Atombomben-Abwurf durch Eurofighter
statt durch Tornado?
Berlin (LiZ). Aus den Reihen der deutschen Friedensbewegung erhebt sich Protest gegen den geplanten Kauf neuer Militär-Jets, die für den Abwurf von Atombomben geeignet sind. Die deutsche "schwarz-rote" Bundesregierung strebt eine "Zertifizierung" durch das Pentagon an. Erst wenn diese erfolgt ist, dürfen Atombomben an deutsche Eurofighter gehängt werden.
Das deutsche Kriegs-Ministerium unter Ursula von der Leyen hat die US-Regierung um Klärung gebeten, ob der Eurofighter-Kampfjet künftig Atombomben tragen darf. Die Friedens-Organisationen ICAN und IPPNW fordern hingegen den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland und eine Beendigung der aus ihrer Sicht völkerrechtswidrigen Praxis der "nuklearen Teilhabe" des deutschen Militärs. ICAN hatte im vergangenen Dezember den Friedensnobelpreis erhalten (Siehe unseren Artikel v. 11.12.17) - IPPNW wurde 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Seit den 1990-er-Jahren üben Bundeswehr-PilotInnen den Einsatz von Atomwaffen mit Tornado-Flugzeugen. Die Atomwaffen sind auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz gelagert und werden Deutschland für den "Ernstfall" von den USA zur Verfügung gestellt.
Demnächst müssen die veralteten Tornados außer Betrieb genommen werden. Bei konventionellen Einsätzen wurden sie bereits teilweise von Eurofightern ersetzt. Der Eurofighter – der von Airbus, BAE und Leonardo gebaut wurde – ist jedoch nicht vom US-Militär für nukleare Einsätze "zertifiziert" - im Gegensatz zu den US-Kampfjets F35, F-15E und F/A-18E/F von Lockheed Martin beziehungsweise Boeing. Das deutsche Kriegs-Ministerium muß entscheiden, welche Flugzeuge die nukleare Aufgabe übernehmen sollen – oder den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland gegen die US-Regierung durchsetzen.
Xanthe Hall, Vorstandsmitglied von ICAN Deutschland und Abrüstungsreferentin der IPPNW sagt: "Weil Deutschland an der nuklearen Abschreckung festhält, ist die Bundesregierung wohl gezwungen, einen neuen teuren Flugzeugtyp von den USA zu kaufen. Die Wahrscheinlichkeit, daß die USA einem europäischen Konkurrenten diese Zertifizierung geben, geht gegen Null. Es gibt aber eine bessere Alternative: Deutschland sollte endlich aus der nuklearen Teilhabe ausstiegen und dafür sorgen, daß die US-Atombomben aus Büchel verschwinden. Nur so kann die Bundesregierung glaubwürdig für eine atomwaffenfreie Welt eintreten."
Kaum noch bekannt ist in Deutschland heute, daß der Deutsche Bundestag vor über acht Jahren, am 26. März 2010, mit "übergroßer" Mehrheit (wie es damals in den Mainstream-Medien hieß) in einer Entschließung den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland forderte. Hübscher konnte damals kaum aufgezeigt werden, daß es sich bei der BRD um einen Satelliten-Staat der USA handelt.
Der Eurofighter-Chef Volker Paltzo sagte bereits im April dieses Jahres, daß er nicht davon ausgehe, daß die US-Regierung den Eurofighter so zertifizieren würden. Allerdings sei er zuversichtlich, daß der Eurofighter umgerüstet werden und dann auch Atomwaffen einsetzen könne. Auch US-Regierungsquellen zeigen sich skeptisch, daß das Pentagon den Eurofighter für den nuklearen Einsatz zertifizieren würde; und falls doch, könne diese bis zu 10 Jahre dauern.
Wenn die deutsche Bundesregierung weiterhin im "Ernstfall" für die NATO Atomwaffen einsetzen will, muß binnen kurzer Zeit ein neuer Atomwaffenträger bestellt werden. Bald werden die neuen B-61-12-Atomwaffen in Deutschland stationiert, die mit den alten Tornado-Flugzeugen zwar für ein paar Jahre weiter eingesetzt werden können. ICAN und IPPNW fordern die Bundesregierung auf, keine neuen Atomwaffen in Deutschland stationieren zu lassen und keine neuen Flugzeuge zu kaufen, um Atomwaffen einsetzen zu können.
Zur Erinnerung: Es war US-Präsident Barack Obama, der im Jahr 2010 - ein halbes Jahr nachdem er den Friedensnobelpreis erhalten hatte - 80 Milliarden US-Dollar für die Aufrüstung mit lenkbaren Atomaffen bereitstellte (Siehe unseren Artikel v. 15.05.10).
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Neue russische Atomwaffen als Antwort
auf atomare Aufrüstung der USA
Rede Putins zur Lage der Nation (1.03.18)
Hawaii: Atomwaffen-Alarm stellt
sich als Versehen heraus (14.01.18)
Friedensnobelpreis an ICAN
Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen geehrt
(11.12.17)
Konstantin Wecker in Büchel
Konzert am Atombomben-Standort (15.07.17)
300.000 auf Friedens-Demo in London
gegen Modernisierung der Atombomben (27.02.16)
Mahnwachen zum 70. Jahrestag
des Abwurfs der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki
(6.08.15)
3000 auf Ostermarsch in Glasgow
gegen die britische Atombombe (4.04.15)
Netanjahu warnt vor Atom-Abkommen mit Iran
Israelischer Wahlkampf im US-Kongress (4.03.15)
Commerzbank finanziert Atomwaffen
Protestaktion von der Freiburger Filiale (30.09.14)
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Klage gegen Atomwaffen-Staaten in Den Haag (29.08.14)
Das Gesicht eines Mörders
(6.08.14)
Neue Atombomben für Deutschland
Bundesregierung untätig (27.05.14)
Atombombe wird zur Lenkwaffe
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(4.11.13)
Bombengeschäfte mit der A-Bombe
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Bei einem Absturz 1961 in North Carolina
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(21.09.13)
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(4.12.11)
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"..., weil sie das Leben nicht lieben" (Erich Fromm)
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für Gaddafi (23.02.11)
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Abrüsten durch Aufrüsten?
Obama gibt 80 Milliarden US-Dollar für Atomwaffen
(15.05.10)
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bei französischen Atombomben-Tests (17.02.10)
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Lösung im Streit um Uran-Anreicherung? (3.02.10)
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"Das sicherste Stromnetz der Welt" und die Atombombe
(11.11.09)
Sind Kernwaffen notwendig?
Rede von Lee Butler, 1999 (14.01.02)
Atombomben
in Deutschland (12.03.01)
Siehe auch unseren Hintergrund-Artikel:
Der siamesische Zwilling: Atombombe
Info-Serie Atomenergie - Folge 4