Lüneburg (LiZ). Der genaue Termin steht noch nicht fest - doch so viel ist schon jetzt klar: Ebenso wie nach dem "Atom-Ausstieg" des Jahres 2001 gehen die Atommüll-Transporte nach Gorleben auch in diesem Jahr weiter. Einige Informationen sind bereits durchgesickert und so rechnen die Menschen im Wendland damit, daß der dreizehnten CASTOR-Transport ins oberirdische "Zwischenlager" für November geplant ist. Ein Bündnis aus etlichen Anti-Atom-Initiativen aus dem ganzen Bundesgebiert beschloß gestern auf einem Treffen in Lüneburg: Im November steht die Auftakt-Kundgebung im wendländischen Dannenberg unter dem Motto "Gorleben soll leben".
Unter der Formel "Dannenberg plus X" wird es nicht nur eine Großkundgebung geben, sondern auch zusätzliche Demo- und Aktionsangebote, an denen noch gefeilt werde. Themenschwerpunkte werden die ungelöste Endlager-Problematik, der angebliche schwarz-grün-gelb-rote "Atom-Ausstieg" und die seit vielen Jahren geforderte Energiewende sein.
"Wir warnen vor der gezielten Desinformation, dieser CASTOR-Transport sei vorerst der letzte," sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Ab dem Jahr 2014 seien weitere Atommüllfuhren nach Gorleben - allerdings aus der britischen Plutoniumfabrik Sellafield - angekündigt. Laut Ehmke wird vor allem die ungelöste Endlager-Problematik den Widerstand im November bestimmen.
Unterschiedliche Ansichten bestehen allerdings innerhalb der Anti-Atom-Bewegung hinsichtlich der Frage, ob ein - vor allem von pseudo-grünen PolitikerInnen propagierter - "Neustart der Endlagersuche" in Deutschland zu begrüßen sei. Während einige hoffen, daß Gorleben bei dieser Suche ausscheiden werde, verweisen andere auf Parteitags-Beschlüsse der Pseudo-Grünen, die - trotz deutlicher Warnungen etwa von Greenpeace - Gorleben keineswegs bei einer neuen Endlagersuche ausschließen. Hinzu kommt die Befürchtung, daß bei der vom neuen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann forcierten Endlagersuche, die auch Standorte im Süden Deutschlands einbeziehen soll, weitere Gefahren heraufziehen:
- Verschiedene potentielle Endlager-Standorte können gegeneinander ausgespielt werden
- der Widerstand im Wendland wird durch ein Auffächern auf eine Vielzahl möglicher Standorte geschwächt
- ein Endlager-Standort wird schon in wenigen Jahren mit scheinbar demokratischer Legitimation durchgesetzt und die 9 Atom-Reaktoren, deren Weiterbetrieb durch den Merkelschen "Atom-Ausstieg" bis 2013 garantiert ist, können bei "gesicherter Entsorgung" und damit begründeten weiteren Laufzeitverlängerungen bis zum nächsten Super-GAU betrieben werden.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Atommüll-Endlager in Deutschland?
EU macht Druck (20.07.11)
Atommüll-Endlager in der Schweiz?
Unmögliches soll realistisch erscheinen (12.07.11)
13. CASTOR nach Gorleben
angekündigt (3.06.11)
Gorlebener Salzstock vielfach angebohrt
Der Berg schlägt zurück (15.04.11)
Stark erhöhte Radioaktivität
im "Versuchs-Endlager" Asse II (14.04.11)
Drei Monate Denkpause
auch für Gorleben? (30.03.11)
Atommüll-Frachter in Seenot
nach Rußland-Fahrt (20.12.10)
"Versuchs-Endlager" Asse II
Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)
Erhöhte Krebs-Rate
um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)
Parteitag der Pseudo-Grünen
Gorleben als Verhandlungsmasse (21.11.10)
Neue wissenschaftliche Studie:
AKW und tote weibliche Embryos (19.11.10)
CDAK interveniert
gegen Wiederwahl Annette Schavans in Parteivorstand
(14.11.10)
50.000 in Dannenberg
Auftakt zum CASTOR-Protest im Wendland (7.11.10)
Akten über Explosion im Jahr 1969
Erdgas unter Gorleben (13.09.10)
Der Endlager-Schwindel
Greenpeace veröffentlicht Akten zu Gorleben (13.04.10)
In Asse II wird probegebohrt
Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)
Atommüll-Transporte
Glaskokillen nicht stabil (5.02.10)
Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)
Endlager-Standort Gorleben
Bei der Auswahl spielte Geologie kaum eine Rolle
(10.01.10)
"Versuchs-Endlager" Asse II:
Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)
Morsleben-Kongreß
Forderung nach Offenlegung einer geheimen Studie
zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls (21.11.09)
"Versuchs-Endlager" Asse II:
Decke eingestürzt (9.10.09)
"Versuchs-Endlager" Asse II:
Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich
(2.10.09)
Verstärkter Laugeneinbruch
im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)
Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)
Skandal-Serie Asse II:
Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)
Skandal-Serie Asse II:
Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)
Skandal-Serie Asse II:
Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)
Desinformation in der 'Badischen Zeitung'
Die Schweizer Endlager-Suche (18.06.09)
Asse II: Strom-Konzerne drückten
die Sicherheits-Standards (3.06.09)
Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
in den Inventar-Listen (7.05.09)
Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
(29.04.09)
Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an
(24.04.09)
Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)
Versuchslager Asse II
Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)
Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)
Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)
Das ungelöste Problem der Endlagerung
Folge 12 der Info-Serie Atomenergie