17.05.2015

Wird Asse II aufgegeben?
Bergung des Atommülls immer fraglicher

Atommüll illegal abgekippt
Wolfenbüttel (LiZ). Nach jahrelangen Protesten und einer Flut von Skandal-Meldungen hatte das Bundesamt für Strahlenschutz im Januar 2010 angekündigt, der Atommüll aus dem sogenannten Versuchs-Endlager Asse II werde geborgen. Seitdem wird dieses kostspielige Vorhaben mehr und mehr mutwillig verzögert. Nun traten willfährige WissenschaftlerInnen auf den Plan, die sich gegen die Bergung aussprechen.

WissenschaftlerInnen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) vertreten offenbar die Ansicht, daß die Bergung des Atommülls - zumindest entsprechend der derzeitigen Planung mit einem erst noch zu bohrenden Bergungsschacht - nicht möglich sei. Je länger die Bergung verzögert wird, desto wahrscheinlicher wird es, daß das ehemalige Kali- und Salzbergwerk bei Wolfenbüttel absäuft und in der Folge das Grundwasser radioaktiv kontaminiert wird. Doch bei offiziell veranschlagten Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro für die Bergung des Atommülls darf es nicht verwundern, wenn immer mehr Kräfte auf den Plan treten, die für weitere Verzögerungen sorgen und so die "billige Lösung" näher und näher rücken lassen.

In den Schächten in rund 500 bis 800 Meter Tiefe lagern rund 126.000 Fässer mit radioaktivem Müll, die sich wegen unsachgemäßem Abkippen und zutretender Feuchtigkeit mehr und mehr zersetzen. Im Jahr 2007 wurde öffentlich bekannt, daß bereits seit 1988 Wasser in die Stollen von Asse II eindringt. Der Zufluß hat sich auf insgesamt zwölfeinhalb Kubikmeter pro Tag ausgeweitete. Über Jahre hin war die Tatsache von Seiten des Betreibers geleugnet worden. Im Januar 2010 wurde nach jahrelanger Verzögerungstaktik offiziell verkündet, daß der Atommüll, der das Grundwasser gefährdet, geborgen werden solle (Siehe unseren Artikel v. 15.01.10). Doch seitdem wird das Spiel mit weiteren Verzögerungstricks fortgesetzt.

Offensichtlich ist, daß weder Parteien-Politik noch Verursacher des Atommülls - Strom-Konzerne und Bundeswehr - ernsthaft in Erwägung ziehen, die Bergung tatsächlich anzugehen. Vielen scheint es auch völlig gleichgültig zu sein, daß beim jetzigen Zustand durch die nach oben entweichende Abluft die Zahl der Krebsfälle in der Umgebung von Asse II signifikant erhöht ist (Siehe unseren Artikel v. 25.11.10).

Das für die angekündigte Bergung federführende Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatte im Verein mit der derzeitigen Bundes-Atomministerin Barbara Hendricks im März 2014 bekannt gegeben, daß "aus technischen Gründen" die Bergung nicht vor 2033 beginnen könne (Siehe unseren Artikel v. 4.03.14). Dies muß als Offenbarungseid gewertet werden, daß unter den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen auf die "billige Lösung" - also das Absaufen der Bergwerksschächte - gesetzt wird. Dennoch hat das BfS die Kritik aus den Reihen des BGR zurückgewiesen. Denn würden die Bergungspläne offiziell aufgegeben, müßte mit einem erneuten Anwachsen der Proteste gerechnet werden. In einer Stellungnahme des BfS hieß es, mit den WissenschaftlerInnen des BGR bestehe Einvernehmen, daß "die Unterlage in ihren Schlußfolgerungen fachlich nicht fundiert ist und deshalb überarbeitet" werden müsse.

Und erneut versuchte das BfS die Sorgen der lokalen Bevölkerung zu zerstreuen, indem es darauf hinwies: "Nach derzeitigem Stand ist die Rückholung der Abfälle aus der Asse die einzige Option, mit der die Langzeitsicherheit gewährleistet werden kann."

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Asse II darf absaufen
      Hendricks outet sich als Atom-Ministerin
      in der Nachfolge von Franz Josef Strauß (4.03.14)

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Rückholung des Atommülls weiter verzögert
      BfS bereitet stattdessen Flutung vor (31.05.12)

      War Röttgen ein deutscher Umweltminister?
      Die Rolle politischer Illusionisten (16.05.12)

      Röttgen verplappert sich:
      Illegaler Bau im Gorlebener Salzstock (2.01.12)

      Bergung des Atom-Mülls aus Asse II
      weiter verzögert
      Bundes-"Umwelt"-Ministeriumn betreibt Obstruktion
      (8.12.11)

      Atommüll-Endlager in Deutschland?
      EU macht Druck (20.07.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (14.04.11)

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)

      Erhöhte Krebs-Rate
      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      In Asse II wird probegebohrt
      Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)

      Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
      Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich
      (2.10.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an
      (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

      Asse II: Der Wechsel zum BfS ist nur Pop
      Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant
      (5.09.08)

      Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II
      nicht länger geleugnet
      Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
      Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08)

      Verdacht auf hochradioaktiven Müll
      im Versuchslager Asse II
      "Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08)

      Skandal-Grube Asse II
      Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)

      Drohende Umweltkatastrophe
      durch Atom-Lagerstätte Asse
      Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07)

      Endlager-Wahnsinn (28.02.01)

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie