Paris (LiZ). Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich haben Greenpeace-AktivistInnen auf eklatante Sicherheitsmängel bei französischen Atomkraftwerken aufmerksam gemacht. Die terrorismus-gefährdeten Anlagen können unabhängig vom Wahlausgang für viele Jahre weiter betrieben werden. Außerdem halten sowohl Nicolas Sarkozy als auch François Hollande am Wahnsinn der französischen Atombewaffnung fest.
Ein Greenpeace-Aktivist gelangte mit einem motorisierten Gleitschirm in die Hochsicherheitszone des Atomkraftwerks Bugey. Er setzte symbolisch Rauchsignale auf einem der Reaktoren ab und landete dann auf dem AKW-Gelände. Die Aktion bewies einmal mehr die Verwundbarkeit französischer Atomanlagen bei Terrorangriffen aus der Luft. In ein anderes AKW drang ein Mann ein, der die Wachen austrickste. Beide wurden festgenommen.
"Das Ziel dieser Aktion ist es, eine Botschaft an die beiden Präsidentschaftskandidaten zu senden, die das Risiko der Atomkraft leugnen," erklärte Sophia Majnoni von Greenpeace Frankreich. Zugleich veröffentlichte Greenpeace eine neue Studie, die - wie zuvor schon eine ähnliche Studie über deutsche Atomkraftwerke, die nach den Anschlägen in vom 11. September 2001 in Auftrag gegeben und vom damaligen "grünen" Atom-Minister Jürgen Trittin geheim gehalten wurde - zu dem Ergebnis kommt, daß sämtliche französischen Atomkraftwerke nicht ausreichend gegen Terrorangriffe aus der Luft geschützt sind.
Schon lange ist bekannt, daß das älteste französische AKW Fessenheim mit einer Betonhülle von lediglich 80 Zentimeter Stärke nicht einmal dem gezielten Absturz eines Cessna-Kleinflugzeugs standhalten kann. Der französische "Pannenmeiler" ist nur 21 Kilometer vom elsässischen Colmar, nur 24 Kilometer vom südbadischen Freiburg und rund 35 Kilometer von Basel entfernt. Aus der neuen von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie geht hervor, daß neben dem AKW Fessenheim sieben weitere Atomkraftwerke besonders verwundbar sind: das AKW Bugey, das AKW Gravelines, das AKW Dampierre, das AKW Blayais, das AKW Chinon, das AKW Saint-Laurent und das AKW Cruas.
Daß die Sicherheitsvorkehrungen an französischen Atomkraftwerken völlig unzureichend sind, bewiesen Greenpeace-AktivistInnen bereits im Dezember 2011: Sie stiegen dem AKW Nogent, 95 Kilometer südöstlich von Paris, aufs Dach. Mehrfach wies die Anti-Atom-Bewegung im Dreyeckland auf die Möglichkeit von Terrorangriffen auf das AKW Fessenheim von einer selbst mit LkW frei anzufahrenden nahegelegenen Stelle hin. Nach jahrelangen vergeblichen Hinweisen, war dann der "Erfolg", daß eine zusätzliche Polizei-Streife zu Patrouillen auf dem Gelände des AKW zum Einsatz kommt. Wie diese Polizei-Patrouillen in der Lage sein sollen, etwa den Abschuß einer Panzerfaust über den Rheinseitenkanal hinweg zu verhindern, blieb seitdem das Geheimnis der französischen Behörden.
Anmerkungen
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