20.11.2011

Strahlen-Skandal Gorleben
Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages
widerspricht Landesregierung

Atommüll - wohin damit? Berlin (LiZ). Laut einer Stellung- nahme des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages beruht die Zulassung des CASTOR-Transports nach Gorleben, der in wenigen Tagen stattfinden soll, vor dem Hintergrund des Strahlen-Skandals auf "wenig überzeugen- den" und "unwissenschaftlichen" Argumenten. Nach wie vor sei unklar, ob der Grenzwert für radioaktive Strahlung am Zwischenlager Gorleben überschritten wird oder bereits überschritten ist.

Aus der Stellungnahme des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages folgt, daß der kommende CASTOR-Transport so vom niedersächsischen "Umwelt"-Ministerium nicht hätte genehmigt werden dürfen. Die AutorInnen verweisen darauf, daß Meßgeräte am Zaun des Zwischenlagers, in das nun weiterer hochradioaktiver Müll eingelagert werden soll, "bereits im Sommer eine erhöhte Strahlung" angezeigt hätten. Der Einlagerungsbetrieb hätte daraufhin ausgesetzt werden müssen, bis Klarheit über eine mögliche Überschreitung der gesetzlich zulässigen Strahlen-Dosis besteht.

Niedersachsens "Umwelt"-Minister Hans-Heinrich Sander hatte sich auf Nachmessungen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und deren Berechnungen mit überhöhten Werten für die Hintergrundstrahlung gestützt. Fachleute im Auftrag der Atomkraft-GegnerInnen hatten jedoch herausgefunden, daß bereits seit Jahren überhöhte Werte für die Hintergrundstrahlung eingesetzt wurden und mit Hilfe solch manipulierter Rechnungen die dem Atom-Müll zuzurechnende Strahlung verharmlost wurde. Werden jedoch realistische Werte für die Hintergrundstrahlung von den Meßwerten abgezogen ergibt sich: Bereits seit 2003 wird der gesetzliche Grenzwert von 0,3 mSv am Zaun des Zwischenlagers Gorleben überschritten. Es wurde ein Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft Lüneburg eingereicht.

Nun stellte auch der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages fest, daß die Argumentation aus Niedersachsen "wenig überzeugend" und "unwissenschaftlich" sei. Insbesondere fehle eine "kritische Auseinandersetzung mit Unsicherheiten und Fehlergrenzen."

Nach neuesten Meldungen soll der CASTOR-Transport einen Tag vorgezogen werden und bereits am Mittwoch bei der französischen Plutonium-Fabrik LaHague starten. Dies würde bedeuten, daß er am Donnerstag die deutsche Grenze bei Karlsruhe erreichen kann. Nach Angaben des französischen Anti-Atom-Netzwerks 'Réseau Sortir du nucléaire' sind Blockade-Aktionen in Valognes, Rouen, Montérolier-Buchy und anderen Orten geplant. Die wendländischen Anti-Atom-Initiativen wollen an der für Samstag, 26. November, in Dannenberg angekündigten Groß-Kundgebung gegen den CASTOR-Transport festhalten. Bundesweit wird jedoch schon jetzt von Atomkraft-GegnerInnen dafür geworben, nicht erst am Samstag ins Wendland zu fahren, um sich an CASTOR-Blockaden zu beteiligen.

Die Anti-Atom-Initiativen weisen darauf hin, daß sich alle, die sich an Protesten und Blockaden beteiligen wollen, selbst auf dem Laufenden halten sollen:
www.castor-suedblockade.de
www.gorleben-castor.de

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Genehmigung für CASTOR-Transport
      trotz Strahlen-Skandal (31.10.11)

      Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen fordern Absage
      des CASTOR-Transports nach Gorleben (17.10.11)

      Strahlen-Skandal in Gorleben
      Grenzwert am Zaun bereits seit 2003 überschritten
      (30.09.11)

      Radioaktiver Müll in Gorleben
      hohe Strahlenbelastung am Zaun (25.08.11)

      Atommüll-Endlager in Deutschland?
      EU macht Druck (20.07.11)

      Atommüll-Endlager in der Schweiz?
      Unmögliches soll realistisch erscheinen (12.07.11)

      13. CASTOR nach Gorleben
      angekündigt (3.06.11)

      Gorlebener Salzstock vielfach angebohrt
      Der Berg schlägt zurück (15.04.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (14.04.11)

      Drei Monate Denkpause
      auch für Gorleben? (30.03.11)

      Atommüll-Frachter in Seenot
      nach Rußland-Fahrt (20.12.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)

      Erhöhte Krebs-Rate
      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      Parteitag der Pseudo-Grünen
      Gorleben als Verhandlungsmasse (21.11.10)

      Neue wissenschaftliche Studie:
      AKW und tote weibliche Embryos (19.11.10)

      CDAK interveniert
      gegen Wiederwahl Annette Schavans in Parteivorstand
      (14.11.10)

      50.000 in Dannenberg
      Auftakt zum CASTOR-Protest im Wendland (7.11.10)

      Akten über Explosion im Jahr 1969
      Erdgas unter Gorleben (13.09.10)

      Der Endlager-Schwindel
      Greenpeace veröffentlicht Akten zu Gorleben (13.04.10)

      In Asse II wird probegebohrt
      Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)

      Atommüll-Transporte
      Glaskokillen nicht stabil (5.02.10)

      Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
      Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)

      Endlager-Standort Gorleben
      Bei der Auswahl spielte Geologie kaum eine Rolle
      (10.01.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      Morsleben-Kongreß
      Forderung nach Offenlegung einer geheimen Studie
      zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls (21.11.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich
      (2.10.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Desinformation in der 'Badischen Zeitung'
      Die Schweizer Endlager-Suche (18.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an
      (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie