AKW Leibstadt bleibt bis Februar 2017
vom Netz
Aarau (LiZ). Das AKW Leibstadt, das Anfang August für eine Revision vom Netz genommen wurde, muß bis mindestens Februar 2017 wegen Reparaturen abgeschaltet bleiben. Es fanden sich Schäden an den Hüllrohren von acht Brennstäben.
Die Hüllrohre sollen nach Angaben des Betreibers ausgetauscht oder ersetzt werden. Außerdem heißt es kryptisch, es müsse auch der "Reaktorkern erneuert" werden. Dies könnte bedeuten, daß durch die Schäden an den Brennstäben auch das Gestänge, mit dessen Hilfe die Steuerstäbe von unten in den Reaktordruckbehälter eingefahren werden, beschädigt worden ist.
Nach Reaktor 1 des AKW Beznau ist der des AKW Leibstadt nunmehr der zweite von insgesamt sechs Schweizer Atom-Reaktoren, der für längere Zeit abgeschaltet bleibt. Das AKW Beznau ist vom AKW Leibstadt nur wenige Kilometer entfernt. Reaktor 1 des AKW Beznau ist wegen Löchern im Stahl des Reaktordruckbehälters bereits seit März 2015 abgeschaltet (Siehe hierzu auch unseren Artikel v. 8.10.15). Nach neueren Informationen soll es sich um 925 "Minilöcher" mit einem Durchmesser von rund 7 Millimeter handeln. Mit einer Betriebszeit von 47 Jahren handelt es sich bei Reaktor 1 des AKW Beznau um den weltweit ältesten in Betrieb befindlichen Atom-Reaktor. Nach eigenen Angaben will der Schweizer Strom-Konzern Axpo diesen Reaktor bis Ende des Jahres wieder in Betrieb nehmen.
Das Schweizer Atomkraftwerk Leibstadt am Rhein nahe der Aare-Mündung und der deutschen Grenze bei Waldshut-Tiengen ging Ende 1984 in Betrieb. Die von der Schweizer Regierung im Jahr 2011 für das Jahr 2034 versprochene Stilllegung ("Atom-Ausstieg nach 50 Jahren Betrieb") wurde mittlerweile fiktiv auf "unbestimmt" verlängert (Siehe hierzu unsere Artikel vom 26.05.11 und vom 9.12.14). Das AKW Leibstadt verfügt über einen Reaktor vom Typ Siedewasser mit einer Leistung von 1.275 MW, der durch einen Naturzug-Naßkühlturm gekühlt wird. Falls dieses Kühl-System ausfällt, soll ein mit Grundwasser gespeistes Notkühl-Systeme zur Verfügung stehen.
Im Juni 2015 wurde bekannt, daß das AKW Leibstadt nicht mehr rentabel ist (Siehe unseren Artikel v. 20.06.15). An dem als AG geführten Betreiber sind sechs Schweizer Energie-Unternehmen beteiligt: Die Alpiq AG mit 27,4 Prozent, die Alpiq Suisse SA mit 5 Prozent, die Axpo Power AG mit 22,8 Prozent, die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) mit 13,6 Prozent, die Axpo Trading AG (ehemals EGL) mit 16,3 Prozent, die Bernische Kraftwerke AG (BKW FMB Energie AG) mit 9,5 Prozent und die AEW Energie AG mit 5,4 Prozent.
Ein Super-GAU im AKW Leibstadt würde sich in seinen Auswirkungen nicht sehr von einem Super-GAU in einem der beiden Reaktoren des nur wenige Kilometer entfernten AKW Beznau unterscheiden:
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Drohne über AKW Leibstadt
macht Gefahr bewußt (9.08.16)
INES-1-Fall im AKW Leibstadt
nachträglich bekannt geworden (13.01.16)
Reaktor-Stahl des AKW Beznau
löchrig wie Emmentaler (8.10.15)
AKW Beznau am Ende?
14 Jahre vor "Atom-Ausstieg" (16.07.15)
AKW Leibstadt unrentabel
Atom-Ausstieg Dank roter Zahlen? (20.06.15)
Rote Zahlen beim Schweizer AKW-Betreiber
und Strom-Konzern Axpo (19.12.14)
Reiche Schweiz - Uralte Atomkraftwerke
Gefahrzeitverlängerung auf 60 Jahre (9.12.14)
Löcher im AKW Leibstadt
6 Jahre lang nicht entdeckt (11.07.14)
Löcher im AKW Leibstadt
Feuerlöscher falsch montiert (7.07.14)
Radioaktiver Müll in Schweizer Wohngebiet
Behörde schwieg 18 Monate lang (30.05.14)
Schweizer Atomkraftwerke
Gefahr für weite Teile Europas (14.02.14)
Transparente Schweizer Endlager-Suche?
Illusion um Benken geplatzt
Rücktritt von KNS-Geologe Marcos Buser (2.07.12)
Schweizer Uralt-AKW Beznau:
Riß im Reaktordeckel? (19.06.12)
Schweizer AKW Beznau:
Reaktor II wegen Kühlproblem abgeschaltet (24.03.12)
Atomkraftwerke
Kernschmelz-Risiko unterschätzt (1.03.12)
Schweizer AKW Beznau
jetzt ältestes Atomkraftwerk der Welt (29.02.12)
Endlagersuche in der Schweiz
20 "Standortareale" - ein Ziel: Benken (19.01.12)
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Folge 7 der Info-Serie Atomenergie