27.04.2011

Starke Zunahme von "400-Euro-Jobs"
von "Rot-Grün" verursacht

400 Euro Gnadenbrot Nürnberg (LiZ). Nach einer heute veröffentlichten Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) müssen sich rund 25 Prozent der Erwebstätigen derzeit mit einer "geringfügigen Entlohnung" zufrieden geben. Die Zahl der "MinijobberInnen" ist demnach seit Herbst 2003 von 5,75 Millionen um 27 Prozent auf 7,31 Millionen gestiegen. Diese drastische Zunahme wurde durch eine "Reform" der "rot-grünen" Bundesregierung im Jahr 2003 verursacht.

Allein im Handel arbeiten rund 20 Prozent der MinijobberInnen. Elf Prozent sind in der Gastronomie sowie zehn Prozent im Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt. Die stärksten Zuwächse bei Minijobs gibt es laut BA in der Zeitarbeit - dort nahm die Zahl der MinijobberInnen binnen Jahresfrist bis September 2010 um 23 Prozent zu. Knapp fünf Millionen Menschen arbeiten demnach ausschließlich als MinijobberInnen.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) führt die alarmierende Zunahme der "400-Euro-Jobs" auf die Gesetzesänderung von 2003 im Rahmen der "Agenda 2010" zurück. Seit dieser "Reform" können Erwerbstätige bis zu 400 Euro im Monat abgabenfrei verdienen. Die Einnahmen aus nebenberuflich ausgeübten Minijobs müssen nicht mehr mit dem Haupteinkommen versteuert werden. Dieses "rot-grüne" Gesetz ließ ihre Zahl allein im Jahr 2004 um mehr als eine Million ansteigen.

Frauen wurden so in die althergebrachte Familien-Konstellation gedrängt, in der sie mit einer Teilzeitbeschäftigung oder einem "400-Euro-Jobs" finanziell vom "Ernährer" mit Vollzeitstelle abhängig sind. 68 Prozent der Minijobs und 85 Prozent aller Teilzeitarbeitsplätze wurden laut BA-Statistik Mitte vorigen Jahres von Frauen ausgeübt. Der Zuwachs bei den Minijobs verteilte sich etwa zu gleichen Teilen auf Männer und Frauen. Wissenschaftlich belegt ist zudem, daß diese Jobs eine sogenannte Haft-Wirkung entfalten. Dies bedeutet, daß "400-Euro-JobberInnen" kaum Chancen haben, jemals wieder auf eine regulär bezahlte Arbeitsstelle zu wechseln. Dies gilt in besonderem Maße für Frauen und Hartz-IV-Betroffene.

Der Boom bei den niedrig bezahlten Jobs führte zu mehr Armut. Dies zeigt eine Studie der Sozialforscher Henning Lohmann (Universität Bielefeld) und Hans-Jürgen Andreß (Köln). Nach dieser Untersuchung zählen bis heute rund sieben Prozent der Erwerbstätigen zu den sogenannten Working Poor - jenen, die trotz einem oder mehreren Jobs als arm bezeichnet werden müssen.

Seit 2003 hat die Wirtschaft weitaus mehr "400-Euro-Jobs" als Vollzeitstellen geschaffen. Die Zahl der "400-Euro-Jobs" schnellte seit der "Reform" um eineinhalb Millionen nach oben. Auch mit der Lockerung der Ladenöffnungszeiten sorgte "Rot-Grün" für diesen anti-sozialen Boom. Die Forderung der Gewerkschaften aus den 1980er Jahren nach Arbeitszeitverkürzung auf eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich wurde damals schnell abgeblasen. Die über Jahrzehnte hin erkämpfte Verkürzung der Wochenarbeitszeit kam zunächst ins Stocken und verkehrte sich seitdem in eine teils illegale und unbezahlte Erhöhung der Wochenarbeitszeit mit zunehmender Dynamik. Zugleich wurde mit der Ausweitung des Niedriglohn-Segments unter "Rot-Grün" eine Abwärts-Spirale in Gang gesetzt. Über Jahre kam es so zu einer realen Absenkung der Löhne und Gehälter. Die Gewerkschaften hielten Dank der Verfilzung ihrer höheren Funktionärs-Ebenen mit der "Sozialdemokratie" still.

Vor wenigen Tagen hat der DGB angekündigt, sich verstärkt mit der "besorgniserregenden" Prekarisierung der Berufswelt auseinanderzusetzen. Am 1. Mai soll in diesem Jahr das Motto lauten: "Das ist das Mindeste! Faire Löhne - Gute Arbeit - Soziale Sicherheit". Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied stellte nun immerhin fest: "Wir haben inzwischen den größten Niedriglohnbereich Europas. Die Minijobs haben sich als Irrweg erwiesen." Für viele Arbeitssuchende seien sie "eher eine Falle im Niedriglohnsektor als eine Hilfe." Vor allem für Frauen hätten sich durch die Aufteilung von Arbeitsplätzen in Minijobs die Eingliederungschancen verschlechtert. Die Linkspartei fordert, den "verheerenden Boom von Minijobs“ zu stoppen.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Frauen in Konzern-Vorstände?
      Die realen Probleme bleiben ausgeblendet (8.03.11)

      Verfassungsgericht:
      Einführung von Hartz-IV war grundgesetzkonform
      (29.12.10)

      Discounter Lidl für 10 Euro Mindestlohn
      Einzelhandel fürchtet Ost-Konkurrenz (21.12.10)

      Mißbrauch von Ein-Euro-Jobs?
      Der Zweck ist Lohndumping (15.11.10)

      Real über 9 Millionen Arbeitslose
      Die Tricks der Bundesregierung (28.10.10)

      Von der Leyens Hartz-IV-Reform:
      Nominal 5 Euro Plus ab 2011 - real ein Minus (26.09.10)

      50 Milliarden Euro
      für Subventionierung des Niedriglohn-Sektors (13.08.10)

      Von der Leyens Hartz-IV-Reform
      Erneuter Sozialabbau trotz Urteil
      des Bundesverfassungsgerichts? (2.08.10)

      Pisa 2010 und die Schere
      zwischen Arm und Reich (23.06.10)

      Ausgepreßt
      Sozialabbau schwarz-gelb (7.06.10)

      Hartz-IV-Regelsätze verfassungswidrig
      Herbe Niederlage für "Schwarz-Rot-Gelb-Grün" (9.02.10)

      DIW-Studie zum Vermögen in Deutschland
      Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter
      (19.01.10)

      Bilanz von fünf Jahren Hartz IV
      Repression als "Arbeitsmarkt-Reform"
      Niederiglohn-Sektor massiv ausgeweitet (19.12.09)