Bitterfeld-Wolfen (LiZ). Während in China Solarzellen-Produzenten massiv subventioniert werden, können die deutschen Minister Norbert Röttgen und Philipp Rösler die vierte Pleite als Erfolg ihrer Zerstörungspolitik verzeich- nen. Nach Solar Millennium, Solarhybrid und Solon ging mit Q-Cells das vierte Unternehmen der deutschen Solarbranche innerhalb weniger Monaten Pleite.
Europäische und US-amerikanische Solar-Unternehmen leiden unter massiven Dumpingpreisen, die durch gigantische Produktionsausweitungen chinesischer Solarzellen-Produzenten ausgelöst wurden. Das Geld hierfür wird von der chinesischen Regierung vorgestreckt, die auf diese Weise den nationalen Produzenten hilft, den internationalen Markt zu erobern. Zugleich subventionieren europäische Staaten und insbesondere Deutschland nach wie vor die Atomindustrie. Von der deutschen Bundesregierung wurden kürzlich die im Vergleich hierzu geringen Fördermittel für die Solarenergie drastisch gekürzt, um so den angekündigten Atom-Ausstieg zu untergraben und die hierfür nötige Energie-Wende zu blockieren.
Mit der Zerstörung von Q-Cells drohen die rund 2.200 Arbeitsplätze des Vorzeigeunternehmen der deutschen Solarbranche verloren zu gehen. Bei einem im vergangenen Jahr knapp über die Marke von 20 Prozent an der Stromerzeugung gestiegenen Anteil der erneuerbaren Energien konnten in Deutschland über 330.000 Arbeitsplätze geschaffen werden - ein Vielfaches der Arbeitsplätze, die von der AKW-Branche bei einer entsprechenden Kraftwerksleistung vorgewiesen werden können.
Das Solarunternehmen Q-Cells war Ende 2007 an der Börse noch fast acht Milliarden Euro wert, kam jedoch in der vergangenen Woche nur noch auf eine Marktkapitalisierung von knapp 40 Millionen Euro. Q-Cells war erst 2011 tief in die roten Zahlen gerutscht: Der Verlust betrug 846 Millionen Euro und war damit fast so hoch wie der Umsatz, der um ein Viertel auf rund eine Milliarde Euro eingebrochen war. Die Verluste hatten das Eigenkapital aufgefressen und hätten nur noch durch Kredite - etwa wie in China abgesichert durch Staatsbürgschaften - aufgefangen werden können. Statt dessen verschlechterte die Bundesregierung die Ertragsaussichten durch die von den Ministern Röttgen und Rösler angekündigten Kürzungen bei den Einspeisevergütungen, die zum Teil deutlich über 30 Prozent hinaus gehen. Zusammen mit anderen Kürzungen laufen die aktuellen Veränderungen alles in allem auf eine Kürzung um nicht selten mehr als 40 Prozent hinaus. Und mit der bereits zu Jahresbeginn erfolgten Absenkung kommen so in diesem Jahr Kürzungen um bis zu 50 Prozent zusammen.
In Sachsen-Anhalt konnte unter einem "schwarzen" Ministerpräsident ein Anteil der erneuerbaren Energien von über 40 Prozent an der Stromerzeugung durchgesetzt werden. In Baden-Württemberg etwa liegt dieser Anteil noch weit unter zehn Prozent. Tausende sind allein in Sachsen-Anhalt in der Solarbranche beschäftigt. Das Industriegebiet "Solar Valley" in Bitterfeld-Wolfen, dessen Zentrum Q-Cells darstellte, gehört - bislang - laut BranchenkennerInnen zu den größten seiner Art in Europa.
Anmerkungen
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Die Subventionierung
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Folge 3 der Info-Serie Atomenergie