücksichtigt
Alternativen aus konventioneller Züchtung:
nicht berücksichtigt (2.03.10)
Gentechnik erhöht Pestizidverbrauch in den USA
US-Landwirtschaft benötigte 145.000 Tonnen mehr
(18.11.09)
Bauernpräsident Sonnleitner als Gentech-Lobbyist
Sonnleitner fordert Erleichterungen für Gen-Futtermittel
(20.10.09)
Verunreinigungen mit Gen-Mais immer häufiger
EU-weit verdreifachten sich die negativen Ergebnisse
(15.08.09)
Gen-Mais NK603 verunreinigt 170 Hektar
Behörden spielen auf Zeit (24.07.09)
Saatgut mit Gen-Mais NK603 kontaminiert
Laxe Auflagen bei der Beseitigung (13.05.09)
CSU für und gegen Gen-Mais
Anbau in Bayern nur im Glashaus (11.02.09)
Öko-Landbau in Deutschland weiterhin gebremst
Einseitig Subventionen für Agro-Gentechnik
und Agro-Chemie (29.01.09)