Berlin (LiZ). Nach aktuellen Prognosen muß bei dem gegenwärtigen Trend weltweit mit
einer weiteren Zerstörung von 230 Millionen Hektar Wald bis zum Jahr 2050
gerechnet werden - einer Fläche von der siebenfachen Größe
Deutschlands. Wald in der Größenordnung von 35 Fußballfeldern geht uns
pro Minute verloren. Die Zerstörung der Wälder, die weitestgehend von
der Profitgier der "Eliten" in den westlichen Industrienationen und dem
extremen Fleischkonsum in den "entwickelten" Gesellschaften verursacht
wird, hat äußerst negative Folgen für Klima und Artenvielfalt. Selbst
die eigenen ökonomischen Grundlagen zerstört der Kapitalismus auf diese
Weise in wenigen Jahrzehnten.
Um die weitere Zerstörung der Wälder zu stoppen, muß weltweit eine
Energie-Wende durchgesetzt werden. Die Realisierung der Energieversorgung
durch erneuerbare Energien und der Ausstieg aus der Atomenergie werden
tiefgreifende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Grundlage der
Industriestaaten haben. Erneuerbare Energien lassen sich nicht zentral
kontrollieren und ziehen daher den großen Mineralöl- und Strom-Konzernen
unweigerlich den Boden unter den Füßen weg. Großprojekte wie etwa
Desertec, bei dem angeblich geplant ist, in nordafrikanischen
Wüstenregionen Solarstrom zu erzeugen, um diesen dann nach Europa zu
leiten, sind zum Scheitern verurteilt. Es handelt sich in Wahrheit um
gigantisches Steuerumleitungs-Projekte, da es den großen Konzernen nur
darum geht, staatliche Subventionen abzukassieren.
Da die Energie-Konzerne eine zentrale Stelle im Wirtschaftsgefüge der
Industrieländer einnehmen, wird eine Energie-Wende eine enorme Dynamik
auslösen. Große Konzerne werden unweigerlich absterben, da sie -
ähnlich den Dinosauriern - unfähig sind, sich den neuen Bedingungen
anzupassen. Einige grundlegende Tatsachen belegen, daß die großen
Energie-Konzerne nicht zu treibenden Kräften bei einer Energie-Wende
werden können. So erstrecken sich bei ihnen etwa die
Amortisationszeiträume für Großkraftwerke und Infrastrukturen auf zwei
bis drei Jahrzehnte. Finanzmittel für neue Groß-Investitionen werden
immer nur dann frei, wenn eine der alten Investitionen amortisiert ist.
Ein 180-Grad-Richtungswechsel ist hier also – hypothetisch einmal den
guten Willen vorausgesetzt – nur in einem Zeitraum von mehreren
Jahrzehnten möglich. Die großen Energie-Konzerne werden also nicht in
der Lage sein, eine Führungsrolle bei einer Energie-Wende zu übernehmen
– zumal sie einen Einstieg in die erneuerbaren Energien in den
vergangenen Jahrzehnten in einer Mischung aus Arroganz und Blindheit
ablehnten.
Allein auf dem deutschen Strommarkt, den zur Zeit die "Großen Vier",
E.on, RWE, Vattenfall und EnBW beherrschen, wird ein Durchbruch der
erneuerbaren Energien für einen Dezentralisierungs- und damit
Demokratisierungs-Schub sorgen. Und erst ohne den gewaltigen
Energiehunger, der von einer völlig verfehlten Landwirtschaftspolitik in
den Industrieländern verursacht wird, fällt der Nachfrage-Druck auf
Länder wie Brasilien oder Malaysia in sich zusammen. In Ländern wie
Brasilien und Malaysia werden solang weiter die Urwälder zerstört, wie
es sich lohnt, Soja oder Palmöl zu exportieren. Es hat sich gezeigt, daß
rein idealistische Forderungen nach einer nachhaltigen Politik nichts
fruchten, denn die Politik wird von der Ökonomie bestimmt und nicht von
den WählerInnen.
Kleine Projekte "nachhaltiger Waldwirtschaft" wie sie beispielsweise vom
konservativen Umweltverband WWF unterstützt werden, sind vielleicht
gutgemeint, haben aber lediglich Alibicharakter. Sie konnten die seit
Jahrzehnten bestehende Profit-Logik und die anhaltende Vernichtung, die
auch in den pessimistischen Prognosen des WWF bestätigt wird, nicht
durchbrechen.
Die globale Waldzerstörung zu stoppen, liegt vornehmlich in den Händen
der BürgerInnen der reichen Industrieländer. Sie haben alle Hebel in der
Hand, mit denen die Weltwirtschaft in demokratische und nachhaltige Bahnen
umgelenkt werden kann. Das Überleben des Planeten hängt entscheidend von
der Durchsetzung einer Energie-Wende in den Industrieländern und auf
dieser Basis von der Demokratisierung der Energiewirtschaft ab.
Auch in Deutschland gibt es beim Thema Wald keinen Anlaß zur Entwarnung:
Der Zustand der Wälder ist selbst laut regierungsamtlichem
"Waldschadensbericht" ebenso schlecht wie in der 1980er Jahren, als die
Warnung vor einem Waldsterben ein Echo in den Mainstream-Medien fand. Bei
den Eichen ist die Situation sogar deutlich schlechter als damals.
Inzwischen müssen über 50 Prozent der deutschen Eichen in die höchste
Krankheitsklasse eingestuft werden. Besonders schlimm ist die Lage in
Baden-Württemberg.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Banken-Skandal in Brasilien
Kredite für Amazonas-Abholzung (4.04.11)
Amazonas-Gebiet:
Schleichender Genozid an den Awá (14.02.11)
Keine Entwarnung bei Wald-AIDS
Zustand kaum verändert (1.02.11)
Wald-AIDS in Baden-Württemberg
Schäden innerhalb der Schwankungsbreite (27.11.10)
Korruption bedroht Überleben
des Tigers in Rußland (26.07.10)
Schwedens Forstwirtschaft ruiniert Wälder
Der Schwindel mit dem FSC-Siegel (29.06.10)
"Schwarz-Gelb" fördert Ausrottung des Orang-Utan
Kredit an urwaldzerstörenden Palmöl-Konzern (20.05.10)
Amazonas-Gebiet: Mega-Staudämme
gefährden Indianer (19.05.10)
Greenpeace: Diesel in Deutschland
zerstört Urwald (5.05.10)
Peru: Öl-Konzern Repsol plant Ausbeutung im Regenwald
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US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen
(8.04.10)
Globale Waldvernichtung:
13 Millionen Hektar pro Jahr (26.03.10)
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der glitzernden High-Tech-Welt (22.12.09)