Chemie in Obst und Gemüse
Nur Bio-Lebensmittel unbelastet
Hamburg (LiZ). In Zucchini, Wassermelonen und Blattsalaten aus Supermärkten und Discountern wurde die Chemikalie Perchlorat entdeckt. Laut einem Bericht des NDR fand das beauftragtes Labor den Wirkstoff, der unter anderem in Medikamenten gegen Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt wird. Ursache sind vermutlich chemische Düngemittel, die bei Bio-Lebensmitteln nicht zugelassen sind.
Mit dem Nachweis der Chemikalie Perchlorat hat sich erneut die Erkenntnis bestätigt, daß mit Hilfe chemischer Analysen nur solche Stoffe entdeckt werden, nach denen auch gesucht wird. Bis dato lag kein Verdacht vor, daß Perchlorat auf welchem Wege auch immer in Lebensmittel geraten sein könnte - also wurde bislang auch nicht darauf untersucht. "Ein Wirkstoff, der in einem Arzneimittel vorhanden ist und da eine Wirkung entfalten soll, ist in einem Lebensmittel völlig unkalkulierbar. Perchlorat hat in Lebensmitteln überhaupt nichts zu suchen. Vor allem für Kinder könnte das gesundheitliche Folgen haben," erklärte der Chemiker und Lebensmittelanalytiker Günter Lach gegenüber dem NDR. Erschwerend kommt hinzu, daß sich Perchlorat - anders als etwa an der Schale anhaftende Pestizide - nicht von Obst und Gemüse abwaschen läßt. Die Chemikalie verflüchtigt sich auch nicht beim Kochen.
Der Verdacht auf Perchlorat in Obst und Gemüse kam beim NDR durch Dokumente auf, aus denen hervorgeht, daß eine Reihe von Lebensmittelerzeugern seit Längerem Kenntnis von der Kontamination haben. Sie hatten bereits selbst Untersuchungen vorgenommen und Daten gesammelt, die Öffentlichkeit jedoch nicht informiert. Eine dem NDR vorliegende Liste zeigt, daß nahezu alle Obst- und Gemüsesorten durch Perchlorat kontaminiert sein können. In den USA ist die Kontamination von Lebensmitteln durch Perchlorat bereits seit rund zehn Jahren bekannt. Besonders das Vorkommen von Perchlorat im Trinkwasser sorgte in den USA für Aufsehen.
Die Supermarkt-Kette Edeka erklärte zu der Aufdeckung durch den NDR: "Die von Ihnen aufgezeigten Befunde nehmen wir sehr ernst. Wir haben Kontakt mit den jeweiligen Produzentenvereinigungen aufgenommen und sie aufgefordert, die Kontrollen noch weiter zu intensivieren." Der Discounter Lidl teilt mit, inzwischen seien "Lieferanten sensibilisiert und über die Gefahr eines unbewussten Eintrags von Perchlorat in Obst und Gemüse informiert" worden.
Auch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) reagierte inzwischen: "Das Auftreten von Perchlorat in Lebensmitteln ist ein neues Problem. Die zuständigen Behörden arbeiten derzeit intensiv an der Klärung der Ursachen und an entsprechenden Maßnahmen. Da sich die Funde von Perchlorat in Lebensmitteln nicht auf bestimmte Regionen begrenzen lassen, hat Deutschland die EU-Kommission informiert, verbunden mit der Bitte um eine Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA."
Erst im Jahr 2010 wurde bekannt, daß durch chemische Düngemittel Uran in erheblichen Mengen in Ackerböden und Grundwasser eingeschleppt wird - es stammt aus dem Phosphatabbau (siehe hierzu unseren Artikel v. 7.05.13).
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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