Nürnberg (LiZ). Obwohl vielerorts die Haltung von Delphinen in Zoos und "Delphinarien" aus Tierschutz- gründen aufgegeben wurde, investiert der Nürnberger Zoo 24 Millionen Euro in den Bau einer "Delphin-Lagune". TierschützerInnen kritisieren die Anlage als "teure Tierquälerei."
So beurteilt etwa die Tierschutz-Organisation 'Pro Wildlife' die Anlage trotz verbesserter Ausstattung negativ: "Die Nürnberger Delphine leiden auch weiterhin daran, daß ihr Bewegungsdrang, ihr komplexes Sozialleben und ihre Kommunikation extrem beschnitten sind. Eine hübsche Gartenarchitektur ist für Zoobesucher attraktiv - den Bedürfnissen von Delphinen entspricht die Lagune aber nicht." Sandra Altherr, Sprecherin von 'Pro Wildlife', weist im übrigen darauf hin, "daß Zoodirektor Dag Encke auch künftig mit toten Delphinbabys rechnet." Dies zeige, daß "er selbst um das Problem weiß." Mit 32 Holzkreuzen wollen TierschützerInnen am 28. Juli in einer Aktion vor dem Nürnberger Zoo an die bisher frühzeitig verstorbenen Delphine erinnern. "Das ist eine Katastrophenbilanz und ein Armutszeugnis für den Tiergarten Nürnberg," so Sandra Altherr.
Delphine wie der Große Tümmler legen in der Natur täglich bis zu hundert Kilometer zurück, erreichen Spitzengeschwindigkeiten bis zu 55 Kilometer pro Stunde, tauchen bis zu 500 Meter tief und leben in komplexen Familienverbänden. "All dies ist ihnen in Gefangenschaft nicht möglich," so die promovierte Biologin Sandra Altherr. Auch für Nürnberg ist die Prognose für die künftige Delphinhaltung schlecht: "Zwar bietet die neue Anlage etwas mehr Platz und die Tiere können erstmals Sonne und frische Luft erleben. Aber die Delphine haben weiterhin nur sehr begrenzte Möglichkeiten, ihren immensen Bewegungsdrang auszuleben und ihr Echolot einzusetzen."
Delphine sind hochintelligent und leiden unter den schlechten Haltungsbedingungen. Die 'Nürnberger Nachrichten' zitieren Zoodirektor Encke mit den Worten, auch in Zukunft werde es tote Delphinkälber geben - daß Jungtiere sterben, sei normal. Bei freien Delphinen liegt die Überlebensrate der Kälber wissenschaftlichen Studien zufolge jedoch bei 70 bis 80 Prozent. "Kein Wunder, daß Direktor Dag Encke bereits mit weiteren Todesfällen rechnet. Wie er versucht, tote Delphinkälber im Zoo als Normalität hinzustellen, ist unverfroren," erklärt die 'Pro-Wildlife'-Sprecherin.
Delphine können bis zu 50 Jahre alt werden. In Nürnberg starben bislang 32 Delphine einen frühzeitigen Tod. "Die Todesbilanz in Nürnberg belegt, daß es nicht funktionieren kann, Delphine in Gefangenschaft zu halten. Wir bedauern, daß die 24 Millionen Euro Baukosten nicht verwendet wurden, um wild lebenden Delphinen zu helfen und ihren bedrohten Lebensraum zu retten. Stattdessen wird nun die Haltung in Gefangenschaft manifestiert. Diese Sturheit gibt es in Deutschland ansonsten nur noch in Duisburg - dabei sind Delphinarien längst ein Auslaufmodell," so Altherr.
Anmerkungen
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