Zucker-Bomben in Cola-Getränken
Kluge Leute trinken kein Zuckerwasser
Boston (LiZ). Walter Willett, Medizin-Professor an der Harvard University, erregte kürzlich Aufsehen mit der Bemerkung: "Kluge Leuten trinken keine Cola." Tatsächlich ist das als Limonade bezeichnete Zuckerwasser, das meist mehr als 35 Stück Würfelzucker pro Liter enthält, nachweislich ungesund. Doch obwohl vor allem diese Sorte Getränke für die weite Verbreitung von Übergewicht, Diabetes und Herzinfarkt ursächlich ist, konsumieren gerade die unteren Schichten in den USA und anderen Industrienationen hiervon gigantische Massen.
Längst ist es unter Gesundheits-ExpertInnen nicht mehr umstritten, daß Cola, Fanta, Mezzo-Mix und Co. massenhafte Erkrankungen nach sich ziehen. Doch die Zucker-Industrie war jahrzehntelang dabei erfolgreich, diese Erkenntnisse mit Hilfe professioneller Lobby-Arbeit und korrupter Partei-PolitikerInnen zu unterdrücken - und sie hat nach wie vor gerade in den USA immensen Einfluß. Professor Willett weist zudem darauf hin, daß Limos nicht nur dick machen und gesundheitsschädlich sind, sondern auch süchtig machen.
Eine evolutionäre Prägung des menschlichen Geschmacks-Sinnes rührt daher, daß süße Lebensmittel - wie Obst - in aller Regel auch gesund sind. Nichtinformierte KonsumentInnen bevorzugen daher instinktiv jene Nahrungsmittel mit dem höheren Zucker-Anteil. Zucker in hohen Dosen bewirkt über die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin auf die Dauer einen ähnlichen Sucht-Effekt wie Heroin und Kokain. Die menschliche Psyche gewöhnt sich an einen hohen Dopamin-Spiegel und reagiert auf den Entzug des gewohnten Levels - wenn also Zucker, Heroin oder Kokain gerade nicht zur Verfügung steht - mit heftigem bis unerträglichem Unlust-Gefühl.
Mehr als ein Drittel der erwachsenen US-BürgerInnen leiden selbst nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC an Fettleibigkeit. Vor allem sind die unteren Gesellschaftsschichten mit ihrem - politisch gewollt - geringen Bildungs-Niveau hiervon betroffen. Auch 13 Millionen Kinder und Teenager (rund 17 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe) sind stark übergewichtig. Krebs, Diabetes und Kreislauf-Erkrankungen stehen beim Vergleich von Gesellschaften mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten in enger Korrelation zum jeweiligen Zucker-Verbrauch pro Kopf. Die hierdurch verursachten medizinischen Kosten, die dazu beitragen, daß das US-Gesundheits-System mehr und mehr aus dem Ruder läuft, belaufen sich auf ein Vielfaches der Extra-Profite, die US-amerikanische Nahrungsmittel-Konzerne mit Hilfe des Zucker-Einsatzes einstreichen.
Die Erkenntnisse über die schädlichen Wirkungen des weit verbreiteten überhöhten Zucker-Konsums verbreiten sich mangels politischer Unterstützung nur sehr langsam. Immerhin hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kürzlich die empfohlene Tagesdosis Zucker für Erwachsene halbiert. Statt 50 Gramm empfiehlt die WHO nur noch 25 Gramm pro Tag. Das entspricht rund acht Stück Würfelzucker. Die EU ist um einiges laxer und toleriert 90 Gramm als sogenannte Referenzmenge.
Doch in vielen Lebensmitteln ist Zucker so gut versteckt, daß dieser - zumindest auf den ersten Blick - nicht auffällt. So schafft es beispielsweise eine "Curry King Echte Meica Currywurst" alleine schon auf fast 100 Prozent der WHO-Empfehlung - also die genannten 25 Gramm, was 8 Stück Würfelzucker entspricht (Siehe hierzu unseren Artikel v. 30.04.16). Auch viele andere Fertig-Nahrungsmittel enthalten ähnlich viel versteckten Zucker und sind daher entsprechend gesundheitsschädlich. Wer ahnt etwa, daß Nuß-Nougat-Cremes meist zu mehr als der Hälfte aus Zucker bestehen? Die bekannteste dieser Nuß-Nougat-Cremes, Nutella, besteht zu 55 Prozent aus Zucker. Bei dem üblichen 400-Gramm-Glas sind dies 218 Gramm - also 78 Stück Würfelzucker (Siehe hierzu unseren Artikel v. 23.03.16. Und wer einen Liter Cola trinkt, hat bereits 106 Gramm - also 35 Stück Würfelzucker - intus und damit mehr als die vierfache Tages-Dosis der WHO-Empfehlung.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Kiffen schadet den Knochen
laut Studie der University of Edinburgh (13.10.16)
Anstieg bei Kinderkrebs: 40 Prozent
AKW und Kinderkrebs - totgeschwiegen (5.09.16)
Falschspiel bei Glyphosat-Zulassung
Berlin schiebt Verantwortung auf EU (29.06.16)
Glyphosat in konventionellem Wein
und Traubensaft (12.05.16)
Currywurst als Zucker-Bombe
'Öko-Test' entlarvt Nahrungsmittel-Branche (30.04.16)
Zucker-Bomben mit Krebs-Gift
Nuß-Nougat-Cremes im Test (23.03.16)
Global 2000: Naturkosmetik-Check
Frei von hormonell wirksamen Stoffen (21.02.16)
Thunfisch und Quecksilber
EU-Kommission will Grenzwert lockern (16.09.15)
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