31.10.2011

Genehmigung für CASTOR-Transport
trotz Strahlen-Skandal

CASTOR-Transport Hannover (LiZ). Das nieder- sächsische "Umwelt"-Ministerium hat trotz des Stahlen-Skandals in Gorleben die Genehmigung für den 13. CASTOR-Transport von LaHague ins Wendland genehmigt. Die offenkundigen Beweise für das Überschreiten des Strahlen-Grenzwerts am Zaun des Zwischenlagers Gorleben werden schlicht ignoriert. Die Anti-Atom-Initiativen waren hierauf vorbereitet.

Das Ministerium in Hannover teile heute mit, "nach Abschluß aller Prüfungen" sei sichergestellt, daß der gesetzliche Grenzwert für Radioaktivität an dem Zwischenlager nicht überschritten sei und auch nicht überschritten würde, wenn die elf CASTOR-Behälter aus der französischen Plutonium-Fabrik LaHague in der Halle deponiert werden. Bei Atomkraft-GegnerInnen stieß diese Ankündigung auf scharfe Kritik. "Der Grenzwert für Radioaktivität an der CASTOR-Halle konnte nur mit Schmu und Betrug niedrig gehalten werden," sagte die Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüchow Dannenberg, Kerstin Rudek. Weitere örtliche Anti-Atom-Initiativen kommentierten die vorhersehbare Entscheidung als "Meßwert-Mauschelei" und warfen Atom-Minister Hans-Heinrich Sander vor, er täusche die Öffentlichkeit.

Im August und September war nach und nach bekannt geworden, daß die radioaktive Strahlung am Zaun des oberirdischen Zwischenlagers Gorleben bereits seit 2003 den gesetzlichen Grenzwert überschreitet (siehe auch unsere Berichte v. 17.10.11, 30.09.11 und 25.08.11). In dem Zwischenlager, einer Leichtbauhalle, stehen mittlerweile 102 CASTOR-Behälter mit hochradioaktivem Atom-Müll. Dieser von der Atomindustrie verursachte Müll wurde seit dem Jahr 1996 in zwölf CASTOR-Transporten ins Wendland geschafft, obwohl die Entscheidung für den Salzstock Gorleben auf keinem wissenschaftlichen Auswahl-Verfahren beruht. Mittlerweile ist erwiesen, daß der Salzstock Gorleben als Atommüll-Endlager ungeeignet ist. Dennoch wird am unterirdischen Endlager im Drei-Schicht-Betrieb 24 Stunden am Tag weiter gebaut.

Der dreizehnte CASTOR-Transport ist zwar der letzte, der in der Plutonium-Fabrik LaHague startet. Nach Gorleben sollen allerdings weitere 21 CASTOR-Behälter aus der britischen Plutonium-Fabrik Sellafiled transportiert werden. Beide Anlagen werden in Deutschland häufig irreführend als "Wiederaufarbeitungsanlagen" bezeichnet, dienen jedoch vorrangig der Separierung des Bombenstoffes Plutonium. In Frankreich lautet die offizielle Bezeichnung "usine plutonium".

Der Start-Termin des CASTOR-Transport wird zwar geheim gehalten, wird jedoch für Donnerstag, 24. November erwartet. Bereits an der Zug-Verladestation in Valognes bei LaHague wollen französische und britische Atomkraft-GegnerInnen den CASTOR-Transport blockieren. Die Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen rufen für Freitag, 25. November zu einer erneuten "Südblockade" auf. Diese soll ein Zeichen über das Wendland hinaus setzen: "Gorleben ist als Endlager ebenso wenig geeignet wie Morsleben, Asse II, das lothringische Bure oder das schweizerische Benken." Und am Samstag, 26. November, findet im Wendland in Dannenberg die Auftakt-Kundgebung statt. Je nachdem ist nicht auszuschließen, daß der CASTOR-Transport bereits am Samstag morgen das Wendland erreicht oder daß der Termin verschoben wird. Die Anti-Atom-Initiativen weisen darauf hin, daß sich alle, die sich an Protesten und Blockaden beteiligen wollen, selbst auf dem Laufenden halten sollen:
www.castor-suedblockade.de
www.gorleben-castor.de

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen fordern Absage
      des CASTOR-Transports nach Gorleben (17.10.11)

      Bundesweite Herbstkonferenz der Anti-Atom-Initiativen
      fordert sofortigen Atom-Ausstieg (2.10.11)

      Strahlen-Skandal in Gorleben
      Grenzwert am Zaun bereits seit 2003 überschritten
      (30.09.11)

      Radioaktiver Müll in Gorleben
      verursacht hohe Strahlenbelastung am Zaun (25.08.11)

      CASTOR 2011
      Auftakt-Kundgebung in Dannenberg geplant (29.07.11)

      Atommüll-Endlager in Deutschland?
      EU macht Druck (20.07.11)

      Atommüll-Endlager in der Schweiz?
      Unmögliches soll realistisch erscheinen (12.07.11)

      13. CASTOR nach Gorleben
      angekündigt (3.06.11)

      Gorlebener Salzstock vielfach angebohrt
      Der Berg schlägt zurück (15.04.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (14.04.11)

      Drei Monate Denkpause
      auch für Gorleben? (30.03.11)

      Atommüll-Frachter in Seenot
      nach Rußland-Fahrt (20.12.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)

      Erhöhte Krebs-Rate
      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      Parteitag der Pseudo-Grünen
      Gorleben als Verhandlungsmasse (21.11.10)

      Neue wissenschaftliche Studie:
      AKW und tote weibliche Embryos (19.11.10)

      CDAK interveniert
      gegen Wiederwahl Annette Schavans in Parteivorstand
      (14.11.10)

      50.000 in Dannenberg
      Auftakt zum CASTOR-Protest im Wendland (7.11.10)

      Akten über Explosion im Jahr 1969
      Erdgas unter Gorleben (13.09.10)

      Der Endlager-Schwindel
      Greenpeace veröffentlicht Akten zu Gorleben (13.04.10)

      In Asse II wird probegebohrt
      Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)

      Atommüll-Transporte
      Glaskokillen nicht stabil (5.02.10)

      Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
      Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)

      Endlager-Standort Gorleben
      Bei der Auswahl spielte Geologie kaum eine Rolle
      (10.01.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      Morsleben-Kongreß
      Forderung nach Offenlegung einer geheimen Studie
      zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls (21.11.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich
      (2.10.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Desinformation in der 'Badischen Zeitung'
      Die Schweizer Endlager-Suche (18.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an
      (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie