Papierverschwendung in Deutschland
auf Rekordniveau
Hamburg (LiZ). Deutschland ist einer der größten Papierverschwender weltweit. 256 Kilogramm Papier pro Kopf wurden im Jahr 2015 hierzulande verbraucht. Damit hat Deutschland die dringend notwendige Wende hin zu einem sparsamen Umgang mit Papier nicht einmal im Ansatz geschafft.
Rund 21 Millionen Tonnen Papier und Kartons wurden 2015 nach Angaben des Verbands Deutscher Papierfabriken (VDP) in Deutschland verbraucht. Zahlen zum Pro-Kopf-Verbrauch veröffentlicht der VDP neuerdings nicht mehr. Bekanntlich lag die Zahl der EinwohnerInnen Deutschlands 2015 bei 82 Millionen. Daraus ergibt sich ein Pro-Kopf-Verbrauch von 256 Kilogramm - rund 3 Prozent mehr als 2014. Die Umweltschutz-Organisation 'Robin Wood' fordert zum Schutz von Wäldern und Klima, den Papierkonsum in Deutschland mindestens zu halbieren.
Deutschland verbraucht so viel Papier wie ganz Afrika und Südamerika zusammen. In China liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Papier bei 75 Kilogramm. Und selbst unsere NachbarInnen in Frankreich, denen sich viele Deutsche beim Umweltschutz ja überlegen fühlen, kommen mit durchschnittlich 140 Kilogramm Papier pro Jahr aus.
"Aus Verantwortung für Wälder, Klima und Menschenrechte muß die Papierverschwendung gestoppt werden. Dazu kann jede und jeder hier in Deutschland im beruflichen und privaten Leben etwas beitragen," ist Angelika Krumm, Papier-Expertin bei 'Robin Wood', überzeugt. "Wo immer wir Papier im täglichen Leben benötigen, sollten wir sparsam damit umgehen und Recyclingpapier verwenden."
Nach vielen Jahren der Ignoranz unter einer pseudo-grünen "Umwelt"-Bürgermeisterin konnte Freiburg erst im Jahr 2011 in der Verwaltung einen Anteil von 100 Prozent Recycling-Papier erreichen. Auch die Stadtverwaltungen von Essen und Bonn wiesen im Jahr 2011 einen Anteil von 100 Prozent Recycling-Papier auf. In vielen anderen Großstädten in Deutschland sieht es in den Stadtverwaltungen hingegen noch finster aus.
Den größten Zuwachs verzeichnete jedoch nicht Schreib- und Druckerpapier, sondern der Bereich der Papier-Verpackungen. Dort liegen entsprechend große Einsparpotentiale - zum Beispiel, indem die Industrie dem Inhalt angepaßte kleinere Verpackungen herstellt oder indem KonsumentInnen zum Einkaufen wiederverwendbare Taschen verwenden. Wer Papier- statt Plastik-Tüten verwendet, verlagert hingegen nur das Umweltproblem. So erfreulich es einerseits ist, daß mit REWE eine der großen Lebensmittel-Einzelhandels-Ketten den Verkauf von Plastik-Tüten an den Kassen abgeschafft hat - durch die Auslistung der Plastik-Tüte bei REWE werden jährlich gut 140 Millionen Plastik-Tüten in Deutschland eingespart - mit dem Ersatz durch das Angebot von Paper-Tragetaschen verlagert REWE das Umwelt-Problem lediglich vom einen in den anderen Bereich.
'Robin Wood' kritisiert eine besonders negative Entwicklung in Deutschland: Der Anteil von Alt-Papier bei der Herstellung von Hygienepapieren sank im Jahr 2015 auf unter 50 Prozent. Den Beweis, daß es bei Klopapier und Co. viel besser geht, hatte die hiesige Industrie im Jahr 2000 mit 74 Prozent in diesem Bereich selbst geliefert. Expertin Krumm rät: "Papier sollte so weiß wie nötig sein, und nicht so weiß wie möglich. Das gilt insbesondere für Hygienepapier, das den Papierkreislauf nach einmaliger Verwendung verläßt."
Papierverschwendung hat weitreichende Folgen. Die Rohstoffe für das in Deutschland verbrauchte Papier kommen nur zu einem geringen Teil aus den hiesigen Wäldern. 82 Prozent der Primärfasern stammen hingegen aus den Wäldern beinahe der ganzen Welt. Wichtigste Lieferländer waren im vergangenen Jahr Schweden, Finnland und Brasilien. Holzernte und Zellstoff-Gewinnung sind oft mit Waldzerstörung und Verlust an Artenvielfalt sowie der Mißachtung von Menschenrechten verbunden. Auch wegen des steigenden Papierverbrauchs schrumpft Jahr für Jahr die Gesamtfläche aller Wälder weltweit.
Anmerkungen
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