21.03.2013

Diamanten oder Menschenrechte
Schikanen gegen !Kung in Botswana

Eine Familie der !Kung, Botswana © Lottie Davies/Survival
Gaborone (LiZ). Die !Kung, UreinwohnerInnen Botswanas, klagen erneut gegen die Regierung wegen systematischer Schikanen. Immer wieder wird ihnen rechtswidrig der Zugang zu ihrem angestammten Lebensraum im Central Kalahari Game Reservat (CKGR) versperrt. Entgegen einem Urteil des Obersten Gerichts unternimmt die Regierung Botswanas alles, um den Abbau von Diamanten in der Kalahari zu gewährleisten und die !Kung aus dem Gebiet zu vertreiben.

Noch bis vor sieben Jahren verfolgte die Regierung Botswanas eine Politik des schleichenden Genozid an den !Kung, den UreinwohnerInnen Botswanas. Etwa 700 Angehörige der !Kung, die zuletzt im Jahr 2002 von ihrem Land im CKGR vertrieben wurden, errangen 2006 in einem Mammut-Verfahren vor dem Obersten Gericht Botswanas das Recht auf ihr Land zurückzukehren. Im Jahr 2011 mußten sie - erneut erfolgreich - vor Gericht ihr Recht auf den Zugang zu Brunnen erstreiten.

Nun versucht die Regierung Botswanas die Anzahl der !Kung, denen Aufenthalts-Genehmigungen für das Gebiet des CKGR erteilt werden, zu beschränken. Sie insistiert darauf, das Gerichtsurteil gelte ausschließlich für 189 Angehörige der !Kung, die in den ursprünglichen Gerichtsdokumenten genannt sind. Den übrigen !Kung verweigert sie den Zugang in die Reservation. Selbst die ausgestellten Aufenthalts-Genehmigungen sind sind immer nur auf einen Monat begrenzt. Immer wieder kam es zu Festnahmen und Angehörige der !Kung wurden verprügelt, wenn Genehmigungen abgelaufen waren. Dabei hatte das Oberste Gericht 2006 das Recht der !Kung bestätigt, auf dem Gebiet des CKGR leben und jagen zu dürfen; ohne Genehmigungen einholen zu müssen, um das Gebiet zu betreten.

Zugleich wurde der Abbau von Diamanten in gewaltigen Tagebau-Minen auf dem angestammten Land der !Kung erlaubt und das Touristik-Unternehmen 'Wilderness Safaris' erhielt die Genehmigung, dort eine Luxus Lodge mit Swimmingpool zu eröffnen.

Selbst den Kindern der 189 namentlich genannten !Kung ist es nur bis zum Alter von 16 Jahren erlaubt, das Reservat frei zu betreten. Danach müssen auch sie die jeweils nur für einen Monat gültige Genehmigungen mit sich führen. Hinzu kommt, daß die von der Regierung angestellten WildhüterInnen den Zugang von Nutztieren und Eseln verbieten, die für die !Kung als Transport-Mittel unentbehrlich sind. Schlimmer noch: Entgegen geltendem Recht wird den !Kung keine Jagdlizenz für das CKGR erteilt, so daß sie bei ihrer traditionellen Jagd mit Pfeil und Bogen stets Sanktionen befürchten müssen.

Für die !Kung ist der Gang zu den Behörden, um jeden Monat eine Genehmigung zu erbitten, demütigend. Dies vermittelt ihnen das Gefühl, "obdachlos" zu sein: "Wir wissen nie, wann wir gestoppt werden und uns unsere Genehmigungen weggenommen werden. Ich möchte in meinem eigenen Zuhause leben und nicht auf die Genehmigung einer anderen Person angewiesen sein," so ein Angehöriger der !Kung.

Eine Familie der !Kung, Botswana © Lottie Davies/Survival

Schikanen, Drohungen und Festnahmen haben in den vergangenen Monaten laut Berichten der Menschenrechts-Organisation 'Survival International' zugenommen. Im November 2012 wurden zwei Angehöriger der !Kung verprügelt und gefoltert, weil sie gejagt hatten. Im Januar wurden drei Kinder verhaftet,weil sie Antilopen-Fleisch bei sich trugen.

Stephen Corry von Survival International ist der Ansicht, daß sich die Menschen in Botswana - auch wenn sie zu 95 Prozent der Ethnie der Bantu angehören - kaum darüber freuen werden, wenn erneut Steuergelder für ein von der Regierung mutwillig provoziertes Gerichtsverfahren verschwendet werden. Er fragt die Regierung, ob es nach Jahrzehnten der Unmenschlichkeit nicht an der Zeit sei, die wenigen übrig gebliebenen UreinwohnerInnen endlich in Frieden auf ihrem Land leben zu lassen.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Botswanas blutige Diamanten
      Weiter Menschrechtsverletzungen gegen !Kung (10.05.12)

      Botswana: !Kung siegen vor Gericht
      im Streit um Wasser (27.01.11)

      Kampf um Wasser in Botswana
      !Kung-Aktivist Jumanda Gakelebone festgenommen
      (25.01.11)

      Survival International ruft auf zum Boykott
      des Tourismus in Botswana (27.09.10)

      Touristik-Unternehmen erhält Preis
      trotz Mißachtung von Menschenrechten (16.09.10)

      !Kung legen Berufung ein
      Menschenrecht Wasser (2.09.10)

      Botswanas oberstes Gericht mißachtet Menschenrechte
      Den !Kung wird der Zugang zu Wasser verwehrt
      (22.07.10)

      Menschenrechtsverletzung in Botswana
      !Kung dürfen Angehörigen kein Wasser bringen
      (19.07.10)

      US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
      Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen
      (8.04.10)

      UN-Bericht verurteilt
      Botswanas Umgang mit dem Volk der !Kung
      Forderung nach Zugang zu Wasser (6.03.10)

      Ein schwedischer Preis
      und die Diamanten Südafrikas
      Hoffnung für die UreinwohnerInnen der Kalahari?
      (3.10.05)

      Badische Zeitung schaut weg bei Völkermord
      Botswana wird als "Musterländle" dargestellt
      Schleichender Genozid an den !Kung (3.06.05)

      Die Ethnie der !Kung kämpft ums Überleben
      Botswanas Regierung setzt kulturelle Ausrottung fort
      (15.07.04)