Hamburg (LiZ). Die weltberühmte Affen-Forscherin Jane Godall soll von der Stadt Hamburg zur "Botschafterin der Umwelt- hauptstadt" gekürt werden. Peinlich, daß der Hamburger Senat für die Ehrung ausgerechnet die Deutschland-Zentrale des Unilever-Konzerns ausgewählt hat. Der weltweit größte Palmölverarbeiter ist maßgeblich dafür verantwortlich, daß der Lebensraum des Orang Utans in den Tropen zerstört wird.
In einem Offenen Brief hat die Umweltschutz-Organisation 'Robin Wood' heute die Staft Hamburg dafür kritisiert, daß die Ehrung Jane Godalls ausgerechnet bei Unilever veranstaltet werden soll. Unilever ist der Hersteller von Markenprodukten wie Rama, Sanella und Knorr und verarbeitet pro Jahr rund 1,3 Millionen Tonnen Palmöl. Das Event ist für den 3. September in der Deutschland-Zentrale von Unilever in der Hafen-City vorgesehen.
"Paradoxer geht es nicht: Eine Aktivistin für Menschenaffen wird Umweltbotschafterin, und ein Konzern, der für die Ausrottung von Menschenaffen mitverantwortlich ist, darf dabei den Gastgeber spielen," heißt es in dem Offenen Brief von 'Robin Wood', der an Hamburgs "roten" Bürgermeister Olaf Scholz und "Umwelt"-Senatorin Jutta Blankau gerichtet ist.
Für Palmöl sind allein in Indonesien bereits viele Millionen Hektar Regenwald zerstört worden. Und diese Vernichtung ist bis heute ungebremst – angeheizt auch durch die Nachfrage von Konzernen wie Unilever. Der Palmöl-Boom hat maßgeblich zum dramatischen Rückgang der Orang-Utan-Population in Indonesien beigetragen. Schätzungen der konservativen und Konzern-freundlichen Umweltschutz-Organisation WWF besagen, daß innerhalb von nur 25 Jahren drei Viertel der Population ausgestorben sind und bis heute nur noch 50.000 Tiere überlebt haben.
Die Expansion von Palmöl-Plantagen führt zudem regelmäßig zu Landrechtskonflikten. Auch das Unternehmen Wilmar, ein wichtiger Palmöl-Lieferant von Unilever, schreckt nicht vor dem Einsatz von Gewalt zurück, um den Widerstand der lokalen Bevölkerung gegen den Landraub durch die Palmöl-Konzerne zu brechen. Jüngstes Beispiel: Der Überfall auf das Dorf Sungai Beruang in Sumatra. Die große Nachfrage der Industrieländer nach Palmöl gefährdet zudem die weltweite Artenvielfalt und ruiniert das Weltklima. Indonesien ist aufgrund der Waldzerstörung inzwischen weltweit der drittgrößte Kohlendioxid-Emittent.
Zusammen mit anderen Umweltschutz-Organisationen hat 'Robin Wood' den Unilever-Konzern bereits mehrfach auf diese Zusammenhänge und Skandale hingewiesen und zum Umsteuern aufgefordert. Anstatt zu handeln, speist Unilever die Öffentlichkeit jedoch mit vagen Versprechen und dem Verweis auf ein unglaubwürdiges Gütesiegel ab.
"Es kann weder im Sinne der 'Umwelthauptstadt Hamburg’, noch im Interesse von Frau Godall sein, dem Raubbau-Konzern Unilever hier eine Gelegenheit zu bieten, sich grün zu waschen und seine Spuren als Regenwaldzerstörer zu verwischen," sagt Peter Gerhardt, Tropenwald-Referent von 'Robin Wood'.
Anmerkungen
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