Krone-Schmalz bei Maischberger:
"Zar Wladimir I. – Was will Putin wirklich?"
Köln (LiZ). Sandra Maischberger hatte für ihre Talk-Show mit dem propagandistischen Titel ausgerechnet Gabriele Krone-Schmalz, Professorin für Journalistik und frühere Moskau-Korrespondentin der ARD eingeladen. Doch um die Show auf dem gewohnten Niveau zu halten, ließ Maischberger zu, daß zwei Herren ihr bei fast jedem Satz dazwischenredeten.
Bei den zwei Herren handelte es sich um den Pseudo-Grünen und Kriegs-Hetzer Werner Schulz, der sich unmißverständlich für eine weitere Eskalation durch den "Westen" aussprach: "Die Ukraine muß Paroli bieten können." Mit "Ukraine" meinte Schulz das Putsch-Regime in Kiew. Und vehement sprach er sich dafür aus, der "Westen" müsse dieses (noch mehr) militärisch aufrüsten. "Manchmal muß man Waffen eben mit Waffen zum Schweigen bringen."
Der andere Atlantiker in der Runde war der emeritierte Geschichts-Professor Arnulf Baring. Zusammen mit Schulz versuchte Baring, die in den vergangenen Jahrzehnten zu beobachtende aggressive Politik der NATO-Ausdehnung und die zuvorderst von der US-Regierung betriebene Ausgrenzung Rußlands ins Gegenteil umzuinterpretieren: Der "Westen" sei "zu zögerlich". Und scharf kritisierte Baring die Friedens-Initiative von Angela Merkel und François Hollande, die vor zwei Wochen mit dem zweiten Abkommen von Minsk Früchte getragen hatte: "Die Kanzlerin ist von allen guten Geistern verlassen, wenn sie die USA zur Seite drängt," sagte er. Und: "Der Einzige, der dadurch Erfolg hat, ist Putin." Auch Schulz hat eine einfache und einseitige Sicht der Dinge: "Rußland ist verantwortlich für den Aggressionskrieg."
Gabriele Krone-Schmalz hielt dem entgegen, daß die russische Regierung - auch in der Amtszeit Wladimir Putins - offen auf den "Westen" zugegangen sei. Diese Chance sei "gnadenlos vertan worden." Im Gegenteil hätten die US-Regierung und die führenden EU-Staaten versucht, Rußland "in die Zange" zu nehmen. Und: "Natürlich ist die NATO-Osterweiterung aus russischer Sicht eine Bedrohung." Für diese Sorgen müsse man Verständnis haben.
Statt jedoch beide Seiten und deren Motivation im Konflikt um die Ukraine unvoreingenommen zu beleuchten, ging es Sandra Maischberger - der Titel der Show war Programm - ausschließlich darum, Putin zu dämonisieren. So kanzelte sie Krone-Schmalz mit der Bemerkung ab: "Bei Ihnen hab ich das Gefühl, wenn ich Sie frage, könnte ich auch gleich Putin fragen." Und welche Motivation die US-amerikanische Regierung - und die hinter ihr stehenden Kräfte - antreibt, auf dem europäischen Schachbrett den Kampf gegen Rußland immer mehr zu eskalieren, scheint Maischberger ganz bewußt ausblenden zu wollen. Verräterisch ist, was sie gegenüber einem weiteren Gast ihrer Talk-Show-Runde sagte: "Es gibt einen interessanten Punkt Herr Guldimann, der spielt sich zwischen den Amerikanern und den Europäern ab, hinter den Kulissen. Die Amerikaner drängen darauf, daß hier eingegriffen wird – aus welchen Gründen auch immer..."
Statt dessen versuchte Maisberger immer wieder auf die Frage zurückzukehren "Was will Putin?" - mit dem kaum verdeckten suggestiven Subtext, Putins zaristische Expansionsgelüste seien die Ursache des Ukraine-Konflikts.
Tim Guldimann, Schweizer Botschafter und im vergangenen Jahr als OSZE-Sondergesandter in der Ukraine, erklärte immerhin, daß es möglich sein müsse, einen Weg zu finden, einerseits die völkerrechtswidrige Annektierung der Krim scharf zu verurteilen und andererseits trotzdem respektvoll mit Rußland zu streiten. Die Frage, ob es sich bei dem durch ein Referendum der Bevölkerung legitimierten Anschluß der Krim tatsächlich völkerrechtlich um eine "Annexion" handelte, wurde schon gar nicht in der Talk-Show behandelt.
Geprägt wurde die Talk-Show Maischbergers hingegen von den verbalen Attacken Barings und Schulz' gegen Krone-Schmalz: "Sie reden zu lange, das haben Sie noch nicht begriffen," so Baring. Und: "Sie haben eine völlig perverse Verdrehung der Wirklichkeit." Schließlich beschwerte sich Baring, Krone-Schmalz habe ein "schulmeisterliche Art, die mir auf die Nerven geht. Sie versuchen uns alle zu belehren, wir hätten keine Ahnung". Was Baring freilich nicht davon abhielt, kurz darauf Krone-Schmalz genau das zu unterstellen: "Sie haben keine Ahnung!"
Zwei weitere Gäste der Talk-Show waren kaum mehr als Staffage. Ivan Rodionov, Chefredakteur von 'RT Deutsch', durfte immerhin einmal darauf hinweisen, daß ein brüchiger Waffenstillstand besser ist als die Fortsetzung des blutigen Krieges in der Ukraine. Und - bei sichtlich säuerlicher Miene Maischbergers - erinnerte Rodionov daran, daß es nicht Putin war, der in Kiew geputscht hat, daß es auch nicht Putin war, der Panzer gegen die eigene Bevölkerung schickte und daß es auch nicht Putins Massaker in Odessa oder Mariupol waren. Die aus der Ukraine stammende frühere "Piraten"-Politikerin Marina Weisband hingegen widersprach der These, daß osteuropäische PolitikerInnen mit Kredit-Angeboten und Milliarden-Zuwendungen für den Aufbau "westlich" orientierter Parteien und Institutionen gelockt wurden. Sie zeigte sich davon überzeugt, daß die "Bindung an Europa" aus den Ländern selbst kommt.
Nach zwanzig Minuten war es Gabriele Krone-Schmalz leid, fast bei jedem Satz von Schulz und Baring unterbrochen zu werden. Zu Schulz gewandt sagte sie: "Ja, wenn Sie da widersprechen würden, wenn ich zu Ende geredet hätte, dann können wir ja gerne darüber reden." Da Maischberger allerdings den beiden "Kavalieren" bei ihrem "galanten" Verhalten sogar noch zur Seite stand, erklärte Krone-Schmalz: "Dann machen Sie Ihre Sendung doch alleine." - und war drauf und dran das Studio zu verlassen. Clever lenkte Maischberger ab und stellte eine Frage an Tim Guldimann. Doch an einer wirklichen Diskussion bestand offenbar kein Interesse. Das wäre bei einer TV-Talk-Show allerdings auch mal etwas Neues.
Anmerkungen
Siehe auch unseren Artikel:
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