27.10.2013

Chemie in Badehose und Bikini
Fluor-Kohlenstoffverbindungen und Alkylphenolethoxylate

Sonnencreme? Badeklamotten?
Hamburg (LiZ). Die Umwelt-Organisation Greenpeace warnt vor schädlichen Chemikalien in Badehosen und Bikinis. Zugleich prangert Greenpeace an, daß es für die gefährliche Stoffgruppe der Fluor-Kohlenstoffverbindungen und Alkyl­phenolethoxylate keine Kennzeichnungs­pflicht gibt.

Aus dem Bericht über die Umsetzung der Nitrat-Richtlinie geht hervor, daß trotz insgesamt leicht positiver Tendenz die Nitrat-Belastung und Eutrophierung - also das übermäßige Wachstum von schädlichen Pflanzen und Algen, das das Leben in Flüssen und Seen erstickt - noch in vielen EU-Mitgliedstaaten Probleme bereitet. EU-Umweltkommissar Janez Potocnik mußte eingestehen, daß Nitrate eine "starke Belastung für die Biodiversität, die Gewässer und die Agrar-Flächen" darstellen. An eine Förderung der Biolandwirtschaft oder eine Umstellung der Agrar-Subventionen (siehe hierzu unseren Artikel v. 28.08.13) denkt in der EU-Bürokratie aber offensichtlich niemand. Der Bericht stellt lediglich fest, daß die Landwirtschaft "nicht genügend Anreize" erhalte, um den Einsatz von Nitratdünger einzuschränken.

Nicht länger geleugnet werden kann zudem, daß die Belastung der Wasserqualität durch die industrielle Landwirtschaft in einigen Gebieten immer noch zunimmt. Der EU-Bericht weist darauf hin, die Ursache hierfür seien "einige Verfahren der Intensivlandwirtschaft", die "stark von Düngemitteln abhängig sind, die die Gewässerqualität vor Ort verschlechtern". In Deutschland und Malta sind die Probleme beim Grundwasser am größten, während die Verunreinigung der Oberflächengewässer in Malta, Großbritannien und Belgien am stärksten ist. Beinahe vier von zehn Seen in Europa leiden demnach unter Eutrophierung. Akut ist die Lage in den Niederlanden, wo 100 Prozent des Süßwassers betroffen ist.

Bekanntlich trägt nicht nur der Einsatz von Mineraldünger in der industriellen Landwirtschaft, sondern auch die Massentierhaltung zu übermäßigen Nitrat-Konzentrationen bei. Nitrat aus den Exkrementen der Schweine-, Rinder- oder Geflügel-Haltung sickern in Bäche, Flüsse und Grundwasser ein. Sie verursachen häufig ein übermäßiges Algenwachstum (siehe hierzu etwa unseren Artikel v. 29.07.11), was zu Störungen der Wasser-Ökosysteme führt. Ebenso gehören Luftverschmutzung, gravierende Schädigungen der Wälder, Bedrohung der Biodiversität und die Ausbreitung von Todeszonen in der Ostsee zu den Folgen.

Durch die hohe Nitrat-Belastung des Grundwassers kommt es zu Verunreinigungen des Trinkwassers. Für Nitrat gilt in Deutschland ein relativ lascher Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Trinkwasser. Nitrat kann im menschlichen Körper zu Nitrosaminen umgebaut werden kann. Diese sind krebserregend.

Im aktuellen Bericht lobt sich die EU-Bürokratie selbst dafür, daß sie vor 20 Jahren das Problem erkannt habe. Die Nitrat-Richtlinie trat EU-weit im Jahr 1992 in Kraft. Doch zugleich heißt es im Bericht: "Obwohl sie in den Mitgliedstaaten bereits gut eingeführt ist, ist ihre vollständige Umsetzung in einigen Ländern noch problematisch." So laufen derzeit gegen sechs Mitgliedstaaten (Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Lettland, Polen und die Slowakei) diesbezügliche Vertragsverletzungsverfahren.

