Jaunde (LiZ). Für den Anbau von Palmöl-Plantagen sollen in Kamerun 60.000 Hektar Regen- wald vernichtet werden. Das Projekt wird von dem berüchtigten US-Investment-Konzern Blackstone vorangetrieben. Bedroht ist ein bislang unberührtes Gebiet im Südwesten Kameruns, das durch eine hohe Artenvielfalt gekennzeichnet ist.
Das Palmöl soll vor allem für die europäische Industrie produziert werden. Vernichtet würde infolge der Profitgier ein Gebiet, da direkt an den an den Korup Nationalpark und das Rumpi-Hills-Waldreservat angrenzt. In dem bis heute unberührten Urwald kommen 25 Prozent aller afrikanischen Primaten-Spezies vor, darunter Schimpansen, Waldelefanten und die sehr seltenen Drills. Der Südwesten Kameruns hat nach Madagaskar die zweithöchste Biodiversität in Afrika. 45.000 Menschen würden durch den Bau der Palmöl-Plantagen ihr Land und damit ihre Existenzgrundlage verlieren.
Für Investment-Konzerne gewinnt Afrika an Attraktivität: Durch den weltweit steigenden Verbrauch an Palmöl werden immer weitere Flächen für Plantagen benötigt. Afrika hat das passende Klima für Ölpalmen und kann die für solche Investitionen benötigten Finanzmittel in der Regel nicht aus eigener Kraft aufbringen. Einer dieser Investment-Konzerne ist die Blackstone Gruppe. Sie gehört zu den größten Finanzinvestoren der Welt und hält unter anderem Aktien der Deutschen Telekom, der Allianz SE sowie ein Milliarden schweres Immobilienpaket der Deutschen Bank. Nun will Blackstone offensichtlich auch am weltweiten Palmöl-Boom mitverdienen. Die Energiefirma Sithe Global, an der Blackstone 80 Prozent der Anteile hält, will in Kamerun auf 60.000 Hektar Ölpalmen anpflanzen.
Eine perfide Werbe-Kampagne soll den Eindruck erwecken, bei dem Palmöl-Projekt handele es sich um eine Wohltätigkeits-Veranstaltung. Eine eigens gegründete Pseudo-Entwicklungshilfeorganisation namens "All for Africa" sammelt Spenden für Palmöl-Setzlinge. Angeblich sollen eine Million "Bäume" gepflanzt werden, die einen "nachhaltigen Mehrwert für ganz Afrika" bewirken könnten. Daß es sich bei den "Bäumen" tatsächlich um Ölpalmen handelt, daß für deren Pflanzung zunächst Regenwald gerodet werden soll und daß 45.000 Menschen aus der Region vertrieben werden sollen, erfahren die potentiellen SpenderInnen nicht.
Neben Blackstone und "All for Africa" sind an dem Vorhaben auch Firmen wie SD Sustainable Oils, Herakles Farms und Sithe Global beteiligt. Herakles-Chef Wrobel argumentiere, mit den Plantagen in Kamerun würden Palmöl-Importe aus Indonesien eingespart und so die dortigen Regenwälder und Orang-Utans geschont. Tatsache ist jedoch, daß der Markt weiter wächst, die Nachfrage nach Palmöl und damit die Regenwaldzerstörung in Afrika und Indonesien zunimmt, wenn dem Treiben kein Einhalt geboten wird. Hierzu gehört selbstverständlich in erster Linie, die Nachfrage in den Industrieländern politisch zu stoppen.
Sandra Altherr, Sprecherin der Naturschutz-Organisation 'Pro Wildlife', weist auf weitere negative Auswirkungen hin: "Industrielle Monokulturen wie Palmöl-Plantagen haben oft katastrophale Folgen für die lokale Bevölkerung. Denn riesige Flächen werden dort blockiert, wo sie zuvor Waldprodukte traditionell nutzen konnten. Und den Reibach machen die US-Firmen, nicht die Landbevölkerung in Kamerun." Katja Weise von der Naturschutz-Organisation 'Naturefund' prangert das Projekt ebenso kompromißlos an: "Die geplante Palmöl-Plantage von Blackstone würde einen einzigartigen Regenwald zerstören, der zu den ältesten Wäldern dieser Erde gehört. Unzählige Arten würden unwiederbringlich ihren Lebensraum verlieren und Tausende von Menschen ihre Lebensgrundlage."
BeobachterInnen vor Ort berichten, daß derzeit Firmenmitarbeiter von Dorf zu Dorf ziehen. Sie verschenkten lebende Schweine, Bierkästen und Reissäcke an die Dorfältesten, um den wachsenden Widerstand der lokalen Bevölkerung zu brechen. "Herakles hat bereits tausende Palmensetzlinge in das Gebiet transportiert. Außerdem sind die Bulldozer schon in Stellung gebracht," berichtete Altherr. Herakles schaffe Fakten, noch bevor die Regierung Kameruns über das Projekt entschieden habe.
'Pro Wildlife', 'Naturefund', 'Rettet den Regenwald', der SAVE Wildlife Conservation Fund und etliche weitere Organisationen setzen sich für den Erhalt des bedrohten Regenwaldes ein. Derzeit richtet sich die Hoffnung auf den Forstminister Kameruns, Elvis Ngolle Ngolle. Doch letztlich wird das Palmöl-Projekt nur mit Hilfe internationalen Drucks zu verhindern sein.
Anmerkungen
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