27.04.2011

Waldzerstörung weltweit ungebremst

Fortschreitende Vernichtung des Amazonas-Regenwalds Berlin (LiZ). Nach aktuellen Prognosen muß bei dem gegenwärtigen Trend weltweit mit einer weiteren Zerstörung von 230 Millionen Hektar Wald bis zum Jahr 2050 gerechnet werden - einer Fläche von der siebenfachen Größe Deutschlands. Wald in der Größenordnung von 35 Fußballfeldern geht uns pro Minute verloren. Die Zerstörung der Wälder, die weitestgehend von der Profitgier der "Eliten" in den westlichen Industrienationen und dem extremen Fleischkonsum in den "entwickelten" Gesellschaften verursacht wird, hat äußerst negative Folgen für Klima und Artenvielfalt. Selbst die eigenen ökonomischen Grundlagen zerstört der Kapitalismus auf diese Weise in wenigen Jahrzehnten.

Um die weitere Zerstörung der Wälder zu stoppen, muß weltweit eine Energie-Wende durchgesetzt werden. Die Realisierung der Energieversorgung durch erneuerbare Energien und der Ausstieg aus der Atomenergie werden tiefgreifende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Grundlage der Industriestaaten haben. Erneuerbare Energien lassen sich nicht zentral kontrollieren und ziehen daher den großen Mineralöl- und Strom-Konzernen unweigerlich den Boden unter den Füßen weg. Großprojekte wie etwa Desertec, bei dem angeblich geplant ist, in nordafrikanischen Wüstenregionen Solarstrom zu erzeugen, um diesen dann nach Europa zu leiten, sind zum Scheitern verurteilt. Es handelt sich in Wahrheit um gigantisches Steuerumleitungs-Projekte, da es den großen Konzernen nur darum geht, staatliche Subventionen abzukassieren.

Da die Energie-Konzerne eine zentrale Stelle im Wirtschaftsgefüge der Industrieländer einnehmen, wird eine Energie-Wende eine enorme Dynamik auslösen. Große Konzerne werden unweigerlich absterben, da sie - ähnlich den Dinosauriern - unfähig sind, sich den neuen Bedingungen anzupassen. Einige grundlegende Tatsachen belegen, daß die großen Energie-Konzerne nicht zu treibenden Kräften bei einer Energie-Wende werden können. So erstrecken sich bei ihnen etwa die Amortisationszeiträume für Großkraftwerke und Infrastrukturen auf zwei bis drei Jahrzehnte. Finanzmittel für neue Groß-Investitionen werden immer nur dann frei, wenn eine der alten Investitionen amortisiert ist. Ein 180-Grad-Richtungswechsel ist hier also – hypothetisch einmal den guten Willen vorausgesetzt – nur in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten möglich. Die großen Energie-Konzerne werden also nicht in der Lage sein, eine Führungsrolle bei einer Energie-Wende zu übernehmen – zumal sie einen Einstieg in die erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahrzehnten in einer Mischung aus Arroganz und Blindheit ablehnten.

Allein auf dem deutschen Strommarkt, den zur Zeit die "Großen Vier", E.on, RWE, Vattenfall und EnBW beherrschen, wird ein Durchbruch der erneuerbaren Energien für einen Dezentralisierungs- und damit Demokratisierungs-Schub sorgen. Und erst ohne den gewaltigen Energiehunger, der von einer völlig verfehlten Landwirtschaftspolitik in den Industrieländern verursacht wird, fällt der Nachfrage-Druck auf Länder wie Brasilien oder Malaysia in sich zusammen. In Ländern wie Brasilien und Malaysia werden solang weiter die Urwälder zerstört, wie es sich lohnt, Soja oder Palmöl zu exportieren. Es hat sich gezeigt, daß rein idealistische Forderungen nach einer nachhaltigen Politik nichts fruchten, denn die Politik wird von der Ökonomie bestimmt und nicht von den WählerInnen.

Kleine Projekte "nachhaltiger Waldwirtschaft" wie sie beispielsweise vom konservativen Umweltverband WWF unterstützt werden, sind vielleicht gutgemeint, haben aber lediglich Alibicharakter. Sie konnten die seit Jahrzehnten bestehende Profit-Logik und die anhaltende Vernichtung, die auch in den pessimistischen Prognosen des WWF bestätigt wird, nicht durchbrechen.

Die globale Waldzerstörung zu stoppen, liegt vornehmlich in den Händen der BürgerInnen der reichen Industrieländer. Sie haben alle Hebel in der Hand, mit denen die Weltwirtschaft in demokratische und nachhaltige Bahnen umgelenkt werden kann. Das Überleben des Planeten hängt entscheidend von der Durchsetzung einer Energie-Wende in den Industrieländern und auf dieser Basis von der Demokratisierung der Energiewirtschaft ab.

Auch in Deutschland gibt es beim Thema Wald keinen Anlaß zur Entwarnung: Der Zustand der Wälder ist selbst laut regierungsamtlichem "Waldschadensbericht" ebenso schlecht wie in der 1980er Jahren, als die Warnung vor einem Waldsterben ein Echo in den Mainstream-Medien fand. Bei den Eichen ist die Situation sogar deutlich schlechter als damals. Inzwischen müssen über 50 Prozent der deutschen Eichen in die höchste Krankheitsklasse eingestuft werden. Besonders schlimm ist die Lage in Baden-Württemberg.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Banken-Skandal in Brasilien
      Kredite für Amazonas-Abholzung (4.04.11)

      Amazonas-Gebiet:
      Schleichender Genozid an den Awá (14.02.11)

      Keine Entwarnung bei Wald-AIDS
      Zustand kaum verändert (1.02.11)

      Wald-AIDS in Baden-Württemberg
      Schäden innerhalb der Schwankungsbreite (27.11.10)

      Korruption bedroht Überleben
      des Tigers in Rußland (26.07.10)

      Schwedens Forstwirtschaft ruiniert Wälder
      Der Schwindel mit dem FSC-Siegel (29.06.10)

      "Schwarz-Gelb" fördert Ausrottung des Orang-Utan
      Kredit an urwaldzerstörenden Palmöl-Konzern (20.05.10)

      Amazonas-Gebiet: Mega-Staudämme
      gefährden Indianer (19.05.10)

      Greenpeace: Diesel in Deutschland
      zerstört Urwald (5.05.10)

      Peru: Öl-Konzern Repsol plant Ausbeutung im Regenwald
      Indigene und Ökosystem bedroht (20.04.10)

      US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
      Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen
      (8.04.10)

      Globale Waldvernichtung:
      13 Millionen Hektar pro Jahr (26.03.10)

      Mega-Staudammprojekt in Brasilien
      Widerstand von AnwohnerInnen, UmweltschützerInnen
      und WissenschaftlerInnen (1.03.10)

      Coltan-Boom bedroht Gorillas im Kongo
      Blutige Geschäfte - die dunkle Seite
      der glitzernden High-Tech-Welt (22.12.09)