Wald-AIDS in Baden-Württemberg
Buchen besonders stark geschädigt
|
|
|
|
|
Stuttgart (LiZ). Wie die "schwarz-gelbe" Vorgänger-Regierung verbucht auch die "grün-rote" Landesregierung unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Elend des Waldes in der offiziellen Statistik. Wer Wer eine Wende in der Verkehrs- oder der Landwirtschaftspolitik erwartet hatte, sieht sich getäuscht.
Statt die Ursachen beim Namen zu nennen - an erster Stelle der Ausstoß von Stickoxiden und Ammoniak aus der industriellen Landwirtschaft und an zweiter Stelle der Autoverkehr - ist im offiziellen Waldzustandsbericht der Landesregierung nur vom Stress-Faktor Klima die Rede. Die industrielle Tierhaltung ist für rund 80 Prozent der Ammoniak-Emissionen verantwortlich. Unbestreitbar ist auch die klimatische Veränderung menschengemacht. Doch in fast allen Berichten, in denen mehrfach vom "Klimawandel" die Rede ist, wird der Eindruck erweckt, dieser stehe mit dem elenden Zustand der Wälder in ursächlichem Zusammenhang. Fakt ist jedoch, daß für einen gesunden Wald extreme Wetterlagen wie der Dürre-Sommer 2003 oder auch Schädlinge wie der Borkenkäfer kein ernsthaftes Problem darstellen. Erst die anhaltende Immunschwäche der deutschen Wälder (AIDS = erworbenes Immunschwäche-Syndrom) läßt sie anfällig werden. Mit dem Verweis auf den "Klimawandel" wird von den Ursachen abgelenkt und damit zugleich jede Kritik an der Politik vermieden.
Wie die offizielle - stark geschönte - Statistik des baden-württembergischen Waldzustandsbericht 2014 bestätigt, hat sich der Zustand der Wälder im "Ländle" verschlechtert. Nur ein Viertel der Waldfläche konnte noch als gesund eingestuft werden. Im Vergleich zwischen 2013 und 2012 wurde lediglich eine leichte Verbesserung im Rahmen der langjährigen Schwankungsbreite verzeichnet. Rund 75 Prozent des Waldes in Baden-Württemberg ist krank - 42 Prozent müssen sogar als stark geschädigt gelten.
Besonders stark geschädigt sind die Buchen in Baden-Württemberg. Ein deutliches Indiz für die Immunschwäche der Buchen ist der Befall durch den Buchenspringrüssler. Rund 50 Prozent der Buchen im Land fallen dem Insekt zum Opfer. Doch statt endlich Konsequenzen zu ziehen und sich früherer längst vergilbter grüner Programme zu erinnern, die Biolandwirtschaft zu fördern und nicht länger zu behindern oder die Verkehrs-Wende gegen Daimler, Porsche und Co. durchzusetzen, steckt die Landesregierung Geld in Züchtungs-Forschung: An der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg wird mit Buchen experimentiert, die mehr Hitze vertragen sollen.
Auch der Zustand der Fichten hat sich verschlechtert. Dennoch kam die Fichte im Vergleich zu den anderen Baumarten bislang noch glimpflich davon. Daß auch die Fichte - ähnlich wie die Buche - unter Stress steht, läßt sich an der ungewöhnlich starken Fruchtbildung erkennen. Die Fichten wollen so zum Zweck der Arterhaltung ihre Gene über eine lebensfeindliche Periode hinweg retten. Dieses Phänomen macht sich in lichten Kronen bemerkbar, weil die Nährstoffe in die Zapfen umgelenkt werden und beim Nadelwachstum fehlen.
ForstwissenschaftlerInnen beobachten schon seit dem Jahr 2000 die gehäuft auftretenden "Mastjahre" der Buche. In einer Art "letztem Aufbäumen" produzieren die Buchen eine extreme Masse an Bucheckern, um das Überleben der Art langfristig zu sichern. Die Substanz, die für die Produktion der Frucht aufgebracht wird, fehlt den Buchen dann allerdings für die Ausbildung der Blätter. Die Überlebenschance der so geschwächten Bäume sinkt dadurch dramatisch.
