Dirigent Barenboim übt scharfe Kritik
an Militär-Offensive in Gaza
Tel Aviv (LiZ). Der Dirigent Daniel Barenboim, der die israelische und die palästinensische Staatsbürgerschaft besitzt, übt scharfe Kritik an der Politik der israelischen Regierung und der Militär-Offensive im Gaza-Streifen: "Wir tun Unrecht und machen uns damit schuldig."
Barenboim warnt die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu davor, aus Israel ein Ghetto zu machen. Zugleich sieht er die Gefahr durch die Raketen, die aus dem Gaza-Streifen auf israelisches Gebiet abgeschossen werden und die daraus entstehende Angst. Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, daß durch das israelische Militär unschuldige Menschen im Gaza-Streifen zu Tode kommen. Der Dirigent jüdischer Abstammung kritisiert die Politik der israelischen Regierung als "zu kurzsichtig". Sie gehe mit dem Konflikt so um, "als ob ich anfangen würde, ein Stück zu dirigieren, ohne mir über das Ende Gedanken zu machen."
Der Dirigent und Pianist wird zur Eröffnung eines nach ihm benannten Festivals im berühmten Teatro Colón nach Buenos Aires erwartet. Dort wird auch das arabisch-israelische West Eastern Divan Orchestra spielen, das er und der inzwischen gestorbene amerikanisch-palästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said 1999 gegründet hatten.
Am 24. Juli hatte Barenboim eine kurze und prägnante Erklärung in der britischen Tageszeitung 'Guardian' veröffentlicht. Der heute 71-jährige Künstler, der im Alter von 10 Jahren nach Israel kam, äußert darin sein "Verständnis für die Ängste seiner israelischen Mitbürger in diesen Tagen" und zugleich sein "Mitgefühl mit dem Schicksal meiner palästinensischen Mitbürger in Gaza, die täglich Terror erleben und so schreckliche Zerstörung und Verluste erleiden." Eine militärische Lösung werde es nicht geben.
Barenboim spricht für eine bedeutende Zahl von Israelis, die während der aktuellen Militär-Offensive nicht zu Wort kommen. Immer mehr Israelis wird klar, daß die Eskalation mit dem Racheakt an einem palästinensischen Jugendlichen, den "Siedler" im Westjordanland begingen, nachdem drei jüdische Teenager ermordet worden waren, in eine Sackgasse führt.
In US-amerikanischen Mainstream-Medien wird die Mahnung Barenboims ausgeblendet und statt dessen verbreitet, wie populär der israelische Ministerpräsident Netanjahu sei und wie groß die Unterstützung des israelischen Öffentlichkeit für die Militär-Offensive. Im übrigen wird der internationale Protest denunziert, in dem auf anti-semitische Parolen bei Demonstrationen abgehoben wird. Bemerkenswerter Weise ignorieren dieselben Medien den nicht unbedeutenden Anteil neofaschistischer Kräfte unter den DemonstrantInnen auf dem Maidan und unter den jetzt in der Ukraine Herrschenden.
Anmerkungen
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