Gorleben (LiZ). Nach Infor- mationen der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannen- berg deutet alles darauf hin, daß der geheim gehaltene Termin für den nächsten CASTOR-Transport der 5. November ist. Der Atommüll-Zug nach Gorleben mit elf CASTOR-Behältern wird dann in der französischen Plutonium- Fabrik La Hague starten. Die Anti-Atom-Bewegung faßt daher den Samstag, 6. November, für die geplante Auftaktkundgebung im niedersächsischen Dannenberg ins Auge.
"Die Anti-Atom-Proteste werden Anfang November im Wendland, aber auch entlang der Transportstrecke für dieses Jahr einen vorläufigen Höhepunkt finden," erklärt der Specher der Bürgerinitiative, Wolfgang Ehmke. "Gorleben ist schon lange kein regionales Problem mehr, hier manifestiert sich die verfahrene Atompolitik von Schwarz-Gelb. Sie produziert nur Müll, von dem am Ende keiner weiß, wohin. Gorleben als Endlager wird wegen des Wasserkontakts und des Einschlusses von Gas als Atommülldeponie ausscheiden müssen."
Die Vorbereitung der Auftakt-Demo wird von einem Bündnis aus Anti-Atom-Gruppen, Umweltverbänden, Gewerkschaften, KirchenvertreterInnen, der Bäuerlichen Notgemeinschaft und der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg getragen. Schon seit März dieses Jahres laufen die Vorbereitungen gegen den mittlerweile zwölften CASTOR-Transport nach Gorleben. Mit dem Parken von nunmehr 91 CASTOR-Behältern in einer oberirdischen Leichtbauhalle soll politischer Druck in Hinsicht auf eine Genehmigung des Gorlebener Salzstocks als Endlager ausgeübt werden. Mit den CASTOR-Blockaden zeigt die Anti-Atom-Bewegung nicht nur ihren Widerstand gegen das unverantwortliche Hin- und Herschieben von radioaktivem Müll, sondern kann ihrerseits die politischen und finanziellen Kosten für die weitere Verzögerung eines Atom-Ausstiegs in die Höhe treiben.
Bürgerinitiativ-Sprecher Ehmke wies erneut darauf hin, daß mit der von "Schwarz-Gelb" geplanten weiteren Verzögerung eines Atomausstiegs vor allem der Ausbau der Erneuerbaren Energien blockiert würde. Er rechnet mit den größten Anti-Atom-Protesten, die das Wendland je erlebt hat. Die Beteiligung an den Protesten gegen die vorigen CASTOR-Transporte ins Wendland in den Jahren 2005 (9. Transport), 2006 (10. Transport) und 2008 (11. Transport) hatte deutlich zugenommen, obwohl verschiedene Medien jeweils zuvor einen Rückgang der CASTOR-Proteste prophezeit hatten. Im Jahr 2001 hatte der pseudo-grüne damalige Atom-Minister Jürgen Trittin in einem parteiinternen Schreiben dazu aufgerufen, sich nicht mehr an CASTOR-Blockaden zu beteiligen. Da die "rot-grüne" Bundesregierung einen Atom-Ausstieg beschlossen habe, erklärte er Demonstrationen "gegen die notwendige Rücknahme von Atommüll aus Frankreich" für "politisch falsch". Auch sein Nachfolger im Amt des Atom-Ministers, Sigmar Gabriel, sieht nach wie vor den im Jahr 2000 verkündeten "Atom-Ausstieg", der in den vergangenen zwölf Jahren die Abschaltung von 17 von 19 Atomreaktoren verhinderte, als Versuch, einen der größten gesellschaftlichen Konflikte der Bundesrepublik so zu befrieden.
Am 5. September vergangenen Jahres demonstrierten in Berlin 55.000 Menschen für einen realen Atom-Ausstieg und für einen intensivierten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Und am 24. April beteiligten sich insgesamt 150.000 Menschen an der Kette zwischen den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel und an den zeitgleichen Demos in Biblis und Ahaus. Für die Demo am kommenden Samstag gegen die seit langen von "Schwarz-Gelb" angekündigte weitere Verzögerung eines Atom-Ausstieg wird erneut mit Zehntausenden gerechnet, zumal Horror-Meldungen über AKW-Laufzeiten bis in die Mitte dieses Jahrhunderts die Menschen aufgeschreckt haben.
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Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Akten über Explosion im Jahr 1969
Erdgas unter Gorleben (13.09.10)
Merkels Atom-Gipfel
Schwarz-gelbe Bestandsgarantie bis 2013 (6.09.10)
Weiterer Erfolg des Gorleben-Widerstands:
Verwaltungsgericht Lüneburg stoppt Datensammlung
(4.09.10)
CASTOR-GegnerInnen siegen
vor Bundesverfassungsgericht (26.08.10)
CASTOR im November
Erste Vorbereitungen (20.07.10)
Unsinniger CASTOR-Transport
von Hamburg nach Südfrankreich (15.06.10)
CASTOR nach Gorleben genehmigt
Widerstand angekündigt (3.05.10)
Der Endlager-Schwindel
Greenpeace veröffentlicht Akten zu Gorleben (13.04.10)
Protest gegen Atommüll-Transport nach Rußland
Greenpeace-Aktion in der Nordsee (10.04.10)
In Asse II wird probegebohrt
Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)
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Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)
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Folge 2 der Info-Serie Atomenergie
Das ungelöste Problem der Endlagerung
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