2.12.2016

Wegwerfbecher - "BackWerk bewegt sich!"
Robin Wood hofft auf Erfolg

Robin-Wood-Aktion bei BackWerk, Essen, 1.12.2016 - Foto: Robin Wood - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Essen (LiZ). Am Montag hatten vier KletterInnen der Umwelt-Organisation 'Robin Wood' Banner mit der Aufschrift "Tschüss Wegwerfbecher" an der Fassade der 'BackWerk'-Zentrale angebracht. Diese Protest-Aktion scheint nun Erfolg zu haben.

Nach Informationen von 'Robin Wood' empfiehlt die Franchise-Kette 'BackWerk' ihren Filialen nun, mitgebrachte Mehrwegbecher zuzulassen. Außerdem sollen Gäste, die Getränke in den 'BackWerk'-Cafés trinken, Porzellan-Tassen bekommen.

Am Montag hatten vier KletterInnen der Umwelt-Organisation Banner mit dem Slogans "Tschüss Wegwerfbecher - Kein MüllBERG bei BackWERK" an der Fassade der 'BackWerk'-Zentrale in Essen angebracht. 'Robin Wood' führt seit Juli 2016 eine Kampagne, um den Marktführer der Selbstbedienungs-Bäckereien mit bundesweit über 300 Filialen von einem Verzicht auf Wegwerfbecher zu überzeugen.

"Unternehmen brauchen kreativen Druck von unten, sonst würden sie sich nicht bewegen," erklärt 'Robin Wood'-Waldreferent Jannis Pfendtner. "Unsere Kletteraktion an der Unternehmens-Zentrale sowie frühere Proteste vor den BackWerk-Filialen zeigen nun Wirkung. Ob das Unternehmen es wirklich ernst meint, werden wir in den nächsten Monaten genau beobachten."

Nachdem 'BackWerk' im Sommer nicht auf Anfragen von 'Robin Wood' antwortete, startete die Umweltschutz-Organisation ihre Kampagne "Kein MüllBERG bei BackWERK". Das Unternehmen hatte bis dahin kein Geschirr für sitzende Gäste und ließ keine Mehrwegbecher zu.

In Deutschland fallen jährlich rund 8 Milliarden Wegwerf-Becher an. Von Jahr zu Jahr greift die relativ neue Konsumgewohnheit des "Coffee to go" weiter um sich und vergrößerte so das ohnehin gigantische Müllproblem. "Es ist unsinnig, über Jahrzehnte gewachsene Wälder und Lebensräume für Wegwerfbecher zu verschwenden, die nach wenigen Minuten auf dem Gehweg oder im Müll landen. Wegwerfbecher sind für uns auch Ausdruck eines bloß auf Konsum ausgerichteten Lebensstils, von dem wir wegkommen müssen," sagt 'Robin Wood'-Kletteraktivist Christoph Podstawa.

Bezeichnend für diesen destruktiven Lebensstil ist beispielsweise, daß sich der nun bald ehemalige US-Präsident Barack Obama (Siehe etwa unsere Artikel v. 3.09.16, v. 15.11.16, v. 9.11.16 und v. 9.10.08) von den Mainstream-Medien als "cool" feiern läßt, weil er mit dem Emblem des US-Präsidenten bedruckte Wegwerfbecher beim Kaffeetrinken benutzt.

Barack Obama mit Wegwerfbecher - Foto: White House - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0

Einwegbecher schaden Wäldern, Klima und Umwelt. Sie sind durchschnittlich nur 15 Minuten im Einsatz, bevor sie weggeworfen werden. Aufgrund lebensmittelrechtlicher Bestimmungen können sie nicht aus Recyclingpapier hergestellt werden. Darüber hinaus sind die Pappbecher mit Kunststoff verklebt, so daß sie nicht recycelt werden. Mit über 100.000 Tonnen Müll pro Jahr rangiert der Bechermüll noch vor dem der Plastiktüte. Wegwerfprodukte tragen so einen immer größeren Anteil an den fast 256 Kilogramm Papier, die pro Person und Jahr in Deutschland verbraucht werden (Siehe unseren Artikel v. 5.09.16).

Ein weiteres Problem: Die CO-Emission bei der Produktion. Ein Wegwerfbecher allein führt zu 110 Gramm CO - 8 Milliarden Wegwerf-Becher ergeben damit nahezu 900 Millionen Kilogramm CO-Ausstoß pro Jahr. In dieser Rechnung sind die Plastikdeckel noch nicht mit eingerechnet.

