Kehl (LiZ). Die badische Stadt Kehl könnte auch dem rund 80 Kilometer weiter südlich gelegenen Freiburg als Vorbild dienen. Während sich Freiburg seit über zehn Jahren auf dem längst verblichenen Ruhm einer "Ökohauptstadt" ausruht, baute Kehl die Gesamtleistung seiner Photovoltaik-Anlagen auf mittlerweile 16 Megawatt aus. Die Stadt am Rhein - gegenüber dem elsässischen Straßbourg - schafft es damit bezogen auf die Zahl der EinwohnerInnen bundesweit in die Top-20.
In Baden-Württemberg sind die Folgen der menschengemachten Klimaveränderungen schon heute zu erkennen. So wurde die krankheitsübertragende Tigermücke erstmals im Jahr 2007 nördlich der Alpen im badischen Rastatt nachgewiesen. Die Häufigkeit von Extremwetter wie etwa Hagel wird so manchen, die sich im Weinbau durch den "Klimawandel" eine Verbesserung der Erträge erhoffen, einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Zu erwarten sind zudem lange Trockenperioden im Schwarzwald und in der Rheinebene sowie vermehrt Starkregen und Hochwasser. Vor diesem Hintergrund trägt eine Stadt wie Kehl mit ihrem Beitrag zur Reduzierung der Klimagas-Emissionen dazu bei, den weltweiten Temperaturanstieg wenigstens unter der Grenze von 2 Grad zu halten.
Dabei ist das Potential in Kehl noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Es steht noch reichlich Dachfläche zur Verfügung, um den Ertrag aus Photovoltaik-Anlagen deutlich zu steigern, so eine aktuelle Studie des Fachbüros 'endura kommunal' im Auftrag der Stadtverwaltung. Auch die Nutzung des in Kehl anfallenden Biomülls empfiehlt das Fachbüro. Ersten Berechnungen zufolge könnten durch die Verwertung des Biomülls, der Landschaftspflege-Abfälle und mit Hilfe des Anbaus von Energiepflanzen jährlich acht Millionen Kilowattstunden Strom und 80 Millionen Kilowattstunden Wärme erzeugt werden. Darüber hinaus könnte das in Kehl hoch anstehende Grundwasser zur Wärmeversorgung von Neubauten genutzt werden.
Die Fachleute von 'endura kommunal' stellten ein konkretes Rezept zur Einsparung von Kohlendioxid vor, um einen Vorgeschmack darauf zu geben, wie der Maßnahmenkatalog des Klimaschutzkonzeptes in Kehl einmal aussehen könnte: Würde die Stadt, wie sie es in den vergangenen Jahren bereits in einigen Straßen getan hat, 1350 weitere Straßenleuchten durch energiesparende LED-Lichter austauschen, so würden die Kohlendioxid-Emissionen der Straßenbeleuchtung dadurch um rund 250 Tonnen gesenkt.
Weitere Ideen können nun auch Kehls EinwohnerInnen einbringen. Bei einer Auftaktveranstaltung am Dienstag, 22. Januar, ab 19 Uhr in der Kehler Stadthalle, stellt 'endura kommunal' die Ziele und Inhalte eines Klimaschutz-Konzepts, die aktuelle Kehler Kohlendioxid- und Energiebilanz sowie die Ergebnisse einer Potential-Analyse vor. Anschließend besteht die Möglichkeit, Wünsche und Anregungen zu äußern. Für Anfang März ist eine Energie-Werkstatt geplant, in der die BürgerInnen Kehls konkrete Vorschläge ausarbeiten können, wie die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung ankündigt.
Die Ergebnisse wird 'endura kommunal' in ein Klimaschutz-Konzept mit einbeziehen, das als Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für zukünftige Klimaschutz-Anstrengungen in Kehl dienen soll. Geplant ist, dies bis Ende August 2013 in Form eines Abschluß-Berichts mit einem Zehn-Jahres-Aktionsplan vorzulegen.
Anmerkungen
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