26.12.2013

Arafat und Polonium-210
Scheinbar widersprüchliche Gutachten

Jassir Arafat
Moskau (LiZ). Nachdem nun auch das russische Gutachten - neben einem aus der Schweiz und einem aus Frankreich - offiziell vorliegt, scheint die Verwirrung komplett zu sein: Zwei negative und ein positives Ergebnis. Die Mainstream-Medien vermitteln nun den Eindruck, es sei klar, daß Arafat nicht ermordet wurde.

Zunächst zum wissenschaftlichen Sprachgebrauch: Ein Befund - etwa auch einer in der Medizin auf HIV ("HIV-positiv") - wird als positiv bezeichnet, wenn das Gesuchte nachgewiesen werden konnte. Für den Betroffenen, für den etwa die AIDS-Diagnose vor einigen Jahren noch einem Todesurteil gleichkam, mag diese wissenschaftliche Sprechweise zynisch klingen. Im Falle des früheren PalästinenserInnen-Chefs Jassir Arafat jedoch bedeutet sie lediglich Folgendes: Die beauftragten Labors aus Frankreich und aus Rußland fanden kein Polonium-210, das Schweizer Labor aber fand diese tödliche Substanz (Siehe unseren Artikel v. 6.11.13).

Zwei Ergebnisse waren somit negativ, eines positiv. Was besagt dies aus wissenschaftlicher Sicht? In der Wissenschaft zählt keineswegs ein Mehrheitsentscheid, denn die beiden negativen Ergebnisse aus Rußland und Frankreich besagen lediglich, daß in den Gewebeproben aus der Leiche Arafats, die sie analysieren konnten, kein Polonium-210 enthalten war. Das Schweizer ExpertInnen-Gremium hat jedoch erhebliche Mengen Polonium-210 in den ihnen zur Untersuchung vorgelegten Gewebeproben festgestellt. Nun ist aber bereits ein Millionstel Gramm der Substanz im Inneren des menschlichen Körpers tödlich. Und sie muß keineswegs im gesamten Körper verteilt sein. Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn in einem Teil der Gewebeproben aus der Leiche Arafats nichts gefunden wurde. Der Alpha-Strahler Polonium-210 hat zwar eine geringe Reichweite und kann beispielsweise allein durch ein Blatt Papier abgeschirmt werden - im menschlichen Körper jedoch richtet er furchtbare Schäden an.

Nach Aussage der Schweizer WissenschaftlerInnen fanden sich erhebliche Mengen Polonium-210 in den Gewebeproben. Sie lag demnach um das 18-fache höher als bei unbelasteten Menschen und war daher im Jahr 2004 tödlich. Das Schweizer Labor stellte zwar selbst klar, daß das Ergebnis kein wissenschaftlicher Beweis erster Güte sei - der Befund würde in einem Mordprozeß aber allemal als Beweis ausreichen. Eine Behauptung wie "Eine Vergiftung ist nach Meinung aus Rußland ausgeschlossen" ist dagegen eindeutig manipulativ.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Arafat wurde ermordet
      Erhöhte Polonium-210-Werte festgestellt (6.11.13)

      Bei einem Absturz 1961 in North Carolina
      entgingen die USA nur knapp einer Nuklear-Katastrophe
      (21.09.13)

      11. September vor 40 Jahren
      Ein blutiger Putsch mit Beteiligung der CIA (11.09.13)

      Der Prager Frühling
      und dessen Niederschlagung am 21. August 1968
      (21.08.13)

      Georg Elser
      Mut, Recht und Unrecht (4.01.13)

      Ermordung Víctor Jaras unter Pinochet-Diktatur
      Haftbefehle nach 39 Jahren (28.12.12)

      Berufsverbote
      1972: Willy Brandt - 2004: Annette Schavan (28.01.12)

      Klaus Barbie, der "Schlächer von Lyon",
      arbeitete im Kalten Krieg für den BND (20.01.11)

      Patrice Lumumba
      - mehr als ein Symbol (17.01.11)

      Faschistoide Menschenversuche
      mit Wissen der US-Regierung (3.10.10)

      Verbrecherische Menschenversuche
      bei französischen Atombomben-Tests (17.02.10)

      60 Jahre Unrechts-Staat BRD
      (23.05.09)

      10. Jahrestag des Kosovo-Kriegs
      Propaganda von der "humanitären Katastrophe"
      bis heute aufrechterhalten (24.03.09)

      Wer verursachte 1988 die Lockerbie-Katastrophe?
      Nach wie vor Zweifel... (21.12.08)

      Frankreichs Verbrechen auf Moruroa
      188 Atom-Bomben und die Folgen (29.09.08)

      Der "Sturm auf die Stasi-Zentrale"
      - eine Farce (15.01.05)

      Unrechtsstaat
      Ein Anti-Kommentar von Klaus Schramm (25.08.04)

      Zum Tod von Günter Gaus
      (16.05.04)

      Der 17. Juni 1953
      Zur Antizipation eines Jahrestages (16.06.03)

      Die vergessenen Kriege
      (28.03.03)