AKW Beznau: Weiteres Hin und Her
vor Stilllegung von Block I
Aarau (LiZ). Der Stahl von Reaktor I des AKW Beznau, mit 48 Betriebsjahren der weltweit älteste kommerziell genutzte Atom-Reaktor, ist mit Löchern durchsetzt wie ein Schweizer Käse. Seit zwei Jahren ist er "vorübergehend" abgeschaltet. Dennoch schiebt die Schweizer Atomaufsicht ENSI die Stilllegung des 1969 in Betrieb genommenen Meilers vor sich her.
Die rund tausend Löcher des Reaktordruckbehälters von Reaktor I des AKW Beznau weisen einen Durchmesser von rund einem halben Zentimeter auf - wie zwei unabhängige Untersuchungen übereinstimmenden ergaben. Strittig ist unter Fachleuten lediglich, ob diese bereits bei der Herstellung des Reaktordruckbehälters entstanden oder durch den Neutronenbeschuß aus der Kettenreaktion der Uran-Brennstäbe verursacht wurden. Laut eigenen Angaben prüft die Schweizer Atomaufsicht ENSI jedoch weiterhin Unterlagen der AKW-Betreibers und Strom-Konzerns Axpo. Die Prüfung der Unterlagen zum "Sicherheitsnachweis" für den Reaktordruckbehälter dauere an, sagte Axpo-Sprecher Anton Treier.
Daher liegt bis dato auch noch keine Freigabe zum Beladen des Reaktors mit Brennstäben vor. Das Bersten des Reaktordruckbehälters ist nicht in den angeblich beherrschbaren Unfall-Szenarien vorgesehen, die lediglich weniger drastische Schäden als größten anzunehmenden Unfall (GAU) einplanen. Bei einem Super-GAU jedoch, also einem Unfall, der die schlimmsten "denkbaren" Szenarien überschreitet, wäre - ebenso wie im Falle von Lucens (1969), Harrisburg (1979), Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) - eine Kernschmelze nicht mehr abzuwenden. Das AKW Beznau kann so den Untergang der Schweiz besiegeln.
Die Schweizer Regierung hatte - ähnlich wie die deutsche - im Jahr 2011 einen "Atom-Ausstieg" verkündet. Demnach sollten die Atom-Reaktoren "nur" 50 Jahre in Betrieb bleiben. Dies hätte bei Reaktor I des AKW Beznau, der 1969 in Betrieb ging, - theoretisch - eine Abschaltung im Jahr 2019 bedeutet. Im Dezember 2014 wurde auch dies - theoretisch - wieder zurückgenommen und für Beznau I wurde ein Abschalt-Termin im Jahr 2029 in Aussicht gestellt. Realistisch betrachtet ist nur noch mit wenigen Jahren Betrieb des AKW Beznau zu rechnen - bis zum großen Knall.
Das AKW befindet sich auf einer künstlich aufgeschütteten Insel in der Aare und ist lediglich 37 Kilometer von Zürich und 10 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Ein Super-GAU im AKW Beznau würde - je nach Windverhältnissen - nicht nur die Schweiz, sondern auch große Teile Baden-Württembergs für Jahrzehnte in eine Todeszone verwandeln.
Anmerkungen
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