Die Eichen haben sich in Baden-Württemberg in den vergangenen zwölf Monaten leicht erholt. Sie konnten auch der Trockenheit besser widerstehen. Andere Laubbaumarten wie Esche und Bergahorn zeigen wiederum mehr Schäden. Das von einem Pilz ausgelöste Eschensterben weitet sich rasant aus. Auch in diesem Fall ist der Pilz nicht die Ursache, sondern nur der Auslöser. Gesunde Bäume mit einem intakten Immunsystem werden nicht befallen.
Anmerkungen
Siehe auch:
Buschbeller Wald bei Köln bedroht
Unsinniger Sandabbau (21.07.14)
Wald-AIDS 2013
Zustand schlechter - nicht besser (10.03.14)
Nationalpark im Schwarzwald kommt
Kleiner Fortschritt in Baden-Württemberg (28.11.13)
Wald zu 98 Prozent Rohstofflieferant
Nur 2 Prozent Naturwald dienen als Alibi (15.10.13)
Dem deutschen Wald geht es
schlechter als in den 1980er-Jahren (4.02.13)
Wald-AIDS greift um sich
Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.03.12)
Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)
Giftige Grünalgen an der bretonischen Küste
Sarkozy: "Industrielle Landwirtschaft unschuldig"
(29.07.11)
Keine Entwarnung bei Wald-AIDS
Zustand kaum verändert (1.02.11)
Wald-AIDS in Baden-Württemberg
Schäden innerhalb der Schwankungsbreite
Zustand der Eichen nach wie vor "alarmierend" (27.11.10)
Appell gegen Massentierhaltung
Für eine Agrar-Wende (23.11.10)
Bayerischer Forstminister
und wenig Promille (18.08.10)
Globale Waldvernichtung:
13 Millionen Hektar pro Jahr (26.03.10)
Wald-AIDS weiter virulent
Aigner veröffentlicht "Waldzustandsbericht 2009"
(22.01.10)
Wald-AIDS in Baden-Württemberg:
Oettinger legt desaströsen "Waldzustandsbericht" vor
Haupt-Verursacher Massentierhaltung weiter verleugnet
(1.12.09)
Baden-Württemberg: Wald liefert 37 Prozent
weniger Gewinn
Wald-AIDS, Nachwirkungen von Sturm Lothar
und Klimawandel spürbar (21.08.09)
Trotz Wald-AIDS:
Deutsche Forstwirtschaft nicht nachhaltig (21.07.09)
"Waldzustandsbericht" 2008 veröffentlicht
Wald-AIDS verschlimmert sich schleichend (21.02.09)
Wald-AIDS auch in den USA
Sterberate in 20 Jahren verdoppelt (24.01.09)
Wald-AIDS:
Elende Zustände in Baden-Württemberg (18.11.08)
Wald-AIDS wird beschwiegen
Mainstream-Medien leugnen weiterin Hauptverursacher
(19.03.08)
Wald-AIDS im Jahr 2007
und das Elend der Politik (30.01.08)
Wald-AIDS in Baden-Württemberg
Nur drei Jahre seit 1983 waren schlimmer... (24.11.07)
Wald-AIDS im Jahr 2006
Haupverursacher Landwirtschaft (25.01.07)
Seehofer will die jährlichen
"Waldschadensberichte" canceln (14.07.06)
Wald-AIDS im Jahr 2005
Der Waldzustandsbericht und die Ursachen (22.01.06)
Der Wald hat AIDS
"Rot-Grün" schaut zu (18.03.05)
Wald-AIDS so schlimm wie nie zuvor (8.12.04)
Wald-AIDS - Zustand schlimmer als 1983 (19.10.04)
WWF sieht "Rot-Grün" auf dem Holzweg
"Holz-Charta" offenbart Mißachtung der Wälder (3.09.04)
Der Wald hat AIDS
Aktuelle Befunde am Krankenbett (28.06.04)
Auch "Rot-Grün" kann nicht länger leugnen:
Dem Wald geht's immer schlechter (12.12.03)
Waldsterben trotzt Künast
Optimismus allein nützt nichts (23.10.03)
Waldsterben virulent (29.08.03)
Künast zum Haartest? (15.07.03)