Nach einer Untersuchung der Umweltbundesamtes (UBA), die im Juli bekannt wurde, stammt das Nitrat im Grundwasser hauptsächlich aus der industriellen Landwirtschaft - und zwar aus dem dort eingesetzten Stickstoffdünger. In Ackerbaugebieten lag bei 24 Prozent der Messstellen die Nitrat-Konzentration über 50 Milligramm je Liter Wasser - dem Grenzwert der Trinkwasser-Verordnung. Das UBA versuchte daher auf EU-Ebene auf eine Verschärfung der Dünge-Verordnung zu drängen. 'Report Mainz' veröffentlichte im Juli ein internes Schreiben der EU-Kommission an das deutsche Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV), laut dem diese über "die Entwicklung der Wasserqualität in Deutschland besorgt" ist. Darin fordert sie, daß Deutschland sicherstellen müsse, daß die Wasserqualität in einem ange­messenen Zeitrahmen akzeptabel werde. Eine "Verbesserung der derzeit geltenden Maßnahmen" zum Grundwasserschutz sei erforderlich, um die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen.

Betreiber von Wasserwerken befürchten, den Grenzwert für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter bald nicht mehr einhalten zu können. Bernhard Röhrle vom Zweckverband Landeswasser­versorgung in Stuttgart erklärt gegenüber 'Report Mainz': "Die Situation ist besorgniserregend. Wir müssen dringend und kurzfristig reagieren, so daß es zu keinen Grenzwert­überschreitungen kommt." Und Egon Harms vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbund sagt: "Die Situation ist für uns hier mittlerweile hoch dramatisch, weil die Nitrat-Werte wieder steigen."

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Nitrat-Belastung im deutschen Grundwasser
      verschlechtert sich dramatisch (19.10.13)

      Profit statt Kinder
      Krebs-Gift im Babybrei (16.09.13)

      Profit statt Kinder
      Fingerfarben enthalten gefährliche Stoffe (30.08.13)

      VGH-Urteil: Natürliches Mineralwasser
      darf Pestizide enthalten (2.08.13)

      Chemie in Obst und Gemüse
      Nur Bio-Lebensmittel unbelastet (17.06.13)

      Pestizide vernichten Amphibien
      Umweltbundesamt fordert Beschränkungen (1.02.13)

      Umweltverbände: Aigners Pestizid-Aktionsplan
      ist "mangelhaft" (25.10.12)

      Greenpeace deckt auf
      Pestizide in Obst und Gemüse (26.03.12)

      Gefahren durch Chemie und Nano-Silber
      in imprägnierter Bekleidung (12.01.12)

      Ozonloch über der Arktis
      Stratosphäre aus dem Gleichgewicht (4.10.11)

      Giftige Gummistiefel für Kinder
      (30.08.11)

      Phthalate im Plastik und Spielzeugpanzer
      Werden unsere zukünftigen Männer verweichlicht?
      (16.11.09)

      Hormon-Chemie in Babyschnullern
      Gefährliches Bisphenol-A entdeckt (1.10.09)

      Krebsgefahr:
      Pestizide in Kirschen (15.06.09)

      Krebsgefahr durch Badelatschen
      Weichmacher im Gummi (1.04.09)

      Hormone im Mineralwasser
      Plastikflaschen nach wissenschaftlicher Studie in der Kritik
      (12.03.09)

      Skandal: Hormon-Chemie in
      Baby-Nahrung und Kinder-T-Shirts (30.07.07)

      Wird das Ozonloch größer? (8.01.07)

      Chemie im Blut von Kindern (30.10.04)

      Gift in Schwimmringen und Badelatschen (29.06.04)

      Weiche Babys Dank Phthalat
      Giftige Weichmacher deutscher Firmen in Medizinprodukten
      (23.06.04)

      Gefahren durch Kunststoffe
      Weichmacher gefährlicher und weiter verbreitet als vermutet
      (9.04.04)

      JedeR vierte AustralierIn hat Hautkrebs
      Ozonloch und Chemiepolitik (5.03.04)

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      "ungenügend" getestet (5.07.03)

      Greenpeace-Studie:
      "Chemie außer Kontrolle" (2.07.03)

      Gift im Geld
      Das Hormongift Tributyzinn (TBT) ... (9.01.02)