Berlin (LiZ). Laut offizieller Statistik leben in Deutschland 18,9 Prozent der Kinder unter der Armuts-Schwelle. Und laut einer aktuellen Studie leiden 7,3 Prozent der Kinder in den östlichen Bundesländern unter einer unzureichenden Versorgung mit Winterkleidung.
In den "neuen Bundesländern" ist die Armut von Kindern und Jugendlichen mit 26,3 Prozent deutlich höher als im Westen, wo 17,4 Prozent der Kinder unter der Einkommensschwelle leben. In "rot-grün" regierten NRW liegt die Quote allerdings über dem Durchschnitt der "alten Bundesländer". So ist die Quote im Regierungsbezirk Arnsberg seit 2005 um 2,9 Prozentpunkte auf 24,3 Prozent geklettert. Gestiegen ist die Kinderarmut auch in den Regierungsbezirken Düsseldorf (22,7 Prozent) und Köln (20,2 Prozent). Allein in Düsseldorf leben 186.000 unter der Armuts-Schwelle. Das ist das Ergebnis einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die am gestrigen Mittwoch in Düsseldorf veröffentlicht wurde.
Diese Studie kommt auch zu dem Ergebnis, daß 9,7 Prozent der armen Kinder in den westlichen Bundesländern in einem Haushalt leben, in dem nicht ausreichend Winterkleidung für die gesamte Familie vorhanden ist. Unter allen Kindern in Westdeutschland sind es hingegen nur 2,8 Prozent. Im Osten leben sogar 12,1 Prozent der armen Kinder und 7,3 Prozent aller Kinder in einem Haushalt mit einer unzureichenden Versorgung mit Winterkleidung.
Auch andere Mängel, unter denen Kinder zu leiden haben, sind zu beobachten. So leben 9,1 Prozent der armen Kinder in den westlichen Bundesländern in Haushalten mit feuchten Wänden. In den östlichen Bundesländern sind 14,0 Prozent der Kinder hiervon betroffen. Bei allen Kindern beträgt dieser Anteil im Westen Deutschlands 4,4 Prozent - im Osten: 8,3 Prozent.
Auch bei der Verfügbarkeit von Computer und Internet verdeutlicht sich dieser Trend: 15,6 Prozent der armen Kinder im Westen (Osten: 19,4 Prozent) haben diese in ihren Haushalten nicht zur Verfügung. Unter allen Kindern leben nur 4,4 Prozent der Kinder im Westen in solchen Haushalten, im Osten sind es 9,5 Prozent. Dennoch reden deutsche Parteien-PolitikerInnen weiterhin von "Chancengleichheit".
"Insgesamt zeigt sich, daß die Einkommensarmut von Haushalten mit Kindern zu Mängeln bei der Versorgung mit wichtigen Gütern führt," heißt es in der Bilanz der Studie. Relative Einkommensarmut habe durchaus materielle Folgen.
Als "armutsgefährdet" gilt nach wissenschaftlicher Definition, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens zur Verfügung hat. Für ein Elternpaar mit einem Kind unter 14 Jahren liegt die Armutsschwelle derzeit bei 1564 Euro im Monat. Dies ist jedoch lediglich ein Durchschnittswert, der je nach dem örtlichen Mieten-Niveau, das in Deutschland sehr unterschiedlich ist, stark nach oben und unten abweichen kann (Siehe unseren Artikel v. 22.07.13). Als "arm" wird offiziell in Deutschland niemand eingestuft, denn laut regierungsamtlicher Sprachregelung sorgt die "Grundsicherung" (Hartz IV) dafür, daß niemand Mangel leidet. Eigentlich ist dies auch grundgesetzlich garantiert - eigentlich...
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Profit statt Kinder - Stiftung Warentest
schlägt Alarm bei Holzspielzeug (21.11.13)
Profit statt Kinder
Spielzeug mit Weichmachern belastet (13.11.13)
Kinderarmut in Deutschland
Unicef klagt an (25.10.13)
Profit statt Kinder
Krebs-Gift im Babybrei (16.09.13)
Profit statt Kinder
Fingerfarben enthalten gefährliche Stoffe (30.08.13)
AKW Gundremmingen bedroht
weiterhin Süddeutschland (15.08.13)
AKW Philippsburg bedroht
weiterhin Region Karlsruhe (10.08.13)
Brennelemente-Tausch
Radioaktives Jod über AKW Gundremmingen (12.11.11)
Giftige Gummistiefel für Kinder
(30.08.11)
Kinderkrebs im Umkreis von Atomkraftwerken
deutlich erhöht (4.08.11)
Merkels "Atom-Ausstieg"
Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren (30.05.11)
Deutschland ist Spitze
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