Berlin (LiZ). Heute wurde ein weiteres Detail bekannt, das beweist, daß mehr über die Neonazi-Terrorbande NSU bei Polizei und Verfassungsschutz bekannt war, als bisher zugegeben. Angeblich wurde Beate Z. im Januar 2007 von der Polizei an der Tür der damaligen konspirativen Wohnung in Zwickau und im Polizei-Revier vernommen und nicht erkannt.
Beate Z. gilt als mutmaßliches Mitglied der Neonazi-Terrorbande NSU, deren Mitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sie nach den derzeit vorliegenden Informationen seit dem gemeinsamen Untertauchen im Januar 1998 bis November 2011 begleitet hat. Ob sie an den der NSU zur Last gelegten mindestens zehn Morden direkt beteiligt war, ist bislang ungeklärt. Nachdem Böhnhardt und Mundlos am 4. November tot in einem Wohnmobil gefunden wurden, stellte sich Beate Z. am 8. November freiwillig der Polizei. Kurz zuvor soll sie laut polizeilichen Angaben die im Jahr 2008 bezogene konspirative Wohnung in der Frühlingsstraße in Zwickau in Brand gesteckt haben.
Wie heute bekannt wurde, befragte die Polizei im Januar 2007 die mutmaßliche Terroristin Beate Z. an der Tür ihrer damaligen konspirativen Wohnung in Zwickau wegen eines angeblich mutwillig herbeigeführten Wasserschadens in der darüber liegenden Wohnung. Dabei habe sie geleugnet, die fragliche Erdgeschoß-Wohnung zu bewohnen und falsche Angaben zu ihrer Person gemacht. Nachdem die Polizei keinen Zugang zu der Wohnung erhalten hatte, war Beate Z. unter dem Alias-Namen Susann E. aufs Polizei-Revier bestellt und und vernommen worden.
Nun heißt es heute, der Polizei sei bei der Vernehmung im Jahr 2007 nicht aufgefallen, daß das Geburtsdatum falsch war, die Unterschrift unter dem Protokoll stark abwich von der auf dem vorgelegten Ausweis-Dokument der Susann E. und daß die Aussagen der Befragten widersprüchlich waren. So soll Beate Z. laut Polizei-Protokoll mehrmals von "unserer Wohnung" gesprochen haben, obwohl sie zuvor erklärt hatte, gar nicht dort zu wohnen. HausbewohnerInnen hätten der Polizei laut den jetzt vorliegenden Informationen zuvor erzählt, daß eine "Lisa D." mit zwei Männern in der Erdgeschoß-Wohnung lebe. Dies deutet darauf hin, daß es sich um Beate Z., Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos handelte. Weiter heißt es laut der heute veröffentlichten Informationen, die 1998 Untergetauchten seien "daraufhin" in die letzte konspirative Wohnung in der Frühlingsstraße, eine Obergeschoß-Wohnung im Zwickauer Stadtteil Weißenborn, umgezogen.
Die polizeiliche Vernehmung im Jahr 2007 liegt zeitlich nach den neun Morden zwischen September 2000 und April 2006 an türkisch- und griechischstämmige Menschen, die der NSU zugeschrieben werden. Knapp dreieinhalb Monate nach der Vernehmung wurde in Heilbronn am 25. April 2007 eine Polizistin erschossen – mutmaßlich ebenfalls von der Neonazi-Terrorbande NSU.
Von den Mainstream-Medien wird heute eine Story in den Vordergrund gerückt, wonach die Neonazi-Terrorbande im Jahr 2001 einen Plan verfolgt habe, sich nach Südafrika abzusetzen. Diese Story dient offenbar lediglich der Desinformation. Ein "Nazi-Untersuchungsauschuß" des Bundestages soll jetzt angeblich klären, wie in den Jahren zwischen 1998 und 2011 gegen die Gesuchten ermittelt wurde und warum es den Behörden nicht gelungen sei, deren Spur aufzunehmen. Ob hierbei mehr als Desinformation herauskommt, bleibt abzuwarten.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Neonazi-Terrorbande
"Verfassungsschutz" war detailliert informiert (31.12.11)
Weitere Hinweise auf Terror-Beihilfe:
Kontakt im Jahr 1999 (22.12.11)
Weitere Hinweise auf Terror-Beihilfe
durch Staatsorgane (20.12.11)
Wie kam die Neonazi-Terrorbande
zu gefälschten Pässen? (18.12.11)
Neonazi-Terrorbande
Die Spur führt nach Ludwigshafen (17.12.11)
Bericht eines US-Geheimdienstes:
Deutsche Agenten in Mord an Polizistin verwickelt
(30.11.11)
Witz der Woche
Was würde wohl die Neonazis härter treffen...
(23.11.11)
Neonazi-Zelle für versuchten
Terror-Anschlag 1997 verantwortlich?
Viele Hinweise auf Geheimdienst-Verwicklung
(20.11.11)
Festnahme der Neonazi-Zelle 1999 gestoppt
Befehl von "oben" (18.11.11)
V-Mann "Kleiner Adolf"
war in Kassel bei Mord zugegen (15.11.11)
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