8.03.2016

Feminismus und Agrar-Wende
passen gut zusammen

Bäuerin mit Heugabel - Grafik: Rotaria
Berlin (LiZ). Die Bio-Branche bietet Frauen deutlich bessere Berufs-Chancen als im gesellschaftlichen Durchschnitt. Eine Erhebung des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN) brachte zutage, daß Unternehmen in dieser Branche zu rund 40 Prozent von Frauen geleitet oder co-geleitet werden. Dagegen stagniert der Anteil von Frauen in Führungs-Positionen in Deutschland seit langem bei 29 Prozent.

Das Statistische Bundesamt hat neben dieser Zahl von 29 Prozent (und diese Zahl ist ausnahmsweise einmal nicht geschönt, da die namentlich Besetzung der betreffenden Aufsichtsräte öffentlich bekannt ist und so der Anteil von Frauen und Männern ohne großen Aufwand gezählt werden kann) auch europäische Vergleichszahlen genannt: EU-weit liegt der Anteil von Frauen in Führungs-Positionen bei 33 Prozent. An der Spitze lag Lettland mit einem Anteil von 44 Prozent, gefolgt von Ungarn (40 Prozent) und Litauen (39 Prozent).

Seit Januar 2016 sind in Deutschland rund hundert börsennotierte Konzerne gesetzlich verpflichtet, ihre Aufsichtsräte zu 30 Prozent mit Frauen zu besetzen. Im Zweifelsfall müßten die "Chef"-Sessel laut Gesetz unbesetzt bleiben. Weitere 3.500 Unternehmen sollen sich eine freiwillig Frauen-Quote in der obersten Führungs-Ebene setzen. Von Pseudo-Feministinnen, die seit Jahren undifferenziert von einer "gläsernen Decke" reden und Frauen-Quoten "an der Spitze der Gesellschaft" fordern, wird solch eine Quote begrüßt. Die Redaktion der Zeitschrift 'Emma' wertete ebenso die Zulassung von Frauen bei der Bundeswehr als Fortschritt für die Emanzipation.

Ganz offensichtlich ist eine Frauen-Quote von 30 Prozent bei einem realen Stand von 29 Prozent eine reine Show-Nummer. Feministinnen kritisieren jedoch darüber hinaus, daß nichts für die Frauen und für die Emanzipation gewonnen sei, wenn in den Führungs-Etagen von Konzernen, die für das Elend und die Ausbeutung von über 90 Prozent der Menschheit verantwortlich sind, einige Frauen säßen. Selbst wenn in diesem Kreis von Menschen, der bezogen auf die gesamte Menschheit weniger als ein Promille ausmacht, eine Quote von 50 Prozent Frauen bestünde, würde sich an der Profit-Orientierung dieser Konzerne nicht das Geringste ändern. Feministinnen haben nie behauptet, daß Frauen - qua Uterus - die besseren Menschen seien.

Die Wende von der industrialisierten Landwirtschaft hin zur naturverträglichen Bio-Landwirtschaft und zu gesunder Ernährung war schon in den 1970er-Jahren untrennbar verknüpft mit der Suche nach alternativen Lebensmodellen und der Abkehr von der menschen- und naturverachtenden, patriarchalisch geprägten kapitalistischen Wirtschaft. Nur auf dieser Basis konnte sich der relativ hohe Anteil von Frauen in der Bio-Branche entwickeln. Frauen-Quoten an der Basis der Wirtschaft und besonders in den "MINT-Berufen" (Siehe unseren Artikel v. 8.03.15) sind aus feministischer Sicht zu fordern. Auf den "Chef"-Sesseln von Monsanto oder Heckler&Koch wären Frauen demnach jedoch völlig fehl am Platz.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Kampf gegen Hot Pants
      Rektorin aus Horb für Rettung des Abendlandes (7.07.15)

      Eltern tradieren Unterdrückung
      Mädchen werden entmutigt (8.03.15)

      Deutliche Benachteiligung der Frauen
      bei der Rente (5.03.15)

      Unerklärliche 7 Prozent
      Witz der Woche (26.03.14)

      Weiblich: die Arbeitslosigkeit,
      die Teilzeitarbeit, die Leiharbeit... (8.03.14)

      Emanzipation? Rollback
      in Deutschland (25.11.13)

      Geht es um den Boden unter den Füßen
      oder um eine "gläserne Decke"? (8.03.13)

      Mein Wort zum Frauentag: Sex is Muß!
      Gastbeitrag von Martin Buchholz (8.03.13)

      Skandal in Köln
      Katholische Kliniken weisen Vergewaltigungsopfer ab
      (17.01.13)

      Sozialabbau trifft Frauen härter
      (8.03.12)

      Studie zu "Babyboom"-Jahrgängen
      Besonders Frauen erwartet Altersarmut (15.02.12)

      Frauen in Konzern-Vorstände?
      Die realen Probleme bleiben ausgeblendet (8.03.11)

      Bundesverfassungsgericht stärkt Position
      lediger Väter
      Traditionelles Mutterbild im Kern unangetastet (3.08.10)

      Nachwuchs ohne Zukunfts-Chance
      Immer mehr Kinder kommen unter die Räder (1.06.10)

      Witz der Woche
      Warum ist der Kapitalismus
      für Frauen besser als der Islam? (30.12.09)

      90 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland
      Errungenschaft oder Sackgasse? (8.03.09)

      Papst gegen Trennung von Kirche und Staat
      Subvention in Deutschland jährlich... (13.09.08)

      Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern
      unverändert bei 30 Prozent (12.08.08)

      Vorname: Brigitte / Name: Bertelsmann
      Tatbestand: Versuchte Frauenverdummung (26.03.08)

      Sozialabbau trifft Frauen härter
      Erklärung von NETZWERK REGENBOGEN zum Frauentag
      (8.03.08)

      Alpha-Mädchen statt Alpha-Männchen?
      Feministische Überlegungen zu einer 'spiegel'-Titelstory
      (31.05.07)

      Mit Merkel für feministische Umweltzerstörung
      und feministischen Sozialabbau? (8.03.07)

      Gender Mainstreaming
      - Schlaftablette für die Frauenbewegung? (8.03.06)

      Emanzipation als Einbildung (8.03.05)

      Frauen unverändert bei 70 Prozent
      "It's the ecomomy, stupid" (30.10.04)

      Auch nach fünf Jahren "Rot-Grün":
      Frauen bei 70 Prozent (3.03.04)

      Internationaler Frauentag
      und Afghanistan (24.02.03)

      Oben buckeln, unten treten - Hartz und die Frauen
      oder: Auf dem Weg in die autoritäre Gesellschaft (18.10.02)

      70 Prozent (4.08.99)