Forderung nach sofortiger Stilllegung des AKW Fessenheim
Breisach (LiZ). Auf der Rheinbrücke zwischen der badischen Stadt Breisach und der elsässischen Nachbar-Stadt Neuf Brisach demonstrierten heute rund 800 FranzösInnen und Deutsche gemeinsam für einen Atom-Ausstieg und die sofortige Stilllegung des nahegelegenen AKW Fessenheim. Trotz vorhergesagter Extrem-Niederschläge bliebt die Brücken-Aktion nahezu völlig von Regen verschont.
Außer der Rheinbrücke bei Breisach-Neuf Brisach blockierten Atomkraft-GegnerInnen auch die Brücke zwischen Neuenburg und Chalampé, wenige Kilometer südlich des ältesten französischen Meilers, dessen beide Druckwasser-Reaktoren à 880 Megawatt bereits 1977 in Betrieb gingen. Derzeit steht die Entscheidung aus, ob das AKW weitere zehn Jahre am Netz bleiben darf. Noch steht das Kraftwerk still, da in Block II im Zuge der Zehnjahresrevision drei Dampfgeneratoren ausgetauscht werden und in Block I der Austausch der Brennelemente noch nicht abgeschlossen ist. Doch es ist damit zu rechnen, daß der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy im November die Verlängerung der Betriebsgenehmigung im Auftrag der EdF verkünden wird.
André Hatz von der elsässischen Organisation 'Stop Fessenheim' erinnerte daran, daß sich mittlerweile immer mehr Gemeinden und Abgeordnete in Frankreich für eine Stilllegung des AKW Fessenheim aussprechen. Er wies in seiner Rede zudem darauf hin, daß westlich des Rheins keineswegs - wie so oft beschworen - die Lichter ausgehen, wenn das AKW Fessenheim keinen Strom liefert. Und der deutsche Redner Sebastian Sladek ergänzte, daß der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien den Weg für einen Atom-Ausstieg ebnet, den doch heute angeblich niemand mehr verhindern will.
Mit den symbolischen Brücken-Blockaden - sie dauerten nur eine Stunde - sollte daran erinnert werden, daß diese Fluchtwege im Falle eines Super-GAU im AKW Fessenheim schnell verstopft wären und die Verbindung zwischen Elsaß und Baden sich in eine tödliche Falle verwandeln kann. "Ein Super-GAU in Fessenheim würde sich katastrophal auf ganz Europa auswirken, daher kennt auch der Widerstand keine Grenzen," so Aline Duratti, Vorsitzende von 'Stop Fessenheim'.
Daß es neben dem Demonstrieren und dem Wechseln des Stromanbieters noch eine weitere Möglichkeit gibt, real Druck auszuüben, machten zwei junge Frauen deutlich: Das Rapperinnen-Duo 'Dream Team' aus Breisach appellierte an die DemonstrantInnen, ihr Girokonto nur bei Banken einzurichten, die keine Kredite an Atom-Konzerne geben. Bereits vor der Brücken-Besetzung heizten sie mit ihrem Anti-Atom-Rap kräftig ein. Dies war auch nötig, denn obwohl der prognostizierte Regen weitgehend ausblieb, wehte ein kalter Wind über die Rheinbrücke.
Auf der Brücke spielten zwischen den beiden Redebeiträgen Christine, Theo und Gerold alte Anti-AKW-Songs, von denen manche noch aus der Zeit des erfolgreichen Kampfes gegen das geplante AKW Wyhl stammten. Neben 'Stop Fessenheim' hatte die Anti-Atom-Gruppe Freiburg zur Brücken-Aktion aufgerufen. Ingo Falk von der Anti-Atom-Gruppe Freiburg wies darauf hin, daß das Land Baden-Württemberg über die Strom-Konzerne E.on und EnBW indirekt an 17,5 Prozent der Kosten und Gewinne des AKW Fessenheim beteiligt ist. "Die Regierung hätte hier einen Hebel, um Druck auszuüben. Der hat sich jedoch bislang noch nicht bewegt," merkte Falk kritisch an. Stattdessen sickerte bereits kurz nach der Wahl der neuen "grün-roten" Landesregierung durch, daß Gunda Röstel, frühere Bundesvorsitzende der angeblichen Öko-Partei, schnell und ohne Beteiligung der Öffentlichkeit mit einem Aufsichtsratsposten bei Atomstom-Konzern EnBW versorgt worden war. Und daß von der neuen baden-württembergischen Landesregierung nicht mehr zu erwarten ist als von "Schwarz-Gelb" zeigte sich erst kürzlich, als Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Forderung erhob, das AKW Fessenheim müsse dem gleichen "strengen Stress-Test" wie die deutschen Atomkraftwerke unterzogen werden.
Die französische Anti-AKW-Bewegung schielt dennoch hoffnungsvoll auf den angeblichen deutschen Atom-Ausstieg. Immerhin konnte die deutsche Anti-AKW-Bewegung mit der Abschaltung der ältesten acht von insgesamt 17 Atom-Reaktoren einen bedeutenden Erfolg verzeichnen. Und in Frankreich könnte die Stilllegung des ältesten Meilers einen Domino-Effekt auslösen, so die Hoffnung. "Die Stilllegung von Frankreichs ältestem Meiler würde einen enormen Erfolg und eine massive Stärkung der Atomgegnerinnen und -gegner bedeuten," so André Hatz. Aline Duratti rief die DemonstrantInnen daher
auf, weiterhin ihren Unmut auf die Straße zu tragen.
Am Ende spielten noch zwei Bands und rundeten mit brasilianischer Musik und vielseitigem akustisch vorgetragenen Jazz die Veranstaltung ab. Leider hatte der kalte Wind am frühen Sonntag Nachmittag bereits einen großen Teil der Atomkraft-GegnerInnen vertrieben, sodaß diesen die hervorragenden Darbietungen der Bands 'Trio Papagaio' und 'The BluBossa & Green Beans Bunch' entgingen.
Anmerkungen
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