Und noch ein Hinweis: Zu Empfehlen sind Mehrwegbecher aus Metall - solche aus Kunststoff (, wie sie derzeit in Freiburg, der ehemaligen "Umwelthauptstadt" Deutschlands propagiert werden) tragen zu einer Erhöhung des Ausstoßes bei der Plastik-Produktion bei und landen – auch wenn sie das Anwachsen des Müllbergs relativ verlangsamen – letztlich auf dem Müll, statt im Recycling.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Papierverschwendung in Deutschland
      auf Rekordniveau (5.09.16)

      Schmuh mit Einweg
      DUH wirft Lidl Verbrauchertäuschung vor (27.05.16)

      Kein Bio-SojaDrink mehr in Pfandflaschen
      Nur noch im umweltschädlichen Tetra-Pack (27.04.16)

      Dosen-Flut überwindet
      ökologische Bedenken (18.02.16)

      Hendricks schützt Plastiktüten
      nach Vorbild des Klima-Gipfels von Paris (21.12.15)

      Plüschtiere? Giftmüll für Kinder
      Zwei Drittel der Ware "mangelhaft" (26.11.15)

      Bluff von Tetra Pak & Co. aufgedeckt
      Getränke-Kartons nicht umweltfreundlich (25.05.15)

      Hormone aus der Getränke-Dose
      DUH warnt vor Gesundheitsgefahr (3.02.15)

      Coffee to go - Cup to garbage
      Das Problem Einmal-Becher (25.11.14)

      Dinosaurier des Jahres 2013
      für die Einweg-Lobby (27.12.13)

      Trittins Erbe:
      Mehrweg weitgehend zerstört (5.11.12)

      Hormone aus der Dose
      Bisphenol A in Bier und Softdrinks (24.02.10)

      Mehrweg stirbt
      Nabu präsentiert Vorschlag zu Einweg-Steuer (1.11.09)

      Müllverbrennungsanlage Schelklingen abgelehnt
      Klagt der Energie-Konzern Vattenfall? (14.08.09)

      Letzte Rettung für Mehrweg-System?
      Neue Abgabe auf Einweg-Flaschen gefordert (16.04.09)

      Hormone im Mineralwasser
      Plastikflaschen nach wissenschaftlicher Studie in der Kritik
      (12.03.09)

      Überkapazitäten bei deutschen Müllverbrennungsanlagen
      NABU fordert Moratorium und
      Ausbau der Recyclingwirtschaft (3.03.09)

      Müllverbrennungsanlage TREA Breisgau
      darf Kapazität erhöhen
      Abwärme nach wie vor weitgehend ungenutzt (6.02.09)

      Mehrweg-Quote bei Getränkeflaschen sinkt weiter
      "Umwelt"-Minister Gabriel als ökologischer Todesengel
      (11.01.09)

      Mehrweg bald am Ende
      Neue Zahlen beweisen Desaster (18.08.08)

      Mehrweg-Branche bricht zusammen
      Trittin hinterläßt Umwelt-Desaster (3.03.08)

      Umweltverbände fordern:
      Papierverbrauch reduzieren (10.10.07)

      Trittin wirkt nach
      Mehrweg bald am Ende (21.08.07)

      Landkonflikt mit Zellstoff-Konzern Aracruz in Brasilien
      Papiertaschentücher und Regenwaldvernichtung
      (26.07.07)

      Die Nase voll von Tempo & Co
      'Robin Wood' rät zu Taschentüchern aus Recyclingpapier
      (8.02.07)

      Mehrweg-Quote auf Höllenfahrt
      Trittins Verpackungsverordnung
      bestätigt sich als Lachnummer (24.01.07)

      Mehrweg-Quote sackt ab
      Minister Gabriel setzt Trittins Anti-Mehrweg-Politik fort
      (19.05.06)

      Trittins Traumfänger
      - Auch vom Dosenpfand bleibt nichts als heiße Luft
      (23.09.05)

      Papierverbrauch größer - Urwälder kleiner
      Appell an Papier-Industrie und -Handel (9.06.05)

      Gartenschau auf Gift gebaut?
      Streit um Altlast unter der Landesgartenschau in Kehl
      (8.04.04)

      Dosenpfand: Schwache Trendwende (3.01.04)

      Trittin fährt Pfand an die Wand (21.11.03)

      Dosen-Drama - 712. Akt
      Der Spar-Aufstand (6.09.03)

      Droht ein weiterer Akt der Dosen-Groteske? (21.08.03)

      Kommt das Dosenpfand nun doch noch? (25.07.03)

      Dose wieder im Spielfeld von Trittin
      - Neue Runde im Streit ums Dosenpfand (10.06.03)

      Trittin steht mal wieder ohne Dosen da
      - ein weiterer Akt der endlosen Schmierenkomödie
      (4.06.03)

      Das Desaster "rot-grüner" Abfall-
      oder Wertstoffpolitik (7.07.02)

      Müllverbrennungsanlage
      in Bremgarten? (27.01.01)

      Umwelt-Papier