Colmar (LiZ). Die französische Atomaufsicht Autorité de Sûreté Nucléaire (ASN) gab mit fünf Tagen Verspätung eine "Panne" im AKW Fessenheim bekannt. Am Samstag sei es zu einer automatischen Schnellabschaltung gekommen. Bereits am Montag habe Block I des Kraftwerks wieder Strom geliefert. Wie üblich hieß es in der Mitteilung, es habe kein Sicherheitsrisiko bestanden.
Laut offizieller Mitteilung sei am vergangenen Samstag eine Pumpe im nicht-nuklearen Teil des AKW Fessenheim repariert worden. Hierfür sei es unumgänglich gewesen, die Stromproduktion von Block I zu drosseln. Das Atomkraftwerk am südlichen Oberrhein besteht aus zwei Blöcken mit Druckwasser-Reaktoren à 880 Megawatt. Als am Sonntag nach Beendigung der Reparaturarbeiten Block I wieder hochgefahren werden sollte, sei es zu einem "Bedienungsfehler" gekommen. Dies habe eine automatische Schnellabschaltung ausgelöst. Um welche Art von "Bedienungsfehler" es sich gehandelt habe, wird nicht preisgegeben. Auf der 7-stufigen "Störfall-Skala" INES wurde die angebliche Panne auf der niedrigsten Stufe 1 eingeordnet. Ein Sicherheitsrisiko habe nicht bestanden. Seit Montag laufe der Betrieb wieder normal und der Reaktor sei am Netz.
Tatsächlich wurden jedoch an diesem Montag in der Umgebung des AKW Fesenheim erhöhte Radioaktivitäts-Werte registriert. Im Internet finden sich auf den Seiten des Bundesamtes für Strahlenschutz (BFS) die Daten einiger Meß-Stationen. Dort ist für Monatg, den 4. April, eine Erhöhungen der Ortsdosisleistung (ODL) ab 4 Uhr morgens festzustellen. Im der Reihenfolge der Meß-Stationen, beginnend vom Raum Fessenheim, in Richtung Osten und Norden sind lokale Anstiege über die Durchschnittswerte von 20 bis 45 Prozent verzeichnet.
Je weiter östlich ODL-Meß-Werte als Diagramm aufgerufen werden, umso später ist der deutlich erkennbare Peak von rund 0,140 µSv/h (Schauinsland: 0,189 µSv/h) verzeichnet. Je weiter nördlich untersucht wird, umso geringer fallen die Anstiege aus. So ist etwa im Saarland keine Erhöhung mehr nachweisbar. Der Peak wandert mit der zu erwartenden Zeitverzögerung bis zur Meß-Station Surberg in Süd-Ost-Bayern. Entsprechend den Windverhältnissen lassen diese Daten auf das AKW Fessenheim als Verursacher dieser erhöhten Radioaktivität schließen. Ob allerdings die gemeldete Schnellabschaltung mit diesen Werten in ursächlichem Zusammenhang steht oder ein anderes Leck am AKW Fessenheim ist aufgrund der Daten nicht zu beantworten.
Bekanntlich führen selbst geringfügige Freisetzungen von Radioaktivität zu einem Anstieg der Krebs- und Leukämierate. Es wäre daher angezeigt, daß die Kraftwerksleitung oder der Betreiber des AKW Fessenheim, EdF, die Öffentlichkeit über diese Freisetzung von Radioaktivität informiert. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte ist dies jedoch nicht zu erwarten.
Ebenso ist bekannt, daß die ASN bis zum Sommer über eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung des AKW Fessenheim um zehn Jahre entscheiden wird. Nachdem bereits im Dezember 2010 das AKW Tricastin, das in den vergangenen Jahren durch eine Reihe gravierender Unfälle traurige Berühmtheit erlangte, eine 10-jährige Verlängerung der Betriebsgenehmigung erhielt, muß auch im Falle des AKW Fessenheim hiermit gerechnet werden. Das an der Grenze zu Deutschland gelegene AKW ist nur 24 Kilometer vom Stadtzentrum von Freiburg entfernt. Es befindet sich im erdbebengefährdeten Rheingraben und ist nach offiziellen Angaben lediglich gegen Erdbeben der Stärke 6,7 auf der Richterskala ausgelegt. Hierbei ist allerdings offen, welche zusätzlichen Annahmen über die Entfernung des Epizentrum eines solchen Erdbebens Einfluß auf die Maßgaben etwa für die Stärke des Betonfundaments hatten. Bekanntlich wurde im Jahr 1356 die nahegelegene Schweizer Stadt Basel bei einem Erdbeben, das auf eine Stärke von 6,5 auf der Richterskala geschätzt wird, weitgehend zerstört.
Block I ging im Jahr 1977 in Betrieb. Das AKW Fessenheim ist das älteste Atomkraftwerk Frankreichs.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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