Villingen-Schwenningen (LiZ). Unbekannte haben in der Nacht auf Freitag eine Handgranate auf eine Flüchtlings-Unterkunft in der Schwarzwaldstadt Villingen-Schwenningen geworfen. Obwohl der Abzug entfernt war, explodierte der Sprengkörper nicht. Er mußte vor Ort von LKA-ExpertInnen kontrolliert zur Explosion gebracht werden.
Im vergangenen Jahr war die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland stark angestiegen. Über 800 Anschläge auf Flüchtlingsheime wurden verübt, von denen bislang nur 5 Prozent aufgeklärt sind (Siehe unsere Artikel v. 13.01.16 und vom 20.09.15). Allein in Baden-Württemberg gab es nach offiziellen Informationen im Jahr 2015 insgesamt 68 Übergriffe gegen Flüchtlings-Unterkünfte. Davon seien 61 als "politisch motiviert" eingeordnet und dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet worden. Unter den 68 Straftaten waren acht Brandstiftungen.
Die scharfe Handgranate war nachts über einen Zaun auf das Gelände der Flüchtlings-Unterkunft geworfen worden, in der 176 Menschen leben. Gegen 1:30 Uhr wurde der Sprengkörper von einem Wachmann entdeckt. Rund 20 BewohnerInnen mußten kurzzeitig ihre Unterkünfte verlassen. Sie wurden in freien Wohnungen untergebracht und konnten gegen fünf Uhr wieder in ihre Schlafräume zurückkehren.
Die Handgranate war mit Sprengstoff gefüllt. Ob ein Zünder vorhanden war, ist bislang nicht bekannt. Nachdem Strohballen herangeschafft worden waren, konnten LKA-ExpertInnen den Sprengkörper vor Ort kontrolliert zur Explosion bringen. Verletzt wurde glücklicher Weise niemand. KriminaltechnikerInnen führen derzeit umfangreiche Spurensicherungs-Maßnahmen durch. Im Moment liegen laut Polizei keine Hinweise zu Hintergründen der Tathandlung vor.
Oberbürgermeister Dr. Rupert Kubon, machte sich heute Morgen vor Ort ein Bild von der Situation und sprach mit Betroffenen. Er äußerte sich entsetzt und zugleich erleichtert, daß "kein Mensch bei diesem heimtückischen Anschlags-Versuch zu Schaden gekommen" ist. Ein Polizei-Sprecher sagte: "Die Wirkung der Granate war so stark, dass wir von einem Anschlag sprechen." Im Vergleich zu bisherigen Aktionen gegen Flüchtlings-Unterkünfte sprach er von einer "neuen Qualität" und einer besonderen "Brisanz".
Partei-PolitikerInnen, die ansonsten durch ihre Äußerungen die Stimmung gegen Flüchtlinge anheizen, zeigten sich nun "entsetzt" oder "erschüttert".
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Österreich: Obergrenze für Flüchtlinge
Bundeskanzler Faymann färbt "S"PÖ braun (20.01.16)
Wagenknecht auf den Spuren Lafontaines
Flüchtlings-Obergrenze sei schon "fast erreicht"
(13.01.16)
Gerüchte gegen Flüchtlinge...
verbreitet und geglaubt (19.11.15)
BKA: Kriminalität bei Flüchtlingen
nicht höher als bei Deutschen (13.11.15)
De Maizière contra Merkel?
Polit-Kaspeletheater von Berlin (9.11.15)
Asylheime brennen
in BaWü und MecPomm (20.09.15)
"Kriegs-und Ausbeutungspolitik"
Offener Brief von Jürgen Todenhöfer (26.08.15)
Antirassistische Plakat-Aktion
in Freital (25.07.15)
Europa mordet
Heute: 700 im Mittelmeer
und Zehntausende in Afrika (19.04.15)
Europa mordet
Verhungern in Afrika
Ertrinken im Mittelmeer (15.04.15)
Fakten gegen Vorurteile
Mediendienst Integration regt zu Diskussion an (5.01.15)
Aktion gegen Festung Europa
Mit dem Bolzenschneider zur EU-Mauer (3.11.14)
NRW: Mißhandlungen von Asylsuchenden
Polizeigewerkschaft beklagt Staatsversagen (29.09.14)
Festung Europa
Massenmord im Mittelmeer (15.09.14)
Festung Europa
Flüchtlinge aus Niger in Sahara verdurstet (31.10.13)
Mord an Flüchtlingen
Barroso auf Lampedusa ausgebuht (9.10.13)
Festung Europa
Über 60 Flüchtlinge ermordet (3.10.13)
Festung Europa
Tödliche Mauer am Bosporus (11.12.12)
Hunger und Kapitalismus
"Der Süden finanziert den Norden" (17.10.12)
Festung Europa
Die NATO und der Tod von 63 Bootsflüchtlingen (5.04.12)
Statistik widerlegt Sarrazin-Thesen
Lohnt die Auseinandersetzung? (12.01.11)
Festung Europa
Bollwerk am Bosporus geplant (1.01.11)
Festung Europa
Grenzregime am Bosporus verstärkt (2.11.10)
Festung Europa
Libyen als EU-Grenzposten (29.06.09)
Berlusconi: Besser in Afrika verhungern
als in Italien interniert (20.05.09)
Verfahren gegen Lebensretter in Italien
Stefan Schmidt und Elias Bierdel von 'Cap Anamur'
vor Gericht (17.05.09)
Italien schiebt afrikanische MigrantInnen ab
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Ausbeutung durch die Industrie-Nationen
Eine Nahaufnahme aus Burkina Faso (11.03.09)
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Positive Wende in Australien:
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