Snowden:
Britischer Geheimdienst GCHQ
spitzelt noch extremer als NSA
Hongkong (LiZ). Der aus den USA nach Hongkong geflohene Whistleblower Edward Snowden hat weitere brisante Informationen enthüllt: Beim G20-Treffen in Nordirland im Jahr 2009 habe der britische Geheimdienst GCHQ dreist die internationalen TeilnehmerInnen bespitzelt. Laut Snowden wurden dabei in großem Stil Telefongespräche, eMails und Paßwörter abgeschöpft.
Der 29-jährige Ex-Geheimdienstmitarbeiter erklärte heute, daß sich etwa US-amerikanische Geheimdienst-AnalystInnen Zugang zu sämtlichen elektromagnetisch verbreiteten Informationen beschaffen können, gleichgültig auf welchem Wege sie abgefangen werden müßten - "Telefonnummer, eMail, Benutzername, Mobiltelefon-Identifikationsnummer - es macht keinen Unterschied". Bei dieser Aussage übersieht Edward Snowden jedoch eines: eMail-Texte, die mit einem open-source-Verschlüsselungssystem wie etwa PGP (und nicht etwa per DE-Mail) kryptifiziert werden, sind auch für Geheimdienste nicht zu knacken (außer sie gelangen auf konventionellem Weg wie etwa Einbruch an den Code).
Laut Snowden sind die Einschränkungen nicht technischer, sondern politischer Natur. Kontrollen seien sehr lückenhaft. Dies ist allerdings nichts Neues (Wir berichteten beispielsweise am 23.02.01 - siehe in diesem Artikel zum Stichwort 'Carnivore'). Neu ist allerdings die Information, daß es inzwischen technisch möglich ist, auch Informationen aus Glasfaserkabeln abzugreifen.
Aus den von Snowden veröffentlichten Informationen geht hervor, daß die britische Regierung als Gastgeberin mit Hilfe des Geheimdienstes GCHQ im Jahr 2009 nicht nur die Netbooks der G20-TeilnehmerInnen überwachen ließ, sondern auch deren Telefonate abhörte. Zu diesem Zweck hatte der GCHQ eigens ein manipuliertes Internet-Café eingerichtet und dabei auch Paßwörter erbeutet. Dem GCHQ soll es bei dieser Gelegenheit gelungen sein, sich Zugang zu Blackberry-Mobiltelefonen zu verschaffen und von dort Dokumente abzugreifen. Das Mithören US-amerikanischer Seite beim internen Telefonverkehr der französischen Regierung mit Hilfe von Blackberry-Hintertürchen wurde bereits im Jahr 2007 publik (siehe unseren Artikel v. 21.06.07) und führte damals zu erheblichen diplomatischen Verstimmungen. Laut den Informationen Snowdens waren 2009 während des G-20-Gipfels allein rund 45 britische AnalystInnen mit dem Abhören der aus- und eingehenden Telefonate beschäftigt.
Spekulationen, er habe mit chinesischen Behörden zusammengearbeitet, wies Snowden zurück. Er habe keinen Kontakt zum chinesischen Regime gehabt. "Wäre ich ein chinesischer Agent, hätte ich mich nach Peking abgesetzt," erklärte er durchaus plausibel. Im übrigen ist kaum anzunehmen, daß die Informationen Snowdens andernfalls je öffentlich geworden wären. Mittlerweile hat ihm der seit fast einem Jahr in der ecuardorianischen Botschaft in London festsitzende Wikileaks-Mitbegründer Julian Assange empfohlen, ebenfalls in Ecuador um politisches Asyl nachzusuchen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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Whistleblower macht latenten Skandal publik (7.06.13)
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ebnet Weg zu neuer Gestapo (25.04.13)
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Allein im Jahr 2011: 2,9 Millionen eMails und SMS (5.04.13)
Daniel Cohn-Bendit als Lobbyist
für Facebook & Co. (27.03.13)
Datenschutz und Meldegesetz
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