Tokio (LiZ). Die Wal-Schützer- Innen von 'Sea Shepherd' haben anscheinend einen Erfolg errungen. Mit ihren waghalsigen Aktionen vor dem Bug von Walfängern konnten sie erreichen, daß die japanische Walfang-Flotte beigedreht hat. Doch Paul Watson von 'Sea Shephard' ist noch skeptisch.
"Unsere Strategie hat sich ausgezahlt," freut sich Paul Watson. Die japanische Walfang-Flotte wollte - wie immer angeblich zu rein wissenschaftlichen Zwecken - 935 Zwergwale und 50 große Finnwale harpunieren. Nach Angaben von 'Sea Shephard' konnte sie jedoch "nicht mehr als 30 Wale töten". Oft kurvten die Wal-SchützerInnen mit ihren supermodernen Booten im südpolaren Walschutzgebiet direkt in die Schußlinie der Harpunen, um so das Abschlachten der Meeressäuger zu verhindern.
Im Januar vergangenen Jahres hatten japanische Walfänger ein Boot von 'Sea Shepherd' mit Absicht gerammt und so das Leben der Besatzung gefährdet. Der kostspielige Trimaran 'Ady Gil' zerbrach bei dem Angriff in zwei Teile. Seit deren neuerlichem Auslaufen im Dezember verfolgte das Schiff 'Steve Irwin' von 'Sea Shepherd' zusammen mit einer Reihe von Booten die japanische Walfang-Flotte bei ihrer Jagd auf Wale.
"Wir haben alle Aktivitäten eingestellt," erklärte heute Tatsuya Nakaoku vom japanischen Fischereiamt. "Wir untersuchen derzeit die Situation und erwägen, die Mission vorzeitig zu beenden." Er beklagte "andauernde gewalttätige Unterbrechungen" durch die Wal-SchützerInnen von 'Sea Shepherd'. Das Fabrikschiff 'Nisshin Maru', auf dem die gefangenen Wale verarbeitet werden, habe beigedreht. Paul Watson ist dennoch skeptisch. Das Verhalten der japanischen Walfang-Flotte könnte nur ein Ablenkungsmanöver sein: "Vielleicht gehen sie nach dem Verlassen der antarktischen Gewässern vor Chile in anderen Gewässern erneut auf Walfang." Die Walfang-Saison ist erst Mitte März zu Ende. 'Sea Shepherd' beabsichtigt daher, der Walfang-Flotte vorerst nicht von der Pelle zu rücken.
Die 1977 gegründete Meeresschutz-Organisation 'Sea Shepherd' macht mit ihren spektakulären Aktionen immer wieder Schlagzeilen: Sie gilt als eine der aktivsten und zugleich als die kompromissloseste unter den Walschutz- Organisationen. Da sie auch nicht davor zurückschreckt, die Schiffsschrauben von Walfängern durch Stahltrossen zu sabotieren und im Gegenzug zum Beschuß mit Harpunen und Wasserwerfern mit dem Werfen von stinkender Buttersäure zu antworten, gilt sie vielen KritikerInnen als Organisation von "Ökoterroristen".
Nach Informationen von Greenpeace steht der Walfang in Japan mittlerweile unter zunehmender Kritik: Abnehmende Nachfrage nach Walfleisch hätte zu erheblichen Lager-Überkapazitäten geführt. 6000 Tonnen Walfleisch stapeln sich derzeit in japanischen Kühlhäusern. Allein die immensen Lagerkosten sorgten für Unmut. Hinzu käme nun die Rechnung für die gescheiterte Fangsaison 2011.
Der Druck auf Japan, den Walfang einzustellen, wird in den nächsten Monaten vermutlich noch wachsen. Ab Mai verhandelt der Internationale Gerichtshof in Den Haag über eine Klage Australiens gegen Japan. Die australische Regierung erhebt den Vorwurf, Japan unterlaufe mit seinem angeblich wissenschaftlich motivierten Walfang das seit 1986 geltende Walfang-Moratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC), das Fleisch lande schließlich im Handel. Im Rahmen des seit 23 Jahren von Japan betriebenen angeblichen Forschungsprogramms wurden bisher rund 10.000 Wale getötet. Ein Urteil des Internationalen Gerichtshofs wird jedoch nicht vor 2013 erwartet.
Anmerkungen
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